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Bernhard Nowak Bernhard Nowak ist männlich
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Themenstarter Thema begonnen von Bernhard Nowak


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Die Eurokrise ist mitnichten vorbei, wie dieser Artikel zeigt:


Edit:
Das Bundesfinanzministerium hat meine Anfrage zum Primärüberschuss in Griechenland beantwortet:

a) Meine Anfrage:

Sehr geehrte Damen und Herren, wie sieht es mit der Manipulation der
griechischen Haushaltsdaten aus?
Werden wir schon wieder über die griechische Schuldentragfähigkeit nach Strich
und Faden belogen ?



MfG
Bernhard Nowak

b) Die Antwort:

Sehr geehrter Herr Nowak,

das Bundesfinanzministerium hat keinen Anspruch darauf, griechische
Haushaltsdaten zu überprüfen. Die Zuständigkeit hierfür liegt in der
Verantwortung der griechischen Regierung. Im Ãbrigen werden die Haushaltsdaten
zu gegebener Zeit auch durch EUROSSTAT, der europäischen Statistikbehörde,
bewertet.

Gerne finden Sie hier einen Kontaktlink:


Mit freundlichen GrüÃen
Michael Leisinger

- Leitungsstab -
Bundesministerium der Finanzen
Referat für Bürgerangelegenheiten

Edit: Streitgespräch zur Rolle der Banken in der Finanzkrise:

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Ian Richardson in: "House of cards, Teil 2: To play the King"

Dieser Beitrag wurde 5 mal editiert, zum letzten Mal von Bernhard Nowak: 18.04.2014 11:59.

16.04.2014 23:24 Bernhard Nowak ist offline E-Mail an Bernhard Nowak senden Homepage von Bernhard Nowak Beiträge von Bernhard Nowak suchen Nehme Bernhard Nowak in deine Freundesliste auf
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Interessanter Hinweis von Doll. Er hat recht.

Das hier konnte ich nicht verifizieren:



Wenn das so zutreffen sollte, wäre das ein kolossaler Eingriff in die Unabhängigkeit der Zentralbank, der dann sämtliche Reste des Vertragswerks vollends in den Orkus spült.

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"Wir leben in einem Zeitalter der Massenverblödung, besonders der medialen Massenverblödung." (Peter Scholl-Latour)

Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zum letzten Mal von mandragora: 19.04.2014 13:44.

19.04.2014 13:43 mandragora ist offline Beiträge von mandragora suchen Nehme mandragora in deine Freundesliste auf
Bernhard Nowak Bernhard Nowak ist männlich
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Ich bin sehr gespannt, was das Bundesverfassungsgericht hierzu sagen wird:


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Ian Richardson in: "House of cards, Teil 2: To play the King"
20.04.2014 11:18 Bernhard Nowak ist offline E-Mail an Bernhard Nowak senden Homepage von Bernhard Nowak Beiträge von Bernhard Nowak suchen Nehme Bernhard Nowak in deine Freundesliste auf
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Dazu können sie frühestens was sagen, wenn der EuGH was gesagt hat. Bis dahin sind Fakten schon geschaffen worden.



Und das hier:



... ist wirklich ein absolutes Unding. So sieht die "Hilfe" und "Solidarität" unserer Regierung mit Südeuropa aus. Pech gehabt. Wären sie eine Bank, dann wäre das nicht passiert.



Edit 23.4.2014: Brandaktuell kommen hier die heiÃersehnten Defizitzahlen der Eurostat.



Griechenland: - 23 Mrd Defizit, oder -12,7 Prozent des BIP.

Primärsaldo laut Datenbank: - 15,887 Mrd Defizit, oder - 8,7 Prozent des BIP.





Das mit Abstand höchste Defizit seit Beginn der Krise, sowohl absolut als auch in Prozent. So sieht der "Primärüberschuss", den unsere Regierung seit Monaten feiert, aus, liebe Leute!!

Edit: Unglaubliches Kino. Die Eurostat lässt in der Pressemitteilung die Primärsalden aus. Die Kommission berichtet von einem âPrimärüberschussâ. Die gesamte Journaille fällt darauf rein, bisher ohne eine einzige Ausnahme.

Edit: Vereinzelte Lichtblicke gibts doch noch:





Edit 24.4.2014:



Sehr höflich ausgedrückt. Man könnte es auch als Volksverdummungskampagne bezeichnen.



Ich wüsste nicht, wie man es treffender ausdrücken könnte.

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Dieser Beitrag wurde 9 mal editiert, zum letzten Mal von mandragora: 24.04.2014 22:23.

20.04.2014 11:55 mandragora ist offline Beiträge von mandragora suchen Nehme mandragora in deine Freundesliste auf
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Die ganzen arbeitslosen jungen Menschen der europäischen Südschiene
( gerade auch in Frankreich und Italien)
entfachen entweder bald den Europäischen Frühling im gigantischen AusmaÃ
und/ oder enden als Kanonenfutter im Dritten Weltkrieg.
Es haben in Europa inzwischen zuviele Leute nichts mehr zu verlieren.
Sollte es auch in Deutschland soweit kommen, daà die Wirtschaft zusammenbricht, dann gute Nacht. Wenn die Deutschen loslegen, dann so gründlich, daà kein Stein auf dem anderen bleibt.
24.04.2014 23:24
mandragora mandragora ist weiblich
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Falls sich jemand über die Eurostat-Links wundert, die ich vor zwei Tagen hier reingestellt habe - die Eurostat hat die Daten wieder aus der Datenbank genommen. Unglaublich, was sich da abspielt.

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25.04.2014 13:07 mandragora ist offline Beiträge von mandragora suchen Nehme mandragora in deine Freundesliste auf
Bernhard Nowak Bernhard Nowak ist männlich
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Da machen ja gerade die richtigen Länder Druck:


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Ian Richardson in: "House of cards, Teil 2: To play the King"
25.04.2014 13:18 Bernhard Nowak ist offline E-Mail an Bernhard Nowak senden Homepage von Bernhard Nowak Beiträge von Bernhard Nowak suchen Nehme Bernhard Nowak in deine Freundesliste auf
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Lucke Contra Schäuble und Kampeter, die nächste:









Edit 29.4.2014:



Der Teil mit den Pensionskassen ist neu. Was bedeutet, die Diskussion dürfte weiter gehen.

Siehe auch:




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Dieser Beitrag wurde 6 mal editiert, zum letzten Mal von mandragora: 29.04.2014 13:19.

25.04.2014 16:02 mandragora ist offline Beiträge von mandragora suchen Nehme mandragora in deine Freundesliste auf
Bernhard Nowak Bernhard Nowak ist männlich
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Wie ist die Eurokrise entstanden? Darüber gibt - auch wenn er in seinen Einzelheiten sicherlich kontrovers diskutiert werden dürfte - dieser Artikel hier aus den "Blättern für deutsche und internationale Politik" aus dem Mai 2014 Auskunft. Ich habe ihn erworben und stelle ihn hier ein:




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Ian Richardson in: "House of cards, Teil 2: To play the King"

Dieser Beitrag wurde 5 mal editiert, zum letzten Mal von Bernhard Nowak: 29.04.2014 23:30.

29.04.2014 22:40 Bernhard Nowak ist offline E-Mail an Bernhard Nowak senden Homepage von Bernhard Nowak Beiträge von Bernhard Nowak suchen Nehme Bernhard Nowak in deine Freundesliste auf
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Zu dem Artikel: Ich halte das für eine völlige Fehleinschätzung, weil der Artikel die Eurokrise in erster Linie auf eine Banken- und Staatschuldenkrise reduziert. Die Bankenkrise hat in der Tat 2008 begonnen; die Staatschuldenkrise gab es in Griechenland schon vorher. Die eigentliche Krisenursache, die Zahlungsbilanzkrise, wird in dem Artikel wieder völlig ausgeblendet. Sie hat schon Anfang 2000 begonnen, unabhängig von der Bankenkrise. Dies wurde u.a. von Querschüsse bereits x-mal illustriert, siehe z.B. hier.



