PID - Präimplantationsdiagnostik |
rai
Schüler
Dabei seit: 17.09.2005
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Ich bin kein Biologe, ich versuchs mal mit meiner eigenen Logik, vielleicht kommt ja was dabei raus.
Der Mensch zeichnet sich ja dadurch aus, unfassbar anpassungsfähig zu sein. Schon alleine dadurch fällt es ja äußerst schwer, "aussonderungswürdige" Krankheiten zu definieren; was mich irgendwo im Dschungel oder in der Arktis, wo die Lebensbedingungen echt hart sind, mit hoher Wahrscheinlichkeit umbringen würde, juckt mich in meinem Loft in Notting Hill doch kein Stück. Wir sind ja selbst mit Handicap in den meisten Fällen überlebensfähig, und für die Menschheit im Großen und Ganzen ist es doch auch nicht von Bedeutung, ob mein einzelnes Kind nun blind oder taub ist oder nicht.
Zumal es im Tierreich meines Wissens ja auch nicht danach geht, ob das dreibeinige Karnickel sich jetzt fortpflanzen - die Frage ist doch eher, a) lebt es lange genug um sich fortzupflanzen und b) findet es einen Partner.
Das funktioniert bei Menschen mittlerweile anders. Wir leben in den meisten Fällen definitiv lange genug und die Partnersuche hat ja auch ein paar andere Kriterien.
Ich kann mir übrigens vorstellen, dass Frauen, die wegen Untergewicht oder Krankheit keinen vernünftigen Zyklus mehr haben, dieses Problem nicht haben, weil es das Kind gefährden würde, sondern vor allem sie selbst. Die würden eine Schwangerschaft nicht überstehen.
Ärzte können mich hier gern korrigieren.
Da stimme ich dir zu.
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13.07.2011 10:22 |
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Karitza
Schülerin
Dabei seit: 03.09.2006
Alter: 33
Herkunft: Minden
Themenstarter
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ich finde das thema nach wie vor schwierig, weil ich immer wieder bei der frage lande: welche eizellen darf bzw sollte man denn einsetzen? sollte man generell drauf verzichten, wenn das kind das down-syndrom hat? ich würde sowas niemals entscheiden wollen (und vermutlich auch gar nicht können)
außerdem hab ich noch nen recht gefunden, bei dem zumindest ich mich automatisch frage, ob es wirklich besser gewesen wäre, wenn die eltern ihr kind gar nicht bekommen hätten? ich hätte es wohl genauso gemacht wie sie
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13.07.2011 11:16 |
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Laláw
Schülerin
Dabei seit: 28.08.2010
Alter: 32
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Die Interessen der Eltern? Solche Dinge wie die PID sind purer Egoismus. Und das spricht eindeutig gegen die Eltern und für den Zellhaufen.
Für mich gibt es keine, aber auch keine Rechtfertigung, über Leben und Nicht-Leben entscheiden zu dürfen. Die PID ist nichts anderes als eine solche Entscheidung.
Genauso wie das Kinderkriegen eine Entscheidung ist - ich kann mich entscheiden, das Risiko eines kranken Kindes einzugehen (es gibt so viele Eltern, die kranke Kinder großziehen), oder ich kann es lassen. Wenn ich genau weiß, dass ich nicht für ein krankes Kind sorgen könnte, dann lasse ich die Finger davon und finde mich damit ab, dass ich wohl lieber keine Familie gründe. Und heutzutage gibt es genug Möglichkeiten, durch Stammbaumanalysen festzustellen, ob ein hohes oder geringes Risiko einer Erkrankung besteht.
Wenn jemand trotz allem die PID in Anspruch nimmt, dann hat das für mich nichts mit dem Wohl des Kindes zu tun, sondern mit der Zufriedenheit der Eltern, die um jeden Preis ein Kind wollen und nicht mal einen Moment überlegen, zu was sie sich da überhaupt "erheben".
Meiner Meinung nach sollte der Mensch nicht in natürliche Prozesse reinpfuschen wenn es nicht nötig ist. Alle, die Kinder mit Behinderungen großgezogen haben, konnten sich das auch nicht aussuchen; ich als PID-Mutter würde mich denen gegenüber ganz schön schämen.
__________________ "The thing about growing up with Fred and George is that you sort of start thinking anything's possible if you've got enough nerve."
