Literaturempfehlung - wer kennt sich aus? |
Vi83
Schülerin
Dabei seit: 21.07.2011
Herkunft: Spinner's End
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Literaturempfehlung - wer kennt sich aus? |
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Hallo,
ich habe vor kurzem "Das Parfüm" von Patrick Süßkind gelesen und fand es wirklich gut. Mir hat der Schreibstil sehr zugesagt und ich fand es auch ziemlich spannend.
Nun bin ich auf der Suche nach einem neuen Buch zum Lesen. Könnt ihr mir etwas empfehlen?
(Auf "Das Parfüm" bin ich gekommen durch den Film zum Buch).
Schöne Grüße
Vi83
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01.09.2011 19:51 |
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Justine
Schülerin
Dabei seit: 14.08.2005
Herkunft: von der Venus
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Da meldet sich mal wieder die Buchhändlerin zu Wort. (Ich weiß, ich bin nervig, aber ich liebe meinen Job :lol
Ich habe von Süßkind ebenfalls "Das Parfüm" und "Die Taube" und "Der Kontrabass" gelesen.
"Das Parfüm" ist grandios, die zwei anderen haben mir nur mäßig gefallen, sind sind von der Handlung als auch vom Stil her ganz anders.
Wen ich empfehlen kann, der grob in die Richtung geht, wäre Martin Suter.
Seine Bücher sind größtenteils eine Mischung aus Gesellschaftssatire und Krimi, außerdem recheriert Suter wahnsinnig gut.
Meine Favoriten von Suter wäre:
- Der lezte Weynfeldt
- Die dunkle Seite des Mondes
- Der Teufel von Mailand
Schau dir die doch mal, und poste ob sie dir zusagen oder nicht.
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01.09.2011 19:58 |
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late_knight
Schüler
Dabei seit: 06.08.2009
Alter: 31
Herkunft: Niederbayern
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Wenn dir das Parfüm gefallen hat, könntest du auch "SChlafes Bruder" von Robert Schnieider gut finden.
Stell dir das Parfüm vor und ersetz die Düfte durch Töne, also das absolute Riechorgan durch das absolute Gehör.
__________________ Erst kommt Lächeln,dann kommen Lügen. Zuletzt Schüsse.- Roland der Revolvermann
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01.09.2011 23:01 |
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Vi83
Schülerin
Dabei seit: 21.07.2011
Herkunft: Spinner's End
Themenstarter
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Hallo late_knight, das macht mich ja sehr neugierig
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02.09.2011 23:30 |
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Justine
Schülerin
Dabei seit: 14.08.2005
Herkunft: von der Venus
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"Schlafes Bruder" fand ich fast noch ne Nummer härter als "Das Parfum".
Hier mal ein Teil des Wikipedias-Eintrag (lies ihn ja nicht selbst, sonst kennst du die ganze Handlung):
Es ist definitiv lesenswert, auch die Verfilmung von Joseph Vilsmaier fand ich gar nicht schlecht.
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03.09.2011 10:34 |
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Vi83
Schülerin
Dabei seit: 21.07.2011
Herkunft: Spinner's End
Themenstarter
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Oh vielen Dank, Justine, dass du mir dies gepostet hast.
Auf jeden Fall klingt es interessant, finde ich. Aber ich bin mir nicht sicher, ob mir dies nicht eine Spur zu hart ist... .
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So, wollte mal posten, wie es auf meiner Suche nach meiner Leselektüre weitergegangen ist. Da ich im Bereich der Belletristik erstmal leider kein Buch gefunden hatte, für das ich mich so richtig erwärmen konnte, habe ich in den letzten Wochen intensiv Kulturmagazine bzw. den Kulturteil von Zeitschriften gelesen.
Und jetzt versuche ich es mit der "Päpstin" von Donna W. Cross. Habe das Buch zwar dieses Jahr schon einmal gelesen, aber dies ist schon mehrere Monate her und für mich ist es auf jeden Fall ok, ein gutes Buch mehrmals zu lesen.
Viele Grüße
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Dieser Beitrag wurde 2 mal editiert, zum letzten Mal von Vi83: 11.10.2011 12:50.
