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Leitmotive in der Filmmusik |
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Die Leitmotivtechnik, ursprünglich natürlich hauptsächlich in Opern verwendet, entstand in der Romantik, als das übliche Nummernordnungsschema (die strenge Einteilung in Arien, Rezitative und Ensembles) langsam aufgebrochen wurde und sich die Komponisten dieser Ära (allen voran natürlich Richard Wagner, unter dem die Leitmotivtechnik ihren ersten Höhepunkt erreichte und dessen Namen auch heute noch am engsten mit ihr verbunden ist, auch wenn er sie nicht "erfand" und das Wort "Leitmotiv" niemals selbst verwendete) überlegten, wie man die Oper stattdessen strukturieren könnte. Die Leitmotivtechnik, bei der Motive und Themen, die bestimmten Orten, Personen, Dingen oder abstarkten Konstrukten zugeordnet sind und die durch Variation und Veränderung die Geschichte auf der musikalischen Ebene miterzählen, war das Ergebnis. Besonders Wagners "Ring des Nibelungen" wird immer gern als Beispiel herangezogen.
Auch in die Filmmusik fanden die Leitmotive rasch Einzug, v.a. durch Max Steiner und Erich Wolfgang Korngold. In den 60ern und frühen 70ern wurde die Leitmotivik in der Filmmusik, zusammen mit der Verwendung des Orchesters, sehr selten, erlebte jedoch in den späten 70ern und 80ern eine Rennaissance, vor allem natürlich durch John Williams und seine ausgiebige Verwendung der Technik in Film(reihen) wie "Star Wars", "Indiana Jones", "Der weiße Hai", "Superman" oder "E.T.".
Heutzutage ist die Leitmotivtechnik aus der Filmmusik kaum mehr wegzudenken, wenn sie auch meistens in recht einfacher Form daher kommt (viele Filme haben inwzischen nur noch ein Hauptthema). Neben der "Star Wars" Reihe zählt zu den absoluten Höhepunkten Howard Shores Komposition zu Peter Jacksons "Der Herr der Ringe", nach wie vor eine der genialsten und vielschichtigsten Anwendungen der Leitmotivtechnik mit über 80 verschiedenen Themen, Motiven und Untermotiven und einer exzellenten Verknüpfung untereinander.
Ich persönlich bin ein großer Fan der Leitmotivtechnik und liebe es immer, mir von Filmsscores die Geschichte mit musikalischen Mitteln erzählen zu lassen, motivische Verknüpfungen auszumachen oder einfach (im Idealfall) die perfekt getroffene musikalische Identität einer Figur oder einer Sache anzuhören. Was mich allerdings immer ungemein stört ist die weit verbreitete Angewohnheit, innerhalb einer Filmmreihe nicht nur den Komponisten, sondern gleich die ganze Motivsprache zu wechseln. Prominentestes Beispiel ist natürlich "Harry Potter". Bis auf Hedwigs Thema gibt es leider keine durchgängige leitmotivische Entwicklung. Noch schlimmer hat es die "X-Men" Filme erwischt, bei denen jeder Film von einem anderen Komponisten vertont wurde und es praktisch gar keine Rückbezüge gibt, lediglich die Hauptthemen der drei "X-Men" Filme ("Wolverine" und "First Class" nicht mit einbezogen) klingen recht ähnlich. Wenn ein Regisseur ein Film-Franchise übernimmt, muss er doch auch mit dem Material seiner Vorgänger arbeiten und kann wichtige Rollen nicht einfach umbesetzen, warum gilt das nicht auch für Komponisten? Das schöne an Leitmotiven ist ja gerade, dass man sie einem Komositionsstil anpassen und gut integrieren kann, wie u.a. die Verwendung von Hedwigs Thema in den späteren "Harry Potter" Filmen beweist.
Natürlich gibt es auch positive Gegenbeispiele, etwa Don Davis Soundtrack zu "Jurassic Park III" oder John Ottmans Score zu "Superman Returns". Beide Filme sind nun nicht gerade Meisterwerke, aber rein musikalisch betrachtet wurde in beiden die von John Williams aufgebaute Leitmotivstruktur sinnvoll weitergeführt.
Wie steht es mit eurem Verhältnis zur Leitmtoivtechnik?
__________________ The Sith will rule the galaxy. And then we shall have peace...
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