—Ginny Weasley
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zum letzten Mal von Laláw: 20.07.2011 01:05.
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20.07.2011 01:00 |
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rai
Schüler
Dabei seit: 17.09.2005
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Das hat ALLES mit dem Wohl des Kindes zu tun! Wenn ich die Möglichkeit habe, meinem Kind ein Leben ohne schwere Erbkrankheit zu schenken, dann tue ich das doch!
Und klar, mit einigen schweren Erbkrankheiten kann man vielleicht recht ordentlich leben, aber Krankheit, die verhindert werden kann, sollte auch verhindert werden! (Ich für meinen Teil kann mit Epilepsie recht gut leben, würde mich aber trotzdem dagegen entscheiden wenn ich könnte.)
Ich kanns nicht fassen, dass du den Eltern hier unterstellst, selbstzufrieden und ohne einen Gedanken an andere mal eben PID durchzuführen. IVF ist bestimmt kein Sonntagsspaziergang, das macht man in den meisten Fällen eher nicht mal eben so nebenbei.
Ebenso einen Zellhaufen im Reagenzglas über ein Paar lebendiger Menschen zu stellen finde ich... beunruhigend.
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20.07.2011 09:57 |
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Lizz_94
Schülerin
Dabei seit: 09.08.2007
Alter: 29
Herkunft: Bayern
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Ich glaube kaum, dass ein Paar sich einfach leichtfertig für eine IVF und eine PID entscheidet, als wäre es gar nix, oder einfach nur aus "bequmlichkeit". Das Kind leidet ja dann auch, nicht nur die Eltern.
Natürlich kann man sie aufziehen, es gibt Hilfsmittel und Medikamente, dennoch gibt es tausende von behinderten Kindern die dennoch nicht am Leben richtig teilhaben können, Schmerzen haben, Leiden. Solche Kinder leben oft auch nicht gerade lange, so dass es für die Eltern ein doppelter Schmerz ist. Sie müssen sehen, wie IHR Kind leidet, und dan, dann müssen sie auch noch damit klarkommen, dass es stirbt/gestorben ist, dass es keine Zukunft hat wie "normale" Kinder, dass es trotz der heutigen Möglichkeiten immer noch sehr sehr schwer ist, damit umzugehen.
Wenn das Kind schon da ist, dann sollte es natürlich gepflegt und geliebt werden, so wie es ist, aber wenn es um Zellen geht, die mMn noch KEIN Mensch sind.... warum sollte man (mehr oder weniger) freiweillig das Leid der Eltern und des Kindes in Kauf nehmen?
Ich war mal in einem Kinderhospiz...und da hab ich einige Kinder gesehen, eins wusste, dass es bald stirbt, die anderen waren zu weit weg in ihrer eigenen Welt um zu sprechen. Das hat mich unendlich traurig gemacht und richtig geschockt. Das Kind, dass reden konnte hat auch gemeint, dass es dann nicht mehr wehtun wird, und dass er sich darauf freut. Er meinte den Tod. "Spaß" hatte da keiner. Und wenn es eine Möglichkeit gibt, womit man bei einigen Paaren genau dies verhindern kann, dann halte ich das nicht für egoistisch.
Ich befürworte es.
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Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zum letzten Mal von Lizz_94: 20.07.2011 12:53.
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20.07.2011 12:52 |
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Laláw
Schülerin
Dabei seit: 28.08.2010
Alter: 32
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Komisch dass keiner von euch auf meine Begründung dafür eingeht, WARUM ich es egoistisch von den Eltern finde. Ein anderer User hat es hier ein paar Seiten vorher schon gesagt - es gibt nichts schlimmeres als Paare, die auf "Biegen und Brechen" ein Kind wollen. Denn das kann unmöglich etwas mit dem Wohl des Kindes zu tun haben. Solche Paare wollen Kinder um ihretwillen haben, nicht um des Kindes Willen.
Wenn man ein krankes Kind hat, dann ist es in erster Linie das Kind, welches leidet - aber nein, die armen armen Eltern, die sich um dieses kümmern müssen (wie toll, dass es die PID gibt, da kann man ja schön Gott spielen). Die haben es doch auf die Welt gebracht? Wenn sie das Risiko kannten, hätten sie es ja lassen können. Man kann nunmal nicht alles haben, manchmal gehören Kinder auch zu solchen Dingen und man sollte lernen, sich damit abzufinden.
