Sarrazin - hat er mit seinen Thesen recht? |
Alex22
Schüler
Dabei seit: 13.03.2008
Themenstarter
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Und natürlich sind die "linken Parteien" an allem schuld, die die Wahrheit vor den braven Volksgenossen verbergen und die "Nazikeule" auspacken, sobald sie mal einer ausspricht ...
Ist leider wirklich so, kaum sagt einer das die Integration nicht optimal war, kommen sofort SPD, Grüne und Linke und jaulen es wie die Wölfe. Schau dir doch mal die Presseberichte in den vergangenen Jahren an, eine vernünftige Kritik an der Politik ist nicht mehr möglich, da sie es ignorieren wollen und nicht einsehen wollen, dass sie jedenfalls teilweise in diesem Bereich versagt haben. Komischerweise gelingt bei europäischen oder asiatischen Migranten die Integration besser.
Ich will überhaupt nicht leugnen, dass es Zwangsheiraten und Frauendiskriminierung unter dem Deckmantel des Islam gibt - auch in Deutschland! Beides gibt es aber unter dem Deckmantel jedweder Religion, auch des Christentums und seiner verschiedenen Strömungen.
Der große Unterschied ist aber die Häufigkeit. Während in bei Deutschen vielleicht 3% so verheiratet werden, sind es bei arabischen Migranten wahrscheinlich über 20%. Ich will außerdem nicht wissen, wiviele davon gezwungen werden jemand zu heiraten, den sie gar nicht lieben.
Natürlich ist in der Ausländer- und Integrationspolitik vieles schiefgelaufen, ebenso wie in der Bildungspolitik, aber um diese Fragen kümmert sich Herr Sarrazin überhaupt nicht. Er konstruiert einfach nur ein neues Feindbild für all jene, die es offenbar nötig haben. Und damit hat er leider Erfolg
Sehe ich nicht so, er spricht Probleme an die vertuscht werden sollen. Allerdings, da hast du Recht, gibt er nicht die Lösungen der Probleme an.
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29.08.2010 11:31 |
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minimuff
Schülerin
Dabei seit: 17.05.2010
Alter: 29
Herkunft: Direkt aus dem Bett
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Ich habe mir vor ein paar Tagen noch eine Artz Interview mit ihm durchgelesen, und ich bin nicht ganz sicher, was ich davon halten soll.
Einerseits sind seine Thesen wirklich ziemlich hart formuliert, und einige Sachen, die er so von sich gibt, klingen für mich doch ein wenig rassistisch, zB die Sache mit den 'Kopftuchmädchen'. Und sicher will niemand ein zweites Drittes Reich erleben. Vor allem wir Deutschen müssen da ziemlich aufpassen. Viele schlimme Dinge fangen oft klein an.
Aber wenn man mal die Heftigkeit seiner Worte außer Acht lässt, denke ich schon, dass Sarrazin da ein Thema anspricht, dass für unser Land ziemlich wichtig ist. Ohne Integration kann eine Gesellschaft nicht funktionieren, und viele Migranten schotten sich ab und leben quasi in einer eigenen Welt. Sarrazin hat Recht, wenn er sagt, wir müssen aufpassen, dass wir nicht zu Fremden im eigenen Land werden. Es ist nun mal so, dass die Deutschen weniger werden, und viele ausländische Familien haben nun mal mehr Kinder als wir.
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29.08.2010 11:39 |
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Karitza
Schülerin
Dabei seit: 03.09.2006
Alter: 33
Herkunft: Minden
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der fettmarkierte teil stimmt so nicht
siehe unter anderem
ansonsten stimme ich dir zu, integration ist ein muss, nicht nur für einwanderer hier in deutschland, sondern überall. während es allerdings anderswo klappt, funktioniert es hier nur bedingt und begünstig sogenannte parallelgesellschaften.
aber das ändert auch nichts an der tatsache, dass her sarrazin schlicht übers ziel hinaus schießt mit seinen verallgemeinerungen ohne lösungsvorschläge
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29.08.2010 11:50 |
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Wo klappt es denn?
Deutschland kommt noch relativ glimpflich davon, verglichen mit den ehemaligen Kolonialmächten. Man kann m.E. nicht weltweite Märkte, Freizügigkeit und einen globalen Arbeitsmarkt fordern, ohne über ein friedliches Miteinander nachzudenken. Sarrazins hirnrissige Parolen tragen dazu leider herzlich wenig bei.
Was wir - und damit ist nicht ausschließlich Deutschland gemeint - wirklich brauchen, sind Lösungen, keine Hetze und keine Parolen. Letzteres kann ein einzelner liefern, Lösungsansätze dagegen brauchen Zeit und eine gezielte Kooperation verschiedener Gruppen und Experten.