Die Verwerfungen sind völlig offensichtlich seit Anfang 2000er entstanden und sind durch den Einheits-Euro hervorgerufen.

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30.04.2014 21:07 mandragora ist offline Beiträge von mandragora suchen Nehme mandragora in deine Freundesliste auf
Bernhard Nowak Bernhard Nowak ist männlich
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So, da mandragora netterweise einen "Zwischenthread" gesetzt hat, hier noch ein zweiter Artikel, der die Lage in Griechenland thematisiert - auch aus den "Blättern für deutsche und internationale Politik":



[/QUOTE] Blätter für deutsche und internationale Politik |

Griechenland als Exempel
Wie die EU-Sparpolitik ein Gesundheitssystem ruiniert

von David Stuckler und Sanjay Basu

Im April 2012 wurde in Griechenland ein Gesetz verabschiedet, das es dem Gesundheitsministerium ermöglicht, Bürger auf Geschlechtskrankheiten zu testen â auch ohne deren Einwilligung. Das neue Gesetz war eine Reaktion auf Berichte von Krankenhäusern und Arztpraxen in ganz Griechenland, wonach die Zahl der HIV-Neuinfektionen allein zwischen Januar und Mai 2011 um 52 Prozent emporgeschnellt war. Einen derart drastischen Anstieg hatte es seit mehr als zehn Jahren in keinem westeuropäischen Land gegeben.[1] Die Nachricht von der HIV-Epidemie in Griechenland machte international Schlagzeilen. Da die hart umkämpften griechischen Parlamentswahlen unmittelbar bevorstanden, sah sich der griechische Gesundheitsminister Andreas Loverdos gezwungen zu reagieren. Das Ergebnis war eine Strategie, die historisch betrachtet in fast allen Ländern funktioniert hat, die mit der Epidemie einer sexuell übertragbaren Krankheit konfrontiert waren: Man schiebt die Schuld den Schwächsten in die Schuhe.[2]

Loverdos bezeichnete Prostituierte als âBedrohung für die Gesellschaftâ und âVirenschleudernâ und erklärte feierlich, sie hinter Gitter zu bringen. Das Gesundheitsministerium spielte den griechischen Medien Fotos von HIV-positiven Prostituierten zu und brandmarkte die Frauen als âTodesfalle für Hunderte von Menschenâ.[3]
Während in den heruntergekommeneren Vierteln Athens die Prostituiertenhatz bereits in vollem Gang war, umstellte die Polizei das vornehme Fünfsternehotel âGrande Bretagneâ am Syntagma-Platz, unweit des Parlamentsgebäudes. Die Polizisten schirmten die Hotelgäste nicht nur vor der Razzia ab, sondern auch vor der wachsenden Zahl der Wohnungslosen â Bettler, Junkies und StraÃenkinder, die sich rings um den Platz in den Nischen vor aufgegebenen Geschäften oder auf U-Bahn-Gittern häuslich niedergelassen hatten. Weil die Menschen aufgrund des rasanten Anstiegs der Zwangsräumungen und der Zerschlagung der sozialen Sicherungssysteme nicht mehr wussten, wohin, war die Zahl der Wohnungslosen zwischen 2009 und 2011 um 25 Prozent nach oben geklettert. Gleichzeitig hatte sich die Mordrate in Griechenland zwischen 2010 und 2011 verdoppelt; besonders rasant fiel der Anstieg im Zentrum von Athen aus â rund um das Hotel âGrande Bretagneâ. Zugleich nahmen die Polizisten die Hotelgäste vor den wütenden Demonstranten in Schutz, die vor dem Hotel ihr Lager aufgeschlagen hatten. Denn: Das âGrande Bretagneâ war eine inoffizielle Residenz der âTroikaâ aus Europäischer Zentralbank, Europäischer Kommission und Internationalem Währungsfonds. Während sich die Verhandlungen über ein potentielles Rettungspaket hinzogen, kam es auf dem Syntagma-Platz zu ZusammenstöÃen mit der Athener Polizei. Deren Antwort auf die Forderungen nach mehr Demokratie bestand aus Tränengas, Polizeihunden und Wasserwerfern.

Die ausgesetzte Demokratie
Die Handlung dieser griechischen Tragödie ist ziemlich genau die Umkehrung der Ereignisse in Island. Dort hatten sich im März 2010 bei einer landesweiten Volksabstimmung â der ersten, seitdem sich das Land 1944 für die Unabhängigkeit von Dänemark ausgesprochen hatte â 93 Prozent der Isländer geweigert, für die Spielschulden der Banker geradezustehen.

Anders in Griechenland: Hier wurde auf Geheià der Troika die Demokratie ausgesetzt. Die Ãrmsten und Wehrlosesten mussten nun für die Fehler der Regierung und des Bankensektors haften. Ihr Leben wurde durch eine schonungslose Dosis von SparmaÃnahmen bedroht, die alles in den Schatten stellte, was Europa seit den Lebensmittelrationierungen im Zweiten Weltkrieg erlebt hatte. So diente Griechenland unwissentlich als Versuchslabor für die Frage, wie Sparprogramme sich auf die Gesundheit auswirken.

Die Ursachen dieser Katastrophe liegen in einem regelrechten Tsunami aus finanziellen Fehlentscheidungen, Korruption und Steuerflucht sowie letztlich in einem Mangel an Demokratie. Um zu verstehen, wie Griechenland in diesen Schlamassel hineingeraten ist, muss man mindestens vier Jahrzehnte zurückschauen. Als die Militärregierung, die 1967 durch einen Staatsstreich an die Macht gekommen war, 1974 gestürzt wurde, war Griechenland eines der ärmsten Länder Europas. Nach der Rückkehr zur Demokratie wurden Tourismus, Schifffahrt und Landwirtschaft zu den wichtigsten Wirtschaftszweigen. Die Touristen strömten in Scharen an die weiÃen Sandstrände griechischer Partyinseln wie Mykonos oder Santorin, und griechische Bauern lieferten Baumwolle, Obst, Gemüse und Olivenöl nach Europa. Insgesamt verzeichnete Griechenland in den 80er und 90er Jahren ein langsames, aber kontinuierliches Wirtschaftswachstum von durchschnittlich etwas weniger als 1,5 Prozent im Jahr.

2001: Wie der EU-Beitritt in Griechenland einen Wirtschaftsboom auslöste
Mit der Aufnahme Griechenlands in die Europäische Union im Januar 2001 setzte ein massiver Wirtschaftsboom ein. Das aus der EU ins Land strömende Kapital löste einen Bauboom aus; innerhalb von fünf Jahren stellten europäische Fonds für Infrastrukturprojekte 18 Mrd. Euro zur Verfügung. Die EU-Gelder stockte die griechische Regierung durch Kreditaufnahme noch ordentlich auf, um GroÃprojekte wie neue Häfen oder die Wettkampfstätten für die Sommerolympiade 2004 in Athen zu finanzieren. Man baute sogar ein groÃes Museum, um die griechische Forderung nach einer Rückführung der Parthenonskulpturen zu untermauern â mit 150 Mio. Euro eines der teuersten Kulturprojekte in ganz Europa.[4]

Dank einer Kombination aus EU-Geldern, Investitionen aus dem Ausland und niedrigen Steuer- und Zinssätzen lief die griechische Wirtschaft Mitte des letzten Jahrzehnts auf Hochtouren. Im Februar 2006 sagte der griechische Finanzminister George Alogoskoufis: âWir haben die Chance, ein Wirtschaftswunder zu erwirken.â Im Juni jenes Jahres erreichte das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts den Höchstwert von 7,6 Prozent. Zum Vergleich: Portugal und Spanien, die der EU unter vergleichbaren Ausgangsbedingungen beigetreten waren, verharrten bei einem Wirtschaftswachstum von weniger als zwei Prozent pro Jahr.[5]

Unter der Oberfläche jedoch lauerten groÃe Probleme. Um die vielen Infrastrukturprojekte zu finanzieren, machte Griechenland jedes Jahr fünf Prozent Defizit â ohne die hohen Wachstumsraten wäre das ohnehin nicht möglich gewesen. Dass die Staatsschulden immer weiter anwuchsen, lag aber nur zum Teil an den zu hohen Ausgaben: Um Unternehmen nach Griechenland zu locken, hatte die Regierung die Körperschaftsteuer von 40 Prozent im Jahr 2000 auf 25 Prozent 2007 gesenkt. Auf einen Nenner gebracht war das, was in Griechenland stattfand, das genaue Gegenteil einer soliden Wirtschaftspolitik: Die Regierung gab in guten Zeiten zu viel aus, anstatt etwas für magere Jahre zurückzulegen.