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03.09.2011 23:35 |
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casey
Schüler
Dabei seit: 09.07.2009
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Denk aber bitte dran, dass dieses Buch historischer Schwachsinn ist (nicht wegen der Päpstin, sondern dem Frauenbild). Trotzdem ist es sehr spannend, also viel Spaß
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11.10.2011 13:06 |
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Vi83
Schülerin
Dabei seit: 21.07.2011
Herkunft: Spinner's End
Themenstarter
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Hey,
Was ist denn mit dem Frauenbild? Willst Du sagen, dass das generelle Frauenbild, dass in diesem Buch so dargestellt wird, nicht der damaligen Realität entsprach? Oder wie kann ich Deinen Beitrag verstehen?
Neugierige Grüße
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11.10.2011 13:13 |
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grit
Schülerin
Dabei seit: 23.11.2010
Alter: 59
Pottermore-Name: GespenstMantel17850
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Zumindest hatten im Mittelalter die Frauen weitaus mehr Rechte, auch in wirtschaftlicher Hinsicht, als in der sog. frühen Neuzeit - da war es weitaus finsterer.
__________________ Hier geht's zu meiner FF: Charitys Geheimnisse
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11.10.2011 17:20 |
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Vi83
Schülerin
Dabei seit: 21.07.2011
Herkunft: Spinner's End
Themenstarter
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Hallo casey,
wie kommst Du denn gerade zu so einem Hausarbeitsthema? Warst Du früher Fan des Buches? Vielleicht hast Du ja Lust, ein paar Unterschiede ( Buch / damalige Realität) zu nennen. Würde mich schon interessieren
.
Tschüß
Vi83
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12.10.2011 23:21 |
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casey
Schüler
Dabei seit: 09.07.2009
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Hi V83,
wenn es dich wirklich interessiert, würde ich meine Hausarbeit (Note: 1
) auch einfach mal hier reinsetzen. Ich war früher ein sehr großer Fan des Buches (auch jetzt noch, ich finde halt, es ist sehr spannend geschrieben, ob alles stimmt oder nicht, und für diese Erkenntnis bekam ich dann auch ein Plus von meiner Dozentin ^^), aber als mir meine Dozentin dann den Auftrag gab, das Thema "Frauen im Mittelalter" in meinem Referat zu behandeln, wurde mir erst klar, wie fernab der Realität dieses Buch eigentlich ist. Übrigens konnten selbst meine Mitstudenten, allesamt Geschichtsstudenten, kaum glauben, was ich ihnen da erzählte.
Und das brachte mich dann auf die Idee, beide Seiten zu vergleichen.
lg
casey
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13.10.2011 00:13 |
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casey
Schüler
Dabei seit: 09.07.2009
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Ich hatte drei Themen, zu denen ich die Situation im Buch beschrieben habe und dann die mittelalterliche Realität dagegen stellte. Ich fass es einfach mal zusammen:
Mädchen sind sündig und unwürdig, Wissen zu erwerben. Die Kirche verbietet es und auch sonst ist jeder der Meinung, dass eine gebildete Frau unnatürlich ist. Johannas Verkleidung ist der einzige Weg für sie, um lernen zu können.
- Bauern hatten keine Gelegenheit, ihre Töchter unterrichten zu lassen, Unterricht in Lesen und Schreiben war aber in den höheren Ständen durchaus üblich für Mädchen
- ab dem 13. Jahrhundert gab es in den Städten Laienschulen, wo Jungs und Mädchen gleichermaßen unterrichtet wurden
- ab dem 6. Jahrhundert entstehen parallel zu den Mönchsklöstern Nonnenklöster, wo Frauen ungehindert Wissen erwerben konnten mit dem Segen der Kirche
- der Eintritt in ein Nonnenkloster war teuer, so dass Johanna diese Möglichkeit wahrscheinlich versperrt geblieben wäre, doch im ganzen Buch findet diese Option kein einziges Mal Erwähnung, genauso wie nie Nonnen überhaupt erwähnt werden - fast, als gäbe es sie gar nicht
- der überlieferte Briefwechsel z.B. einer Hildegard von Bingen mit hohen Würdenträgern zeigt, dass eine gebildete Frau durchaus akzeptiert und respektiert wurde, ebenso wie ihre Heiligsprechung
- ein überwiegender Teil der mittelalterlichen Bevölkerung bestand aus Analphabeten - Frauen UND Männer. Dies ist aber eher auf einem Mangel an Gelegenheit zurückzuführen statt eines kirchlichen Dogmas
Johanna soll gezwungen werden, einen Kerl zu heiraten, den sie gar nicht kennt. "" S. 178
- Die Ehen wurden tatsächlich meistens von den Familien der Brautleute gestiftet, aber
- eine Eheschließung ohne die Einwilligung der Braut war vollkommen unmöglich. Man konnte sie zwar natürlich mit Drohungen zu einem Ja zwingen, aber wenn sie dieses Ja vor dem Traualtar verweigerte, konnte sie auch nicht verheiratet werden
- nach der Hochzeit ging die Frau aus dem (vgl. Vormund) ihres Vaters in den ihres Ehemannes über. Munt bedeutet aber nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten (Versorgung der Ehefrau, Schirm und Schutz)
- die Braut erhielt von ihrem Bräutigam die Brautgabe, die als eine Art Witwenversorgung verstanden werden kann. Diese blieb zumindest teilweise im Besitz der Frau, sie war also nicht mittelos.