Ein Problem, das mir z.B. immer wieder auffällt ist die Abwesenheit einer bundesdeutschen Sprachpolitik. Über Jahrzehnte war es völlig irrelevant, ob Leute, die hier leben und arbeiten auch Deutsch sprechen. Dabei ist Deutschland nun einmal ein einsprachiges Land, mit Englisch kommt man nicht sehr weit, und das gesamte Bildungssystem basiert auf einer profunden Kenntnis der dt. Sprache. Wie also soll für jemanden ein sozialer Aufstieg und eine Teilnahme am gesellschaftlichen und politischen Leben möglich sein, wenn er die Sprache nicht spricht? Hier sehe ich z.B. einen Punkt, an dem man ansetzen könnte und sollte. Es gab auch in der Vergangenheit schon Tagungen zu sprachlicher Integrationspolitik, allerdings erhalten solche Arbeitsgruppen weit weniger Aufmerksamkeit, als dämliche Parolen, bei denen jeder gleich mitgrölen kann, ohne groß Ahnung von irgendeinem Thema haben zu müssen.
Wenn insbesondere Frauen mit höherer Bildung keine oder nur noch wenige Kinder bekommen, dann ist das auch nicht die Schuld der Muslime oder sonstiger Migranten, sondern ein Problem der Familienpolitik und des Wertewandels in der Gesellschaft. Wandelprozesse, die sehr vielschichtig sind und mit sehr vielen verschiedenen Faktoren zu tun haben auf ein einziges Feindbild abwälzen zu wollen, ist eine Vorgehensweise, die sehr wohl ihre Parallelen in der dt. Geschichte hat.
Darüber bitte ich alle mal nachzudenken, die die Aussagen von Herrn Sarrazin "gar nicht so schlimm" finden.
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(Alexander von Humboldt)
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zum letzten Mal von Herrin_des_Schweigens: 29.08.2010 12:11.
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29.08.2010 12:09 |
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Demona
Schülerin
Dabei seit: 29.05.2007
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Das Integration sehr wohl funktionieren kann, zeigt sich vor allem beim Fußball und die diesjährige Fußball-WM hat es auch gezeigt.
Nicht nur bei unseren Spielern, wo ca. 15 Spieler keinen "deutschen" Hintergrund bzw. einen Elternteil haben, der nicht Deutscher ist.
Gefeiert haben wohl alle. Man erinnere sich nur an das Haus, welches von seinen türkischen Bewohnern mit rieisigen deutschen Flaggen fast verhüllt war. Da waren es auch deutsche (links-)Radikale, die der Meinung waren, deutsche Flaggen nein.
Fakt ist eins, Integratition kann nur in Gegenseitigkeit funktionieren und beide Seiten müssen es wollen. Sicher ist es da wichtig, dass man auch der Sprache des Landes mächtig ist, in dem man lebt und möchte, dass die eigenen Kinder dort aufwachsen. - Aber mal ehrlich, selbst unter uns Deutschen gibt es Menschen, die z.B. nach Norwegen auswandern und dann ganz entsetzt sind, dass man dort norwegisch spricht.
Sicher gibt es viele türkische Familien, die mehr Kinder haben, als manch Deutsche Familien (jedoch ist, wie von Karitza eingefügt, ein Wandel bei der jüngeren Generation zu ersehen), aber Familie bedeutet für sie auch etwas ganz anderes.
Jedes Volk hat seine Eigenschaften und Dinge, auf die es stolz sein kann. Selbst die Engländer und Amerikaner haben (auch dank der WM 2006) mittlerweile mitbekommen, dass die Deutschen mehr sind als Lederhose, Bratwurst und Sauerkraut.
Einige sollten hier mal ihre Scheuklappen abnehmen und hinter die Fassade blciken, dann würden sie nämlich mehr sehen, als Herr Sarrazin und Konsorten je sehen werden.
Es ist nur schade, dass er es schafft, hier auch noch Anhänger seiner Theorien zu finden.
Ich mag nicht in allen übereinstimmen, was JKR in den HP-Büchern geschrieben hat, aber eines solltes es doch herüber gebracht haben. Egal, ob du Muggel, Halbzauberer oder Vollblutzauber ist, du solltest nicht aufgrund deiner Herkunft verurteilt werden.
Eines hat auch diese Buchreihe gezeigt, Idioten und Aufhetzer gibt es bei jeder Abstammung.
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29.08.2010 12:13 |
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Alex22
Schüler
Dabei seit: 13.03.2008
Themenstarter
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Wo klappt es denn?
Deutschland kommt noch relativ glimpflich davon, verglichen mit den ehemaligen Kolonialmächten. Man kann m.E. nicht weltweite Märkte, Freizügigkeit und einen globalen Arbeitsmarkt fordern, ohne über ein friedliches Miteinander nachzudenken. Sarrazins hirnrissige Parolen tragen dazu leider herzlich wenig bei.
Komischerweise bei den europäischen und asiatischen Migranten, bei den Arabern, großteils nicht. Die Leben in ihrem Kiez, sprechen ihre Heimatsprache und gehen in ihre Moschee.