2008: Der dreifache Schock â wie die Lehman-Pleite die griechische Finanzindustrie erfasste
Als 2008 die Banken in den USA ins Taumeln gerieten, erschütterten die Schockwellen auch die griechische Finanzindustrie. Im Gegensatz zu den Isländern mussten die Griechen jedoch nicht ein, sondern gleich drei finanzielle Erdbeben verkraften.

Zuerst kam der âNachfrageschockâ, ein Sinken der Nachfrage nach griechischen Gütern und Dienstleistungen, und das Erlahmen der Bautätigkeit. Dann folgte der âRealitätsschockâ, als aufgedeckt wurde, dass die griechischen Wirtschaftsdaten gefälscht worden waren. Und schlieÃlich wurde das Land von einer âSparkriseâ erfasst â durch den Schock, den die auferlegten SparmaÃnahmen auslösten. Tatsächlich stellte sich bald nach Beginn der Krise heraus, dass die griechische Wirtschaft sehr viel weniger leistungsfähig war, als die Regierung behauptet hatte. Schon in den Jahren vor der Krise hatte die EU-Statistikbehörde Eurostat wiederholt Zweifel an Berichten zur griechischen Wirtschaftslage angemeldet. Die Investoren hatten die Alarmzeichen jedoch ignoriert â bis die Lage Griechenlands im Zuge der Finanzkrise weltweit ins Zentrum des Blickfelds rückte.

Anfang 2010 wurde bekannt, dass die griechischen Staatsfinanzen in einem noch desolateren Zustand waren, als die Revisoren der EU befürchtet hatten. Wie Journalisten aufdeckten, hatten griechische Politiker der Investmentbank Goldman Sachs mehrere Millionen Dollar für das Einfädeln von Transaktionen bezahlt, die es Griechenland in den letzten zehn Jahren überhaupt erst ermöglicht hatten, die EU über den realen Schuldenstand des Landes zu täuschen. Die Daten zur griechischen Schuldenlast waren manipuliert worden, um den Anschein zu erwecken, Griechenland erfülle die Kriterien für eine Aufnahme in die Währungsunion. Goldman Sachs hatte die Spuren so gut verwischt, dass der Betrug selbst bei einer detaillierten Prüfung durch Revisoren der Europäischen Union nicht aufflog.

April 2010: Auf Ramschniveau herabgestuft, eine Gesellschaft am Rande des Abgrunds
Tatsächlich war der griechische Schuldenstand zwischen 2007 und 2010 von 105 Prozent auf 143 Prozent des Bruttoinlandsprodukts angewachsen.[6] Als Anfang 2010 die Nachricht von der tatsächlichen wirtschaftlichen Lage in Griechenland die Runde machte, brach Panik aus. Die Ratingagenturen stuften griechische Staatsanleihen im April 2010 auf âRamschniveauâ herab. Potentielle Investoren, die in Griechenland Geschäftschancen hätten sehen und zur Erholung der griechischen Wirtschaft beitragen können, wurden dadurch abgeschreckt.

Aufgrund der Unsicherheiten begannen die Zinsen auf griechische Staatsanleihen rasant anzusteigen, von zwei Prozent im Jahr 2009 auf zehn Prozent 2010. Dadurch wurde es für Griechenland noch schwieriger, seine Schulden zurückzuzahlen â und die Europäische Gemeinschaft lehnte jede gemeinsame Haftung, die die Zinsen gesenkt hätte, ab.[7]

Dieser Realitätsschock traf Griechenland noch härter als der Nachfrageschock. Das Bruttoinlandsprodukt fiel 2010 um weitere 3,4 Prozent. Die Superreichen hatten ihre Schäfchen derweil längst ins Trockene gebracht, auf Bankkonten in Steuerparadiesen. Die Leidtragenden waren die einfachen Leute: Die Arbeitslosenquote stieg von 7 Prozent im Mai 2008 auf 17 Prozent im Mai 2011. Bei jungen Leuten, die nach dem Schul- oder Studienabschluss auf der Suche nach ihrem ersten Job waren, wuchs sie sogar von 19 Prozent auf 40 Prozent. Für eine halbe Generation gut ausgebildeter junger Menschen endete der Aufbruch ins Erwachsenenleben in der Arbeitslosigkeit.[8]

Die griechische Gesellschaft stand jetzt am Rande des Abgrunds. Da das Land angesichts der ungewissen Lage die Rückzahlung seiner Schulden nicht garantieren konnte und es über seine Währung auf Gedeih und Verderb an die Eurozone gekettet war, blieben der griechischen Regierung wenig Möglichkeiten, um grundlegende staatliche Aufgaben wie Müllabfuhr oder Feuerwehr weiter zu finanzieren. Griechenland musste den Internationalen Währungsfonds um Hilfe bitten.

Im Mai 2010 bot der IWF Kredite an, die an die typischen Auflagen geknüpft waren: Privatisierung von Infrastruktur und staatlichen Unternehmen sowie Kürzungen bei den Sozialprogrammen. Willigte Griechenland ein, so sollte es im Rahmen eines auf drei Jahre angelegten Rettungsplans zur Reduzierung seiner Schulden vom IWF und der Europäischen Zentralbank Kredite in Höhe von 110 Mrd. Euro erhalten. Die Gläubiger â unter anderem jene französischen und deutschen Banken, die an der Finanzierung der Immobilienblase mitgewirkt hatten â erklärten sich zu einem sogenannten âHaircutâ bereit, einem Verzicht auf die Hälfte ihrer Forderungen und einer Senkung der griechischen Kreditzinsen.[9]

Insgesamt sah der Plan des IWF innerhalb von drei Jahren Kürzungen in Höhe von 23 Mrd. Euro vor, etwa 10 Prozent der gesamten griechischen Wirtschaftsleistung, sowie den Verkauf staatlicher Unternehmen im Wert von 60 Mrd. Euro. Auf diese Weise sollte das griechische Defizit bis 2014 von 14 auf 3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts reduziert werden. Die Hauptleidtragenden der Kreditvereinbarung mit der Troika würden die Staatsbediensteten sein: Sie mussten sich auf Massenentlassungen und Gehalts- und Pensionskürzungen einstellen. Ein Sektor indes blieb von Einschnitten verschont: die Polizei. Zweitausend zusätzliche Polizisten wurden eingestellt und gezielt in der Kontrolle von Aufständen geschult. Polizei und Militär wurden mit Tränengas, Schutzausrüstung und Wasserwerfern ausgestattet.[10]

Die griechischen Demonstranten forderten, dass über die Vereinbarung in einem Volksentscheid abgestimmt wird, so wie es in Island geschehen war. Doch das erste Rettungspaket des IWF wurde noch im Mai 2010 verabschiedet, ohne dass das Volk befragt wurde.

Ãrzte âim Untergrundâ
Die Folgen waren dramatisch: Die ohnehin unzureichenden und durch die drastischen SparmaÃnahmen zusätzlich geschwächten griechischen Sozialsysteme waren auf die plötzliche Zunahme der Anzahl bedürftiger Menschen nicht vorbereitet.