- Das Einverständnis des Vaters war für die Eheschließung nötig, wenn dieser es verweigerte, konnte der Bräutigam die Braut "entführen" und ohne Einverständnis des Vaters (aber immer mit dem Einverständnis der Braut) heiraten. Es gab also durchaus Liebeshochzeiten gegen alle Widerstände.
- Der Mann durfte seine Frau durchaus züchtigen, doch gab es fließende Grenzen. Im Spätmittelalter war es gar in den Städten verboten, auf dem Land noch erlaubt, doch gerade dort, also im bäuerlichen Umfeld, wo die Ehe eine Partnerschaft war, wo jeder auf den anderen angewiesen ist, konnte es sich ein Mann nciht leisten, seine Frau permanent zu verprügeln. Hatte er dann auch noch keinen guten Grund bzw. schlug er zu hart, bekam er die Verachtung der Nachbarn zu spüren.
- Ein Mord an der Ehefrau ist, anders als Cross den Eindruck erwecken will, völlig inakzeptabel.
Quasi nicht existent. Frauen waren im Prinzip Freiwild, Vergewaltigung stand nicht unter Strafe (vgl. der Prozess, über den Gerold als Markgraf richtet, S. 225). Ehebruch wurde nur bei Frauen geahndet.
- schon im ältesten fränkischen Volksrecht (pactus legis salicae) gibt es schon Geldstrafen allein bei der Berührung einer Frau, ebenso Geldstrafen für Vergewaltigung, wobei sich die Höhe der Strafe nach dem Familienstand der Frau richtete (Strafe war bei verheirateten Frauen doppelt so hoch wie bei Junggesellinnen, auch Schwangere und Witwen standen unter beosnderen Schutz)
- Es gab aber auch wesentlich empfindlichere Strafen wie Blendung, Kastrierung, Hinrichtung. In Sizilien zog nach der Gesetzgebung Friedrichs II. sogar die Vergewaltigung einer Prostituierten die Todesstrafe nach sich, dazu hohe Geldbußen für jeden, der sich der unterlassenen Hilfeleistung schuldig machte
- Problem wie heute: Aussage gegen Aussage. Wurde die Frau danach schwanger, konnte das zudem nicht als Vergewaltigung gewertet werden, da nach mittelalterlichen Verständnis eine Frau nur empfangen konnte, wenn sie Lust beim Akt empfand.
- Bei Ehebruch wurden Männer auch bestraft, allerdings weniger hart (meist mit mehrjährigen Bußen)
Fazit: Spannendes Buch, auch wenns nicht stimmt
Literatur:
- Bumke, Joachim: Höfische Kultur. Literatur und Gesellschaft im hohen Mittelalter Band 1. München 1986
- Cross, Donna W.: Die Päpstin. Augsburg 2000
- Epperlein, Siegfried: Bäuerliches Leben im Mittelalter. Schriftquellen und Bildzeugnisse. Köln 2003
- Fossier, Robert: Das Leben im Mittelalter. München 2008,
- Goetz, Hans-Werner: Leben im Mittelalter vom 7. bis zum 13. Jahrhundert. München 1986
- Goetz, Hans-Werner: Moderne Mediävistik: Stand und Perspektiven der Mittelalterforschung. Darmstadt 1999
- Lexikon des Mittelalters Bd. 6 ‚Lukasbilder bis Plantagenêt‘. München/Zürich 1993,
- Opitz, Claudia: Frauenalltag im Mittelalter. Biographien des 13. und 14. Jahrhunderts. Weinheim/Basel 1985
- Schubert, Ernst: Alltag im Mittelalter. Natürliches Lebensumfeld und menschliches Miteinander. Darmstadt 2002
- Shahar, Shulamit: Die Frau im Mittelalter. Königstein i. T. 1981
Ich hoffe, das bringt ein wenig Licht ins Dunkel
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13.10.2011 15:15 |
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