Und dass die PID mit künstlicher Befruchtung einhergeht, unterstützt meine Ansicht noch viel mehr, denn wenn ein Elternteil zeugungsunfähig ist oder wenn eine Frau schon mehrere Totgeburten hatte, könnte man vielleicht mal zu dem Schluss kommen, dass die Natur es wohl nicht wollte, dass man ein Kind hat. Wer es dann immer noch nicht einsieht, hat am allerwenigsten das Recht dazu, sich seine Kinder auszupicken.
__________________ "The thing about growing up with Fred and George is that you sort of start thinking anything's possible if you've got enough nerve."
—Ginny Weasley
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zum letzten Mal von Laláw: 20.07.2011 14:42.
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20.07.2011 14:41 |
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Harry62442
Schüler
Dabei seit: 11.10.2005
Alter: 30
Herkunft: MäcPomm
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Komischerweise spricht kaum einer vom "Gott spielen", wenn man versucht, bei einem erwachsenen Menschen zum Beispiel Krebs zu behandeln.
Müsste man eigentlich bleiben lassen, oder , wenn "die Natur es so gewollt hat"?
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20.07.2011 15:49 |
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Laláw
Schülerin
Dabei seit: 28.08.2010
Alter: 32
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Geht es in diesem Thema um Krebs oder um PID?
__________________ "The thing about growing up with Fred and George is that you sort of start thinking anything's possible if you've got enough nerve."
—Ginny Weasley
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20.07.2011 16:10 |
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Karitza
Schülerin
Dabei seit: 03.09.2006
Alter: 33
Herkunft: Minden
Themenstarter
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für mich macht es aber einen unterschied, ob man krankheiten heilen möchte oder dem menschen von vornherein das leben abspricht. nur mal so als einwurf
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20.07.2011 16:44 |
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Laláw
Schülerin
Dabei seit: 28.08.2010
Alter: 32
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Was du meinst sind so genannte Designerbabys. Aber die meinte ich nicht. Ich rede nur davon, dass ich die PID niemals erlauben würde, für niemanden.
Entweder hab ich Pech und ein krankes Kind, Glück und ein gesundes, oder ich bin mir der Erbkrankheiten in meiner Familie bewusst und habe gar keins.
__________________ "The thing about growing up with Fred and George is that you sort of start thinking anything's possible if you've got enough nerve."
—Ginny Weasley
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20.07.2011 18:04 |
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Harry62442
Schüler
Dabei seit: 11.10.2005
Alter: 30
Herkunft: MäcPomm
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Einem Menschen das Leben abzusprechen bedeutet vereinfacht die Tötung eines Menschen (hier aufgrund einer Krankheit) zu befürworten oder sie zumindest nicht abzulehnen.
Nun ist es aber nunmal so, dass bei jeder künstlichen Befruchtung nicht alle befruchteten Eizellen eingesetzt werden. Das heißt, selbst wenn man den Zellhaufen als "Mensch" bezeichnen möchte (was nicht haltbar ist), werden immer einigen davon "das Leben abgesprochen". Warum man dann nicht jene nicht über das Stadium des Zellhaufens hinauskommen lassen soll, die am ehesten Einschränkungen in ihren Leben zu erwarten haben, muss man mir immer noch erklären.
Warum nicht? Kannst du das auch erklären, oder ist das nur dein Bauchgefühl?
Denn genau das, was du hier ansprichst, ist eine der grundlegensten Funktionen der Natur. Die stärksten und gesündesten Individuen vermehren sich am effektivsten, was auf lange Sicht die Anzahl der schwachen/ kranken Individuen verringert. Wenn wir Menschen in einer modernen Gesellschaft diesen natürlichen Prozess einschränken (wir lassen niemanden verhungern, der nicht arbeiten kann; betreiben IVF, etc.), dann müssen wir auch in gewissem Maße die andere Seite betrachten. Und das geschieht unter anderem bei der PID.
@Glaedr: Designerbabies sind zum großen Teil Science Fiction. Eine absolute Kontrolle sämtlicher Eigenschaften eines Menschen ist über seine Gene sowieso nicht möglich. Optisch noch nicht, von der Persönlichkeit her niemals.
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20.07.2011 18:47 |
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