Doch wenn ein Gesundheitssystem zusammenbricht, springen bisweilen barmherzige Samariter in die Bresche. Die âNew York Timesâ berichtete von einem griechischen Untergrundnetzwerk von Ãrzten, die mit Hilfe von gespendeten Medikamenten und Verbandszeug Patienten behandelten, die aus der gesetzlichen Krankenversicherung herausgefallen waren.

Kostas Syrigos, Leiter der Onkologie im Sotiria-Krankenhaus im Zentrum Athens, beschrieb eine Patientin mit dem schlimmsten Brustkrebs, den er je gesehen habe. Aufgrund der von der Troika geforderten Gesundheitsreform hatte sie ein Jahr lang vergeblich auf ihre Behandlung gewartet. Als sie in die Untergrundambulanz kam, war der Tumor bereits durch die Haut gewuchert und nässte ihre Kleidung ein. Sie hatte entsetzliche Schmerzen und tupfte die eiternde Wunde mit Papierservietten ab. âIhr Anblick machte uns sprachlosâ, erzählte Dr. Syrigos der Journalistin. âAlle hatten Tränen in den Augen. Ich kannte so etwas aus Lehrbüchern, hatte es aber noch nie gesehen, denn bis jetzt wurde in diesem Land jedem geholfen, der erkrankt war.â[11]

Das erklärte Ziel des Sparprogramms der Troika war, âdas Gesundheitssystem zu modernisierenâ. Das klang, als sollten derartige Tragödien vermieden werden. Wer hätte etwas gegen die Modernisierung des Gesundheitssystems einzuwenden? Dass das griechische System reformbedürftig war, war unter Gesundheitsexperten kein Geheimnis. Das Problem lag darin, dass der Plan der Troika nicht von Gesundheitsexperten, sondern von Ãkonomen entworfen worden war, die weitestgehend darauf verzichtet hatten, fachmännischen Rat einzuholen.

Der âSanierungsplanâ des IWF basierte auf völlig willkürlichen mathematischen Grundlagen. Das Ziel war, âdie staatlichen Gesundheitsausgaben auf maximal sechs Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu begrenzen und dabei gleichzeitig die Versorgung aller Bürger sicherzustellen sowie die Qualität der Pflegeleistung zu verbessernâ. Wo die Idee zu diesem Sechs-Prozent-Ziel herkam, wurde nirgends erwähnt und blieb rätselhaft, denn alle anderen westlichen Länder geben sehr viel mehr aus, um grundlegende Gesundheitsdienste zu gewährleisten. In Deutschland zum Beispiel, das zu den ersten Befürwortern des Sparprogramms in Griechenland gehörte, liegen die Gesundheitsausgaben bei über zehn Prozent.

Der IWF drang auf die Umsetzung einer ganzen Reihe von MaÃnahmen, die auf den ersten Blick gut geeignet schienen, das Haushaltsdefizit zu begrenzen, in der Praxis aber dazu führten, dass viele Menschen den Zugang zu Gesundheitsleistungen verloren. So formulierte die Vereinbarung zwischen dem IWF und der griechischen Regierung das konkrete âZiel, die staatlichen Ausgaben für ambulant verordnete Medikamente von 1,9 auf 1,33 Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu senkenâ.

Der IWF hatte den Kostenanstieg bei Medikamenten zwar richtig diagnostiziert. Nach dem EU-Beitritt Griechenlands 2001 waren die Ausgaben für Arzneimittel in schwindelerregende Höhen gestiegen. Ein Grund dafür war die Korruption: So gab es zahlreiche Berichte, wonach Ãrzten von Pharmafirmen groÃe Summen überwiesen wurden, damit sie mehr Medikamente verschreiben. Mit seinem Therapievorschlag machte der IWF jedoch alles nur noch schlimmer. Anstatt die Vermarktung und den Verkauf von Arzneimitteln strenger zu reglementieren, kürzte man die Budgets der Krankenhäuser. Schon bald gingen den ersten daher die Antibiotika aus. Die Warteschlangen wurden zuerst doppelt, dann dreimal so lang. Viele Patienten fanden selbst in groÃen städtischen Krankenhäusern keinen Arzt. Und der Rückzug des Pharmaunternehmens Novo Nordisk, das für seine Produkte nach den von der Troika verfügten Preissenkungen keine angemessene Bezahlung mehr erzielen konnte, kostete nicht nur Arbeitsplätze, sondern 50 000 griechischen Diabetikern fehlte plötzlich das lebenswichtige Insulin.[12]

Umfragen kamen derweil zum Ergebnis, dass die Griechen sich immer kränker fühlten. 2009 lag die Wahrscheinlichkeit, dass sie ihren Gesundheitszustand als âschlechtâ oder âsehr schlechtâ beschrieben, 15 Prozent höher als zwei Jahre zuvor. Solche Selbsteinschätzungen korrelieren in aller Regel mit der Sterberate, weshalb sie häufig als Indikator für den Gesundheitszustand einer Gesellschaft herangezogen werden, wenn andere Daten nicht verfügbar sind.

Eine ständige Abwärtsspirale aus Budgetkürzungen, PraxisschlieÃungen und noch mehr âverdecktenâ Kosten
Die Kombination aus Rezession und SparmaÃnahmen sorgte letztlich für eine ständige Abwärtsspirale aus Budgetkürzungen, PraxisschlieÃungen und noch mehr âverdecktenâ Kosten. Alten Menschen fiel es besonders schwer, sich an die Veränderungen eines Systems anzupassen, auf das sie sich ein Leben lang verlassen hatten. Insgesamt haben in der Zeit der Rezession und des Sparens nach unseren Schätzungen mindestens 60 000 Griechen über 65 Jahre auf notwendige medizinische MaÃnahmen verzichtet.

Da zahlreiche Präventionsprogramme aufgrund der SparmaÃnahmen eingestellt wurden, breiteten sich Infektionskrankheiten rasant aus. 40 Jahre lang war in Griechenland die Ausbreitung von Krankheiten, die durch Mücken übertragen werden, durch das Sprühen von Insektiziden verhindert worden. Nachdem im Süden Griechenlands die Mittel für die Prävention gekürzt worden waren, kam es im August 2010 zu einer Ausbreitung des West-Nil-Virus, dem 62 Menschen zum Opfer fielen. Wenig später wurde zum ersten Mal seit 1970 ein Malariaausbruch registriert. Das Europäische Zentrum für die Prävention und Eindämmung von Krankheiten empfahl allen, die in den Süden Griechenlands reisten, sich mit Malariamitteln, Mückenspray und einem Moskitonetz einzudecken. Bislang war diese besondere Warnung Reisenden in den Süden Afrikas oder in die asiatischen Tropen vorbehalten.