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29.08.2010 12:17 |
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Bernhard Nowak
Schüler
Dabei seit: 26.08.2004
Alter: 60
Herkunft: Rödermark
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Ich möchte gerne noch einen Artikel einer "aufgeklärten Muslimin" aus der Süddeutschen Zeitung hier zum Nachdenken einstellen:
__________________ King: You're a monster, Urquhart.
Urquhart:You might very well think that, Sir, but your opinion doesn't count for very much now, does it? Good day, Sir.
Ian Richardson in: "House of cards, Teil 2: To play the King"
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29.08.2010 12:20 |
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Genau. Die einzige Lösung, die da noch bleibt, heißt "raus mit den Leuten", bis auf die paar "Mutanten", die ausnahmsweise "integrationswillig" sind.
__________________ "Wir leben in einem Zeitalter der Massenverblödung, besonders der medialen Massenverblödung." (Peter Scholl-Latour)
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29.08.2010 12:25 |
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Demona
Schülerin
Dabei seit: 29.05.2007
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Woher kommen nur deine tollen Geografiekenntnisse? Woher kommen denn unsere türkischstämmigen Mitbürger?
Hörst du eigentlich auch mal zu?
Wir haben in Deutschland Glaubens- und Religionfreiheit.
Es gibt in Deutschland sehr wohl Ausländer, die die deutsche Sprache weit besser beherrschen wie mancher Deutsche.
Das liegt aber auch mit daran, dass es schon für Bildung hier eine Zweiklassengesellschaft gibt und die Poliktik hier nicht aus ihrem Dornröschenschlaf erwacht.
Ich möchte mal dich sehen, wenn du nur aufgrund deines beurteilt wirst.
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29.08.2010 12:28 |
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Bernhard Nowak
Schüler
Dabei seit: 26.08.2004
Alter: 60
Herkunft: Rödermark
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Ich finde Schirrmachers Artikel - vor allem seine Analyse, wo bei Sarrazin "nazistisches Denken" anfängt, auch sehr interessant.
Mein "Grundproblem" mit Schirrmachers Artikel ist: Ich halte Sarrazin für einen Rassisten, er nicht. Außerdem - dies haben die "Nachdenkseiten" deutlich illustriert, ist der Rückgang der Bevölkerung unseres dichtbesiedelten Landes ein Segen, kein Problem. Nicht in der Demographie, in der ungleichen Einkommensverteilung liegt m.E. ein Problem Deutschlands. Die daraus entstehenden Probleme werden auf die Migranten "abgewälzt", sie sind - wie damals die Juden - der "ideale Sündenbock", weil die eigentlichen Probleme totgeschwiegen werden. Drittens sehe ich in Sarrazin keinen "Bildungsbürger". Viertens trägt gelungene Integration - und die gibt es - zu einer Vielfalt von Ansichten und Meinungen bei und fördert Toleranz. Deutschland und Europa sind ein Einwanderungsgebiete und dies ist gut so. Probleme mit Integration gibt es, aber da muss Geld für vernünftige Lösungen bereitgestellt werden. Anstatt dies zu tun, wird die Flucht in die Biologie und in Verallgemeinerungen gesucht. Verallgemeinerungen helfen jedoch nicht. Werden soziale Probleme gelöst und gibt es weniger soziale Ungleichheit, gibt es weniger soziale Spannungen und es werden für eigene Ängste von Schichten, die Angst vor dem sozialen Abstieg haben, keine "Sündenböcke" mehr gesucht. Und genau dies ist das gefährliche an Sarrazin: er präsentiert "Sündenböcke", die für alle Probleme verantwortlich zu sein scheinen. Und er flieht in der Tat in Rassismus und Biologie. Warum schlägt er nicht gleich KZs vor, in welchen man diese "dummen" und "intoleranten" Muslime vergasen kann?
__________________ King: You're a monster, Urquhart.
Urquhart:You might very well think that, Sir, but your opinion doesn't count for very much now, does it? Good day, Sir.
Ian Richardson in: "House of cards, Teil 2: To play the King"
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zum letzten Mal von Bernhard Nowak: 29.08.2010 12:35.
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29.08.2010 12:33 |
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Nach Sarrazin sind "Aufsteiger" aus "unteren" Schichten und/oder muslimischen Glaubens so etwas wie Ausnahmen, die die Regel nur bestätigen.
Damit wird sämtliche Bildungspolitik für sinnlos erklärt, die auf Chancengleichheit, sprachliche und finanzielle Förderung und Integration ALLER Kinder und Jugendlicher setzt. Da bestehen sowieso riesige Defizite, weil in Deutschland die Ausgaben für Bildung im Vergleich zu anderen Ländern geradezu absurd niedrig sind. Ändern muss man daran nach Sarrazin aber auch nichts, weil es sinnlos wäre - der Großteil der jetzt vom Bildungssystem benachteiligten ist ja ohnehin nicht mit Intelligenz-Genen ausgestattet.
Ich verstehe schon, warum die NPD ihn als Ausländerbeauftragten vorgeschlagen hat ...
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29.08.2010 12:36 |
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