Männliche Beschneidung |
Luverna
Schülerin
Dabei seit: 02.01.2012
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Das Problem, das sich aus einem Verbot ergeben könnte, ist, dass viele Eltern es dann sicher trotzdem machen lassen - dann aber nicht mehr von einem Arzt, sondern bei einem Beschneider im Ausland - wahrscheinlich ohne Betäubung und unter schlechten hygienischen Bedingungen.
Bei Mädchen ist das jedenfalls oft der Fall. Und das ist für die betroffenen Kinder sehr viel schlimmer als eine Beschneidung durch einen Arzt unter vernünftigen, hygienischen Bedingungen.
Noch besser wäre es natürlich, die Eltern zu überzeugen, dass eine Beschneidung nicht nur Nachteile bringt, sondern auch unnötig ist. Wenn der Gott der Religion jedoch ausdrücklich eine Beschneidung verlangt, könnte das schwierig sein. Vor allem, wenn Leute dagegen protestieren, die der betreffenden Religion überhaupt nicht angehören.
Im Christentum wurde die Beschneidung unter Paulus abgeschafft, weil viele Nicht-Juden, die mit dem Christentum sympathisierten, aus Angst vor eben der Beschneidung davor zurückschreckten, Christen zu werden. Möglich, dass Jesus von irgendwelchen Evangelisten (wie Tnomas) entsprechende Worte in den Mund gelegt wurden, da er ja in den Evangelien, die wirklich in der Bibel stehen, gar nicht dazu Stellung nimmt.
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zum letzten Mal von Luverna: 06.07.2012 15:25.
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06.07.2012 14:28 |
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casey
Schüler
Dabei seit: 09.07.2009
Themenstarter
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@Cellmorbasg: Das "Krankenschwester-Wir" wirkt leicht überheblich. Daher meine Vermutung, hier würde direkt wieder Antisemitismus bemüht.
Ich denke, die Juden haben auf jeden Fall etwas mit der Verbreitung der Beschneidung zu tun. Wenn vielleicht auch doch eher andersrum: In den USA waren Juden zwar auch oft Anfeindungen ausgesetzt, aber dies stand in keinem Verhältnis zu dem Antisemitismus in Europa. Ich denke, gegen Ende des 19. und zu Anfang des 20. Jahrhunderts waren viele europäische Ärzte etc. auf dem "Sex ist böse und Onanie auch"-Trip, weshalb die Beschneidung für sie eine tolle Vorbeuge- und Behandlungsmethode gewesen wäre - wäre da nicht der Antisemitismus gewesen. Die Beschneidung war in den Köpfen eng mit dem Judentum verbunden, wie also konnte man eine solche Praxis, so segensreich sie auch erschien, plötzlich gutheißen, wo sie doch den verhassten Juden assoziiert wurde?
Dahe hat sich die Beschneidung in Europa nie so wirklich durchgesetzt, während sie in Amerika, wo der Antisemitismus nicht so stark ausgeprägt war, fröhlich Wurzeln geschlagen hat.
Gefällt dir die Theorie besser?
Hier kann man bei einem Briefappell an unsere Bundeskanzlerin (wahrscheinlich völlig sinnlos) und unseren Bundespräsidenten (das könnte fruchtbarer sein) mitmachen:
Es geht darum, dieses unsägliche Gesetz, dass religiöse Beschneidung endgültig legalisieren und jetzt schnell durchgedrückt werden soll, zu verhindern. Ich halte das für einen Skandal, wie überhaupt diese ganze Diskussion. Ich hätte nie gedacht, dass ein Sachverhalt, der so völlig klar ist, so vehement diskutiert werden kann. Auch scheint es mir inzwischen, als würde die Berichterstattung immer weiter zugunsten der Beschneidungsbefürworter kippen, wahrscheinlich, um religiöse Interessensgruppen nicht auf den Schlips zu treten.
Was ich am meisten vermisse: Zuverlässige Zahlen und Fakten zu auftretenden Komplikationen bei der Beschneidung. Irgendwie hat da jede Gruppe ihre eigene Statistik...
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16.07.2012 19:15 |
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Überheblich war der Beitrag insgesamt in der Tat, wobei das Krankenschwester-Wir (kannte den Ausdruck noch nicht) für mich eher nicht Überheblichkeit signalisiert sondern an die Hand nehmen um jemanden sozusagen mit der Nase an das naheliegende heranzuführen.