Doch nicht nur die körperliche, auch die seelische Gesundheit wurde massiv in Mitleidenschaft gezogen. Die Zahl der Selbstmorde stieg zwischen 2007 und 2009 um 20 Prozent. Die Anzahl der Menschen mit psychischen Problemen, die bei karitativen Organisationen Hilfe suchten, verdoppelte sich. Und dabei dürfte es sich nur um die Spitze des Eisbergs handeln. Viele dürften ihre Probleme für sich behalten, weil psychisch Kranke in Griechenland nach wie vor stigmatisiert werden. So verweigert etwa die griechisch-orthodoxe Kirche Menschen, die sich selbst getötet haben, ein kirchliches Begräbnis. Insofern überrascht es wenig, dass Griechenland im fraglichen Zeitraum auch einen Anstieg von âVerletzungen unbekannter Ursacheâ verzeichnete, mit denen nach Ansicht vieler Ãrzte Selbstmorde vertuscht werden sollten, um die Ehre der betroffenen Familien zu retten.[13]

Am überraschendsten jedoch dürfte die HIV-Epidemie im Herzen Athens gewesen sein â die erste in Europa seit Jahrzehnten. Der GroÃteil der neuen HIV-Fälle geht eindeutig auf das Konto infizierter Nadeln: Unter Drogenabhängigen hatte sich die Zahl der Neuinfektionen zwischen Januar und Oktober 2011 verzehnfacht. âIch habe auf den StraÃen von Athen noch nie so viele Drogenabhängige gesehenâ, erzählte uns eine Kollegin. Zahlen der Athener Polizei bestätigen ihren Eindruck: Der Heroinkonsum hatte zwischen 2010 und 2011 um 20 Prozent zugenommen, da immer mehr verzweifelte Menschen â vor allem junge â auf der StraÃe lebten und drogenabhängig wurden.[14]

Die Weltgesundheitsorganisation weià durchaus, wie der Ausbreitung von HIV über infizierte Nadeln beizukommen ist. Ihrer Empfehlung nach sollten jedem Drogenabhängigen jährlich etwa 200 sterile Nadeln zur Verfügung gestellt werden. Doch ausgerechnet zu dem Zeitpunkt, als griechische Epidemiologen vor einer HIV-Epidemie unter Drogenabhängigen warnten, wurde das Budget des Nadelaustauschprogramms in Griechenland zusammengestrichen. Mit der Konsequenz, dass für jeden Drogenabhängigen, Schätzungen des Hellenischen Zentrums zufolge, nur drei Nadeln vorgesehen waren.[15]

Vorbild Island: Die demokratische Alternative
Gewiss, die Optionen des griechischen Gesundheitsministeriums waren in dieser Lage begrenzt, war das Gesundheitsbudget doch um 40 Prozent gekürzt worden. Es gab aber eine politische Alternative: nämlich die demokratische Option. Wie man die Bürger vor ausländischen Investoren schützen kann, die lautstark ihr Geld zurückverlangen, hatte Island vorgemacht.

Also beschloss Premierminister Papandreou im November 2011 â just zu dem Zeitpunkt, als die HIV-Epidemie bekannt wurde â, dem isländischen Beispiel zu folgen. Er kündigte eine Volksabstimmung über das zweite Sparpaket des IWF und der Europäischen Zentralbank an. Für die Griechen war inzwischen unübersehbar, dass das Sparprogramm nicht die erhoffte Wirkung entfaltete. Trotz aller Haushaltskürzungen waren die Staatsschulden bis 2011 weiter angewachsen â auf nunmehr 165 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.

Doch unter dem Druck der Troika und europäischer Spitzenpolitiker, die rasche Rückzahlungen an die Investoren aus Deutschland und anderen Ländern forderten, sah Papandreou sich gezwungen, das Referendum abzusagen. Es entbehrt nicht der Ironie, dass Europa am Südufer des Mittelmeers voll des Lobes für das Erwachen der arabischen Demokratie war und gleichzeitig am Nordufer des Mittelmeers, in Griechenland, der Wiege der Demokratie, eine demokratische Abstimmung hintertrieb.[16]

Die Konsequenzen für Griechenland waren gewaltig: Allein im Jahr 2009 sank das Gesundheitsbudget von 24 Mrd. auf 16 Mrd. Euro, und mit dem zweiten Sparpaket 2012 sollte es noch schlimmer kommen. Das erklärt auch, weshalb das griechische Gesundheitsministerium keine Reserven hatte, um den sich abzeichnenden HIV- und Malaria-Epidemien zu begegnen.

Speziell für Immigranten waren bereits in den Jahren 2009 und 2010 ein Drittel der Gesundheitsleistungen weggekürzt worden. Durch das zweite Sparpaket wurden die entsprechenden Programme völlig ausgehöhlt und konnten mit der Nachfrage in keiner Weise mehr Schritt halten. Diese Nachfrage kam aber inzwischen nicht primär von den Einwanderern, für die die Programme ursprünglich gedacht waren, sondern von Seiten der Griechen. Laut einer Schätzung der Hilfsorganisation Médecins du Monde (die eigentlich vorrangig in Entwicklungsländern aktiv ist) ist der Anteil der Griechen, die sich in den von ihr betriebenen âStraÃenklinikenâ behandeln lieÃen, von 3 Prozent vor der Krise auf nunmehr 30 Prozent angestiegen. Eine weitere internationale Organisation, die mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichneten Médecins Sans Frontières (Ãrzte ohne Grenzen), die normalerweise in Flüchtlingslagern in kriegsgeplagten Regionen tätig ist, startete in Griechenland ein Nothilfeprogramm.

Aus gutem Grund: Im Juli 2012 beschrieb Dr. Samuel R. Friedman, Leiter der Abteilung HIV/Aids des National Development and Research Institute in New York, die Lage in Griechenland als alarmierend: Die griechische Regierung schaffe ein âEpizentrum für die Ausbreitung des [HIV-]Virus in Griechenland und darüber hinaus.â Und auch der Bericht von Dr. Marc Sprenger, Direktor des Europäischen Zentrums für die Eindämmung und Prävention von Krankheiten, nach einer zweitägigen Rundreise zu griechischen Krankenhäusern und Ambulanzen sorgte international für Schlagzeilen. âIch habe Einrichtungen gesehen, wo die finanzielle Ausstattung nicht einmal für grundlegende Dinge wie Handschuhe, Kittel und alkoholgetränkte Tupfer ausreicht.â Sprengers Urteil war vernichtend: âDass die Lage im Hinblick auf antibiotikaresistente Infektionen in Griechenland sehr ernst ist, war uns bereits bekannt. Nach meinem Besuch in Krankenhäusern vor Ort bin ich nunmehr überzeugt, dass es in diesem Kampf fünf vor zwölf ist.â[17]

Das belegen auch die Zahlen: Demnach hatte zwischen 2008 und 2010 beziehungsweise 2011 (dem jeweils letzten Jahr, für das Zahlen vorlagen) die Kindersterblichkeit um 40 Prozent und die Zahl der unbehandelt gebliebenen Erkrankungen um 47 Prozent zugenommen. Doch da das Gesundheitsministerium seinerseits vermied, verschiedene Standard-Gesundheitsdaten zu erheben und öffentlich zugänglich zu machen, sprangen zusehends investigative Journalisten in die Bresche. Sie berichteten von Drogenabhängigen, die sich bewusst mit HIV infizieren, um staatliche Hilfen in Höhe von 700 Euro pro Monat zu erhalten, von Eltern, die ihre Kinder aussetzen, weil sie nicht genug Geld haben, für sie zu sorgen, und über die Tatsache, dass es zum ersten Mal seit Jahrzehnten wieder Fälle von Müttern gebe, die ihre Kinder mit HIV infiziert hätten, weil die routinemäÃige Untersuchung von Schwangeren auf HIV ausgesetzt worden sei.[18]

Und Journalisten deckten noch einen weiteren Angriff auf die Gesundheit griechischer Bürger auf: Die Regierung lieà die Kriterien für den Bezug von Sozialhilfe und Erwerbsunfähigkeitsrenten so umschreiben, dass immer weniger Griechen bezugsberechtigt waren â laut Gesundheitsminister eine MaÃnahme gegen âSozialbetrugâ.

Sparen zu Lasten der griechischen Bürger
Faktisch belasteten die Sparbemühungen in Griechenland eindeutig jene, die den eigentlichen Reichtum des Landes ausmachen: die griechischen Bürger. Der radikale Umbau des Gesundheitssystems, so George Patoulis, Vorsitzender der Medizinischen Vereinigung Athens, habe zu einem einzigen Chaos geführt. Keiner habe mehr den Durchblick, welche Patienten Anspruch auf welche Leistungen hätten. Aufgrund der Zahlungsrückstände der Sozialkassen traten 2012 sogar die Apotheker in einen zweitägigen Streik und drohten, viele von ihnen müssten wegen der Einschnitte schlieÃen. Die griechische Regierung jedoch ignorierte das zunehmende Elend einfach und setzte ihre Attacken auf die Gesundheit der griechischen Bevölkerung mit unverminderter Härte fort. Während die Erhebung und Analyse von Gesundheitsdaten offensichtlich keinerlei Priorität hatte, forderte die Troika immer neue SparmaÃnahmen. Ende November 2012 stimmten der IWF und seine europäischen Partner schlieÃlich dem dritten griechischen Sparpaket zu â das im Gesundheitsbereich die Kürzung von weiteren zwei Mrd. Euro vorsah.

Für die Sparanstrengungen erhielt Griechenland im Gegenzug 28 Mrd. an Notkrediten â trotzdem stiegen die Staatsschulden weiter an und erreichten 2012 ein Rekordniveau von 160 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Warum die vielen Milliarden weder die erhoffte Konjunkturbelebung brachten noch den Schuldenstand eindämmten, schien unbegreiflich. Doch wie Nachforschungen der âNew York Timesâ ergaben, schleusten der IWF und die Europäische Zentralbank das Geld auf dem Umweg über Griechenland direkt nach GroÃbritannien, Frankreich, die USA und Deutschland â auf die Konten jener Gläubiger, die die griechische Investitionsblase mitverursacht hatten. Die mobilisierten staatlichen Mittel dienten also nicht dazu, Griechenland zu helfen, sondern das unklug investierte Geld der globalen Bankenelite zu retten.

Wie schon nach den Krisen in Ostasien und Island gab der IWF 2012 im Nachhinein zu, die negativen Auswirkungen der Sparprogramme unterschätzt zu haben. Eines der wichtigsten Argumente für den Sparkurs war der vom IWF angenommene Staatsausgabenmultiplikator gewesen â ein statistisch ermittelter Wert, der angibt, wie viel Wirtschaftswachstum mit einem Euro Staatsausgaben generiert werden kann. Der IWF hatte diesen Multiplikator auf 0,5 geschätzt. Das hätte bedeutet, dass sich die Konjunktur umso besser erholt, je gröÃer die Einschnitte in den Staatshaushalt ausfallen. Tatsächlich erwiesen sich die wirtschaftlichen Folgen der SparmaÃnahmen jedoch als sehr viel negativer als vom IWF vermutet. Am Ende musste der IWF eingestehen, dass er mit seinen Schätzungen falsch gelegen hatte. Im Februar 2012 beauftragte er seine Volkswirte, die Multiplikatoren neu zu schätzen. Diese kamen zu dem gleichen Ergebnis wie wir: Der Staatsausgabenmultiplikator war gröÃer als 1. Die angeblichen âHilfenâ lösten daher eine Abwärtsspirale aus Arbeitsplatzverlusten, weniger Geld für den Konsum und einem Vertrauensverlust bei den Investoren in ganz Europa aus â und schufen letztlich die Grundlage für ein Gesundheitsdesaster.[19]

Sparen an der falschen Stelle: Der Gesundheitssektor als Wachstumssektor
Der Fehler lag jedoch nicht nur im Sparkurs an sich, sondern vor allem darin, dass an der denkbar falschen Stelle gespart wurde. Staatliche Mittel, die in das Gesundheitssystem investiert werden, tragen sehr viel schneller Früchte als in anderen Bereichen. Tatsächlich gehört der Gesundheitssektor zu den wenigen Branchen, die in Europa und Nordamerika trotz der Krise gewachsen sind. Investitionen im Gesundheitsbereich schaffen neue Arbeitsplätze (für Krankenpfleger, Ãrzte und Laboranten), bringen die technologische Entwicklung voran (durch Laborforschung und Innovationen) und kurbeln die Wirtschaft somit sehr viel stärker an als staatliche Investitionen in fast allen anderen Bereichen.

Griechenland gerade auf diesem Gebiet harte Opfer abzuverlangen, war jedoch letztlich weniger eine wirtschaftliche als eine politische Strategie. Es war eine Warnung an die anderen europäischen Länder, ja an die ganze Welt: Spielt nach den Regeln der Banker, sonst ergeht es euch schlecht. Die deutsche Bundeskanzlerin bezeichnete das griechische Rettungspaket als Lektion für das übrige Europa: âDiese Länder sehen jetzt, dass der Weg, den Griechenland mit dem IWF eingeschlagen hat, kein leichter ist. Sie werden daher alles unternehmen, damit es ihnen nicht genauso ergeht.â[20]

Wie die griechische Tragödie gezeigt hat, können Sparprogramme eine strauchelnde Volkswirtschaft nicht vor dem Absturz bewahren. Im Gegenteil: Sie sind nicht Teil der Lösung, sondern Teil des Problems.

Es gibt jedoch andere Wege als Sparprogramme. Ungeachtet ihrer Forderungen, dass Griechenland seinen Zahlungsverpflichtungen gegenüber deutschen Investoren umgehend nachkommen muss, erkannten selbst einige deutsche Politiker, wie töricht Kürzungen der Sozialausgaben aus wirtschaftlicher Sicht sind. Deutschland selbst legte 2009 ein 50 Mrd. Euro schweres Konjunkturprogramm auf. Auf dem Weltgesundheitsgipfel 2012 in Berlin lobte der damalige deutsche Gesundheitsminister Daniel Bahr die Ergebnisse und argumentierte, Investitionen in die sozialen Sicherungssysteme seien unerlässlich, um das Wirtschaftswachstum in Gang zu bringen.[21]

Doch während Europa Banken rettete, die die Finanzmärkte in die gröÃte Krise seit der GroÃen Depression gesteuert hatten, bestrafte es die griechischen Bürger, als seien sie für die Bilanzfälschungen und die wirtschaftliche Strategie ihrer Regierung verantwortlich. Der Ãkonom James Galbraith bezeichnete den Umgang mit dem griechischen Volk sogar als eine Form der âKollektivstrafeâ. Eine solche Bestrafung ist in Europa ohne Beispiel. Selbst Deutschland hatte nach dem Zweiten Weltkrieg, trotz der Verursachung unermesslichen Leides, im Rahmen des Marshallplans von umfangreichen Investitionen profitiert, die das Wirtschaftswunder überhaupt erst ermöglichten.[22]

Da überrascht es nicht, dass die Griechen heute verzweifelt und wütend sind. Zu besonders heftigen Ausschreitungen kam es anlässlich des Griechenlandbesuchs von Angela Merkel im Oktober 2012. Die 6000 zu ihrem Schutz mobilisierten Polizisten gingen mit Pfefferspray und Blendgranaten gegen Demonstranten vor, die Steine warfen, Nazifahnen verbrannten, âKein viertes Reich!â skandierten und Transparente mit Aufschriften trugen wie âMerkel raus, Griechenland ist keine Kolonieâ, âDas ist nicht die EU, sondern Sklavereiâ oder âSie machen uns das Leben zur Hölleâ. Der Widerspruch, dass ausgerechnet Deutschland in Griechenland auf dem rigiden Sparkurs beharrt, obwohl es nach 1945 von den USA und dem übrigen Europa selbst âgerettetâ wurde, ist den Griechen nicht entgangen.[23]

Keine Frage: Die Griechen sind nicht nur die Opfer von Fehlern, die andere gemacht haben. Viele Griechen haben über ihre Verhältnisse gelebt, Steuern hinterzogen und ihre Bilanzen gefälscht. Doch erst das Krisenmanagement der griechischen Regierung hat dafür gesorgt, dass aus einer schlechten wirtschaftlichen Lage ein Gesundheitsdesaster wurde. Während es den Isländern heute gesundheitlich ähnlich gut geht wie den Amerikanern zu Zeiten des âNew Dealâ, gleicht der Gesundheitszustand der Griechen heute zunehmend dem der Russen â nach der neoliberalen Schocktherapie und Massenprivatisierung in den 90er Jahren.

* Der Beitrag basiert auf dem jüngst im Verlag Wagenbach erschienenen Buch der Autoren: âSparprogramme töten. Die Ãkonomisierung der Gesundheitâ.