Es geht auch nicht darum ob mir die eine oder andere Theorie besser gefällt, sondern ob es Argumente gibt, die die Theorie unterstützen oder widerlegen, ob eine Theorie plausibel ist.
Das Engagement in allen Ehren, aber einen Brief an eine Pastorentochter oder einen Pastor und beim Pastor soll er noch mehr Anklang finden? Ich weiß ja nicht.
Die Wahrnehmung mit deutlich vernehmbareren Stimmen für Beschneidung oder für eine noch zu treffende Abwägung, teile ich aber vollkommen.
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16.07.2012 20:12 |
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casey
Schüler
Dabei seit: 09.07.2009
Themenstarter
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Joachim Gauck hat sich "Freiheit" als großes Thema auf die Fahnen geschrieben. Ich denke, mit ein bisschen nachdenken sollte er drauf kommen, dass hier die Freiheit der männlichen Nachkommen empfindlich eingeschränkt wird.
Petitionen sind ja immer irgendwie an den falschen adressiert - aber in dem Fall glaube ich deiner Einschätzung erst, wenn unser Präsident endlich mal dazu äußert. Vielleicht ist er ja für eine Überraschung gut.
Hier übrigens mal ein Artikel, in dem jüdische Beschneidungsgegner zu Wort kommen:
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16.07.2012 20:21 |
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Alex22
Schüler
Dabei seit: 13.03.2008
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Wenn es denen Spaß macht, lasst denen doch die Freude.
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16.07.2012 21:11 |
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casey
Schüler
Dabei seit: 09.07.2009
Themenstarter
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Hast du auch was halbwegs fundiertes zu bieten oder war das jetzt dein Wort zum Montag?
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16.07.2012 21:41 |
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Es macht eben nicht jedem Spaß. Wenn ein achtjähriges Kind aber unter Schmerzen beschnitten wird ohne dass es nein sagen kann, läuft aus meiner Sicht was falsch.
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16.07.2012 21:54 |
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casey
Schüler
Dabei seit: 09.07.2009
Themenstarter
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@Cell: Bei dem Achtjährigen, beziehst du dich da hier drauf?
Ich hab den Artikel mit Interesse gelesen. Er fängt höchst vielversprechend an, macht dann aber am Ende einen unglaublichen Twist. Ich war sehr irritiert, vor allem, weil SPON seit Tagen wirklich nur Beschneidungsfürworter zu Wort kommen lässt... wenn auch wie in diesem Fall notdürftig maskiert.
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16.07.2012 22:13 |
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Ja, genau. Nur weil der Autor das heute gut findet, heißt das ja nicht, dass man es verallgemeinernd gut finden kann, dass achtjährigen ohne Grund Schmerzen zugeführt wird. Von daher ist der Twist in der Hinsicht für mich nebensächlich, und bestes Fallbeispiel wie es nicht sein sollte.
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16.07.2012 22:21 |
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Tonks.21
Schülerin
Dabei seit: 04.11.2007
Alter: 28
Herkunft: Malfoy Manor Pottermore-Name: KeyWatch201
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bei einem Erwachsenen würde ich sowas auch noch sagen. Als Erwachsener darf man über sich selber, also auch über den eigenen Körper entscheiden. Man darf sich die Haare schneiden, sich Tattoos stechen lassen und anziehen was man will. Wenn man dann aus irgendeinem Grund auch eien Beschneidung will, denke ich mir- seine Entscheidung.
Das Problem sehe ich wie bereits erwähnt bei Minderjährigen, die beschnitten werden, weil die Eltern das so wollen. (Ich meine dabei keine medizinischen Gründe)
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16.07.2012 22:44 |
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casey
Schüler
Dabei seit: 09.07.2009
Themenstarter
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Naja, so nebensächlich finde ich das nicht. Der naheliegende Schluss wäre ja gewesen, der religiösen Beschneidung allgemein eine Absage zu erteilen, vor allem, da es seinen Eltern selbst ja überhaupt nicht wichtig war. Stattdessen schlägt er in die selbe Kerbe wie viele Beschneidungsbefürworter, die vehement gegen die Entscheidung zur Beschneidung im entscheidungsfähigem Alter argumentieren: Beschneidung tut nur weh, wenn man schon älter ist, deshalb sollte man das unbedingt bei kleinen Babys machen lassen.
Wenn ich es mir das jetzt recht überlege... dieser Text ist wirklich von Anfang bis Ende Pro-Beschneidung!