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[1] Vgl. Alexander Kentikelenis, Marina Karanikolos, Irene Papanicolas, Sanjay Basu, Martin McKee, und David Stuckler, Health Effects of Financial Crisis: Omens of a Greek Tragedy, in: âThe Lancetâ, 10/2011, S. 1457-1458, Shocking Rise in HIV Infections, Health Ministry Reports, in: âAthens Newsâ, 21.11.2011.

[2] Nach den Krawallen 2008 wurde Griechenland auch als der âkranke Mann Europasâ bezeichnet.

[3] Am Vormittag des 1. Mai fuhr Loverdos mit seinen Leuten von einem Bordell zum anderen. Dabei nahmen sie in 315 Etablissements 275 Prostituierte (und die eine oder andere Immigrantin) fest. Daraufhin stellte er sie öffentlich an den Pranger. Ihre Bilder und Namen wurden veröffentlicht und sie mussten eine Blutprobe abgeben. Als 29 Frauen positiv auf HIV getestet wurden, lieà Loverdos sie wegen âvorsätzlicher Gefährdungâ der Allgemeinheit anklagen, vgl. Charlotte McDonald Gibson, The Women Greece Blames for Its HIV Crisis, in: âThe Independentâ, 25.7.2012.

[4] Botschaft in Athen, 2006 Investment Climate Statement Greece, Athen 2006; Anthee Carassava, In Athens, Museum Is an Olympian Feat, in: âNew York Timesâ, 20.6.2009.

[5] Derek Decloet, As Greece Has Found, Foreign Investors Are No Cure, in: âThe Globe and Mailâ, 6.9.2012.

[6] Im Januar 2013 nahm die griechische Staatsanwaltschaft Ermittlungen auf, ob das griechische Staatsdefizit von jenen, die ein Interesse an harten SparmaÃnahmen haben, künstlich aufgebläht worden war; vgl. Niki Kitsantonis, Prosecutors Call for Investigation on Greek Deficit, in: âNew York Timesâ, 22.1.2013.

[7] Greek Bonds Rated Junk by Standard & Poorâs, in: âBBCâ, 27.4.2010.

[8] Matthew Boesler, The Controversial âLagarde Listâ Has Leaked, and Itâs Bad News for the Greek Prime Minister, in: âBusiness Insiderâ, 27.10.2012.

[9] Da die griechischen Schulden nur vier Prozent der europäischen Gesamtschulden ausmachen, gab es Vorschläge, die auf einen Schuldenerlass hinausliefen, der Griechenland die Refinanzierung erleichtern würde. Aber auf solidarische Lösungen dieser Art hatte die griechische Regierung keinerlei Einfluss. Das Schicksal des Landes lag in den Händen Europas und der internationalen Finanzwelt, und beide waren Griechenland nicht wohlgesinnt.

[10] Gabi Thesing und Flavia Krause-Jackson, Greece Gets $146 Billion Rescue in EU, IMF Package, in: âBloombergâ, 3.5.2010.

[11] L. Alderman, Greek Unemployed Cut Off from Medical Treatment, in: âNew York Timesâ, 24.10.2012,

[12] Insulin Giant Pulls Medicine from Greece over Price Cut, in: âBBCâ, 29.5.2010; auÃerdem weitergehend: Over 200 Medicines Taken Off Greek Market Because of Low Prices, in: âEkathimeriniâ, 8.3.2013.

[13] Weltgesundheitsorganisation, European Health for All Database, Kopenhagen 2012.

[14] Zwei Epidemiologen forderten staatliche SofortmaÃnahmen, vgl. Dimitri Paraskevis und Angelos Hatzakis, An Ongoing HIV Outbreak among Intravenous Drug, EMCDDA early-warning system report, Juli 2011.

[15] Griechische Drogendokumentations- und Ãberwachungsstelle, Annual Report on the State of the Drugs and Alcohol Problem, Athen 2010.

[16] Inmitten all dieses Leids schrumpfte die griechische Wirtschaft weiter. Das BIP sank 2011 um weitere 6,9 Prozent, und die Jugendarbeitslosigkeit übertraf die 50-Prozent-Marke. Kommentatoren wiesen allerdings darauf hin, dass die Popularität Papandreous bereits seit längerem abgenommen hatte und dass er unabhängig von dem vorgeschlagenen Referendum im Zuge der öffentlichen Proteste wohl ohnehin aus dem Amt gejagt worden wäre.

[17] Kate Kelland, Basic Hygiene at Risk in Debt-Stricken Greek Hospitals, in: âReutersâ, 4.12.2012.

[18] Ebd. Der âBBC World Serviceâ berichtete im Januar 2012: âEines Morgens, einige Wochen vor Weihnachten, fand eine Erzieherin in Athen einen Zettel bei einem ihrer vierjährigen Schützlinge.â Darauf stand: âIch werde Anna heute nicht abholen, weil ich nicht genug Geld habe, um mich um sie zu kümmern. Bitte sorgen Sie gut für sie. Es tut mir leid. Ihre Mutter.â, vgl. Chloe Hadjimatheou, The Greek Parents Too Poor to Care for Their Children, in: âBBCâ, 10.1.2012; sowie: Shocking Rise in HIV Infections, Health Ministry Reports, in: âAthens Newsâ, 21.11.2011.

[19] Helena Smith, IMF Official Admits Austerity Is Harming Greece, in: âThe Guardianâ, 1.2.2012.

[20] Island hatte diese âgeschieht ihnen rechtâ-Logik nicht auf die Bürger angewandt, sondern auf die Banker; vgl. Iceland: Cracks in the Crust, in: âThe Economistâ, 11.12.2008; sowie: Eurozone Approves Massive Greece Bailout, in: âBBCâ, 2.10.2010.

[21] Daniel Bahr erklärte auf dem Weltgesundheitsgipfel 2012: âWithout our social security system, German economic growth would never have been possible.â In: âUHC Forwardâ, 11.11.2012.

[22] Zit. nach: David Stuckler und Martin McKee, There Is an Alternative: Public Health Professionals Must Not Remain Silent at a Time of Financial Crisis, in: âEuropean Journal of Public Healthâ, 1/2012, S. 2-3.

[23] Ein ehemaliger Labour-Abgeordneter in London ging noch einen Schritt weiter: Die Deutschen hätten Europa im Zweiten Weltkrieg schon einmal in Schutt und Asche gelegt, und jetzt seien sie wild entschlossen, es ein weiteres Mal zu tun. Vgl. Athens Police Fire Tear Gas in Crackdown Clashes at Anti-Merkel Protest, in: âRTâ, 8.10.2012.

(aus: »Blätter« 5/2014, Seite 59-71)
Themen: Europa, Finanzmärkte und Gesundheit [/QUOTE]


Am ersten Artikel fällt mir noch auf: er thematisiert eben nicht, dass die "No Bail-Out"-Klausel gebrochen worden ist und feiert die unlimitierte Staatsanleihen-Aufkaufpolitik durch die EZB. Merkels Fehler ist m.E. doch nicht, dass die auf die Einhaltung der "No-Bail-Out-Klausel" bestanden haben will (gegen Sarkozy), sondern dass - wie es hier im Thread häufit thematisiert wurde - genau diese "No Bail-Out-Klausel - gebrochen wurde, was Frau Lagarde zugab. Die Schuld von Frau Merkel ist die, dass sie die Sparpolitik in Griechenland, die bei den "falschen Leuten" spart, den "kleinen Leuten", dadurch verantwortet, dass sie die Alternative, durch eine neue Währung eine Abwertungsmöglichkeit für das Land zu eröffnen, konsequent verweigert. Und mandragora hat natürlich völlig recht damit, dass die Zahlungsbilanzkrise als eine Ursache der Eurokrise mal wieder in dem ersten Artikel unerwähnt bleibt.

Edit: Interessanter Artikel auch hier:

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King: You're a monster, Urquhart.
Urquhart:You might very well think that, Sir, but your opinion doesn't count for very much now, does it? Good day, Sir. Grinsen

Ian Richardson in: "House of cards, Teil 2: To play the King"

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Dann will ich das auch noch nachreichen, wenn wir schon dabei sind:



Ausnahmsweise wurde das Thema Europa und Schuldenkrise doch nicht aus den Talkshows herausgehalten - das Resultat kann man sich bei n-tv in der heutigen "Das Duell"-Ausgabe ansehen. Mit einem offen parteiischen und gegen Ende fast schon hysterisch schreienden Moderator, und einem CDU-Fraktionsvize, der sich nach gar nicht mal so schlechtem Start in der zweiten Hälfte in "Friedensprojekt" und "professoraler Theoretiker"-Gestammel flüchtete. Immerhin war der CDU-Mensch da; Vertreter anderer Parteien sagen ihre Teilnahme an derartigen Diskussionen gleich ganz ab, oder autorisieren das Erscheinen der katastrophal verlaufenen Streitgespräche einfach nicht.

__________________
"Wir leben in einem Zeitalter der Massenverblödung, besonders der medialen Massenverblödung." (Peter Scholl-Latour)
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Danke für den Beitrag. Einiges davon wusste ich noch nicht.

Drei Dinge habe ich allerdings anzumerken, die im Artikel m.E. zu kurz kamen:

1.) Die Krise in Griechenland begann unter anderem damit, dass die Türkei in fast allen Bereichen, die für die griechische Wirtschaft wichtig waren, zum gleichwertigen und billigeren Konkurrenten aufstieg (Oliven und Ãlprodukte, Zitrusfrüchte, Feta; letzten Endes auch Tourismus: Das Klima an der Ostküste der Ãgäis unterscheidet sich nicht extrem von dem auf den Inseln und antike Ruinen gibt es in Ephesus oder Troia ebenso wie in Athen oder auf Kreta.
Darauf hat Griechenland m.W. zu spät reagiert.

2.) Sicher haben internationale Banken den Griechen kräftig beim Fälschen der Daten geholfen. Dass die griechischen Daten allerdings gefälscht waren, war bekannt, als das Land in die Eurozone aufgenommen wurde. Insofern ist den damals Verantwortlichen ebenfalls ein Vorwurf zu machen.

3.) Der Vergleich mit Island ist m.E. (da mag ich falsch liegen, ich bin kein Volkswirt) nur begrenzt möglich: Auf die Finanzkrise folgte in Island eine massive Abwertung der isländischen Krone. Die Möglichkeit der Abwertung der eigenen Währung - die Griechenland bzw. griechische Produkte für Nichtgriechen billiger gemacht hätte und die Kostas Normalverbraucher weniger gespürt hätte als Einschnitte im Gesundheits- und Sozialsystem - bestand nicht.
07.05.2014 10:39 HufflepuffsUrenkel ist offline E-Mail an HufflepuffsUrenkel senden Homepage von HufflepuffsUrenkel Beiträge von HufflepuffsUrenkel suchen Nehme HufflepuffsUrenkel in deine Freundesliste auf
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Auch wenn es vielleicht im Sinne einer Realsatire ganz lustig wäre, sich ein Wortgefecht zwischen einem Atom- und Geheimdienstlobbyisten Michael Fuchs (Spitzname âAtom-Fuchsâ) und einem wirtschaftsradikalen Professor Bernd Lucke anzusehen - Werbefernsehen schaue ich mir grundsätzlich nicht an. breites Grinsen
(n-tv ist ein von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH betriebener Nachrichtensender, der zur RTL Group gehört. Neben Werbung finanziert sich der Sender auch durch Televoting. Von Montag bis Freitag wird eine aktuelle Frage den Zuschauern zur Abstimmung gegeben. Die Abstimmung bei nicht repräsentativer Teilnahme kostet 50 Cent pro Anruf.)
Einen alternativen Link, z.B. bei youtube, MyVideo o.Ã. konnte ich nicht finden.

Davon abgesehen halte ich jegliche weitere Diskussion über Griechenland, den Euro und die Schuldenkrise mittlerweile für sinnlos. Das Kind ist in den Brunnen gefallen, die Banken- ääh Eurorettung ist, wie wir alle wissen, alternativlos. Das zeigt sich auch an Griechenlands Kreditaufnahme am "freien Markt". Diese ist, abgesehen von den wie immer "geschönten" Zahlen, nur möglich geworden, weil die Aasgeier zwei Dinge genau wissen:
* Der versprochenen Zinssatz ist von Griechenland selber niemals zu erwirtschaften.
* Im Endeffekt ist das aber vollkommen irrelevant, die EU wird zahlen, also der Steuerzahler der wirtschaftlich stärkeren Mitgliedsländer.
Daran wird auch der Einzug einer AfD und Konsorten in das EU-Parlament nichts ändern.

Der übergeordneteThread zeigt als kleines Spiegelbild unserer Gesellschaft anhand der Vielzahl Scheinheilig der Diskussionsteilnehmer aber auch der Zugriffszahlen sehr deutlich was Sache ist: Die Themen gehen der Mehrheit (mindestens 75% - vorsichtig geschätzt) am Allerwertesten vorbei. Das sie sich, vor allem die jüngeren unter den Mitmenschen, mit ihrem Desinteresse im Endeffekt selber in den Hintern treten, werden sie vermutlich erst begreifen wenn es zu spät ist: Z.B. knechten bis 72 Jahre ist schon in greifbare Nähe gerückt.

Vor meinem "geistigen Auge" sehe ich schon die Kritik zu diesem Beitrag voraus, Resignation dürfte darin auch vorkommen. Das ist mit Sicherheit berechtigt - sehe ich mir aber die aktuelle Zusammensetzung des Europäischen Parlament an, geschweige denn die Ergebisse der letzten BT-Wahl, Mutti und somit die "Christlichen" Parteien mit 41,5 % der Stimmen, dann sind Resignation und Zweifel einfach angesagt.
Unter´m Strich bleibt es bei der verzweifelten Erkenntnis: Michaela und Michel interessieren nur die drei groÃen F. Was der Erfolg hirnzersetzender Sendungen wie "Deutschland sucht den Superdoof" oder "Dschungeltrallala" hinreichend untermauert.

__________________
âUm ein tadelloses Mitglied einer Schafherde sein zu können, muà man vor allem ein Schaf sein.â
Albert Einstein
07.05.2014 13:36 lari el fari ist offline E-Mail an lari el fari senden Homepage von lari el fari Beiträge von lari el fari suchen Nehme lari el fari in deine Freundesliste auf
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Tja, da haben wir ein Problem, das wohl nicht ohne weiteres zu lösen ist: Medien, und speziell Fernsehen, sind entweder "Staatsmedien", in denen die leitenden Posten entsprechend der jeweiligen Regierung oder nach Proporz vergeben werden und die Entscheidungen entsprechend fallen oder sie gehören Geldgebern, die natürlich auch ihre Interessen haben.

Absolut neutrale Medien, die nur aus Idealismus schreiben oder senden, gibt es kaum, denn irgendwie muss das Ganze finanziert werden und derjenige, der es finanziert, fordert bestimmte Leistungen.

Und diejenigen, die aus Ãberzeugung senden, sind oft Radikale (kommunisten-online, kreuz-net.at, germanopedia usw. sind sicher Ãberzeugungstäter.
Sinnvoll (und im Internetzeitalter möglich) ist allein, sich mehrere Quellen anzuschauen und niemandem sofort zu glauben.
07.05.2014 14:27 HufflepuffsUrenkel ist offline E-Mail an HufflepuffsUrenkel senden Homepage von HufflepuffsUrenkel Beiträge von HufflepuffsUrenkel suchen Nehme HufflepuffsUrenkel in deine Freundesliste auf
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