Die Argumente habe ich ja fast am liebsten:
1. Babys (vor allem Babys im Alter von 8 Tagen) tut eine Beschneidung nicht weh
2. Babys können sich in dem Alter sowieso an nichts erinnern
Wenn sich niemand dran erinnern kann, woher weiß man dann, dass es nicht weh tut?!
Ich habe auch gelesen, dass bei Babys die Vorhaut meist noch an der Eichel klebt, sie also regelrecht davon "abgerissen" werden muss
Man kann sich schon vorstellen, dass dabei einiges schief gehen kann! Diese Verklebung sowie die postnatale Phimose lösen sich mit fortschreitenden Alter auf, zumindest bei den meisten.
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16.07.2012 22:58 |
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Das Abkippen in Richtung ausdrückliche Legalisierung der Beschneidung hängt damit zusammen, daß sich der Zentralrat der Juden in Deutschland vehement des Themas angenommen hat.
Es ist ja nun so, daß der Völkermord an den Juden sehr gern als Totschlagargument angeführt wird, weil dadurch hierzulande ein Demuts- und Erstarrungsreflex ausgelöst wird. Es ist selbstverständlich berechtigt, bei antisemitischen Übergriffen (auch verbaler Art) auf das Dritte Reich zu verweisen. Aber ich halte es für geistig unredlich, die Krematorien schon rauchen zu sehen, wenn mal irgendwo ein Furz quersitzt.
Im vorliegenden Fall ist es ja auch so: Abermals nach dem Dritten Reich werde jüdisches Leben unmöglich gemacht, wird gesagt. Und sogleich wurde auch die Antisemitismuskarte gespielt.
Dabei wurde übersehen oder bewußt in den Hintergrund gedrängt, daß sich das Urteil nicht auf eine jüdische Beschneidung, sondern auf eine moslemische Beschneidung bezieht. Der Antisemitismusvorwurf geht also offensichtlich daneben. Es geht nur darum, mögliche Gegenpositionen gegen das Beschneidungserlaubnisgesetz (so nenne ich es einmal) von vornherein zu disktreditieren und in die rechte Ecke zu stellen.
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17.07.2012 00:28 |
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casey
Schüler
Dabei seit: 09.07.2009
Themenstarter
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Der Bundestag will im Eilverfahren ein Gesetz Pro religiöse Beschneidung verabschieden:
CDU/CSU, FDP, SPD sind dafür, die Grünen auch, nur die Linke ziert sich ein bisschen (will erst Expertenmeinungen einholen). Die einzige Partei, die sich tatsächlich gegen ein solches Gesetz ausspricht, sind die Piraten, aber die sitzen ja noch nciht im Bund.
Ich bin ja keine Expertin. Aber so wie ich das sehe, kann dieses Gesetz zwar beschlossen werden, käme aber niemals vorm Bundesverfassungsgericht durch, da es schlicht und ergreifend nicht verfassungsgemäß ist. Nur was muss passieren, bis sowas beim Bundesverfassungsgericht landet? Ne Klage? Da wird sich doch wohl jemand finden lassen...
Es wird die ganze Zeit beschrieen, dass das Ausland völlig empört auf dieses Urteil reagiert und unser Ansehen Schaden leidet, aber inzwischen wurde mir zugetragen, dass die Auslandspresse tatsächlich Gift und Galle spuckt, während die Kommentare das Urteil größtenteils feiern. Dort würde sich ein ähnliches Bild wie auf deutschen Seiten zeigen, wo sich der überwiegende Teil (nämlich: fast alle) gegen Beschneidung aussprechen.
Ausgenommen sind davon natürlich Blogs etc. jüdischer und muslimischer Blogger. Die sind wirklich teilweise ein Fundus an idiotischen Argumenten...
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20.07.2012 02:36 |
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casey
Schüler
Dabei seit: 09.07.2009
Themenstarter
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Jetzt labert der Deutsche Richterbund auch noch mit rein und findet den blinden Aktionismus des Bundestages gut:
Das geht mir jetzt wirklich nicht in den Kopf! Ändert ein Gesetz was an der Sachlage? Kann unsere Verfassung dadurch ausgehebelt werden?
Der Bund deutscher Kriminalbeamter (ich finds ja super, dass wir für alles einen Bund haben) kritisiert die Richter jedenfalls scharf für diese Idiotie.
Schon vor ein paar Tagen hat sich übrigens der Bund der Kinderärzte (...) gegen die Beschneidung ausgesprochen und die müssten es doch eigentlich wisswn!
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20.07.2012 11:57 |
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