"Exterminators" von Simon Oliver und Tony Moore |
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"Exterminators" zählt für mich zu den vielversprechendsten Comicreihen, die es aus dem Hause Vertigo nach Deutschland geschafft haben. Absolut skurill und liebenswert obendrein, denn es geht um eine Gruppe völlig durchgeknallter Kammerjäger und ihren elementaren Feind: das Ungeziefer von L.A.!
Wer diese Reihe nicht ließt ist entweder blind oder blöd.
Denn die "Exterminators" gehören zu den wenigen Comicreihen, die derart ironisch-böse, morbid und einfach nur ausgeflippt sind, dass man sie einfach gelesen haben muss!
Insgesamt gibt es 5 Teile. Erschienen sind davon auf Deutsch bis jetzt zwei. Der 3. Teil "Die Lügen unserer Väter" befindet sich momentan bei Panini Comics in der Vorbereitung und erscheint am 22.06.2010.
Ex-Knacki Henry James bekommt bei seinem Stiefvater Nils einen Job als Kammerjäger und muss zusammen mit seinem psychopathischen Kollegen AJ auf Ungezieferjagd gehen. Was für Henry als Job für die Bewährungsauflagen beginnt weitet sich schnell zum Kampf Gut gegen Böse aus, denn im Untergrund von L.A. braut sich etwas zusammen: Eine Schabenplage ungeahnten ausmaßes - denn die Krabbeltiere sind mutiert, ausgerechnet auch noch durch das vielversprechende Schabengift "DRAXX", welches das Team von Bug-Bee-Gone vor das wohl krabbligste Problem aller Zeiten stellt.
Nichts für Leute mit Insektenphobie? Durchaus, denn neben bösen Mutantenschaben müssen sich die Kammerjäger auch gegen verrückte Junkies, unhygienische Krankenhäuser und depressive Selbstmordratten durchsetzen.
Dabei ist "Exterminators" nicht nur ein herrlich durchgedrehtes Ekelabenteuer mit Figuren, die allesamt irgendwie nicht mehr alle Tassen im Schrank haben, sondern auch Gesellschaftssatire mit absolut fiesen Pointen.
Dazu passen die düsteren bis überspitzten Zeichnungen von Tony Moore wie die Faust aufs Auge - und umgekehrt. Doch Achtung, dieser Comic ist nicht nur eklig, sondern auch recht blutig mit explodierenden Kollegen, die so "mal wiedder" das Führerhaus versauen und natürlich jeder Menge Insektenmatsch.
Wer sich diesen Comic entgehen lässt ist selbst schuld! Einfach absolute spitze!
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Die Schabenplage scheint für's erste abgewandt, doch eine der mutierten Tierschen konnte dennoch entkommen - und stiftet Millionen von Kakarlaken zum Widerstand gegen die Menschheit an. Und so sieht sich L.A. schon bald einer regelrechten Käferinvasion auf Läden, Kraftwerke unlagen ausgesetzt. Die einzigen, die jetzt verhindern können, dass die Stadt der Engel sprichwörtlich in der Scheiße sitzt sind Henry James und seine Kollegen von Bug-Bee-Gone.
"Aufstand der Schaben" steigert sich in Sachen Ãœberdrehtheit nochmals um einiges, auch wenn das Hauptaugenmerk des Teils vor allem auf den Beziehungen der Figuren untereinander liegt.
Hinzu kommt wieder allerhand skurriles wie literarische Nutten (Stichwort: das Lewis-Caroll-Zimmer), okkulte Finanziers mit Ungezieferfetisch, eine auf Pizza stehende, schrullige Ägyptologieproffessorin und finstere, wiedergeborene Pharonen.
Besonders genial ist dabei das Finale in der Kanalisation von L.A. und die Frage, ob es nicht seltsam ist ins Abwasser zu pinkeln, wo man doch knietief in der Scheiße sitzt?
Wie schon der Erstling endet auch dieser Teil mit einem Cliffhanger und ist dieses Mal nicht zu knapp und macht schon mal extrem viel Lust auf den kommenden dritten Teil.
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Nachdem die Schabeninvasion für's erste abgewehrt scheint tauchen bereits weitere Omen am Horizont der Schädlingsbekämpfung auf.
Tauben, Ratten und Würmer laufen Amok und die Stadt der Engel droht in einem Pfuhl aus Ungeziefer zu versinken.
Doch neben dem täglichen Kampf gegen die Schädlingsinvasion erhöht sich auch die Zahl der ganz menschlichen Feinde für Henry James & Co. um ein vielfaches, denn wo Dreck ist tummelt sich Ungeziefer.
"Die Lügen unserer Väter" ist ein klassischer Mittelteil einer großen Saga und das nicht nur im positiven Sinne. Denn wie es Mittelteile so an sich haben bleibt auch dieser hier zum Ende hin einwenig in der Luft hängen, jedoch mit einem exterminatorstypischen Cliffhanger der Extraklasse.
Band 3 erzählt überwiegend von den Hintergründen und Abgründen der Nebenfiguren. So erfahren wir von Suchois Vergangenheit als Kader bei den Roten Khmern und Nils Konflikt mit seinem leiblichen Sohn. Hinzu kommt ein alter Bekannter von Henry aus dem Gefängnis; der selbsternannte Faschistenführer Creole mit dem erstmals auch ein direkter Bösewicht abseits vom wiedergeborenen Käferkönig auftaucht. Ganz klar, dass jemand der die "Aryan Brotherhood" führt, dann auch blond und blauäugig sein muss. Und auch sonst strotz diese Figur nur so vor absichtlicher Naziklischees, dass es einem gar nicht in den Sinn kommen kann ihn in irgendeiner Weise bedrohlich-attraktiv, sondern nur ekelhaft.
Die Spannung beschränkt sich so dieses Mal hauptsächlich auf Charakterduelle und von den serientypischen, genialen wie durchgeknallten Actionszenen gibt es dieses Mal eher wenig zu sehen. Wer jedoch glaubt, dass der gute alte, bitterböse Exterminatorshumor verschwunden ist der irrt. Denn schräge Szenen gibt es immer noch genug. Etwa wenn Herny eine von einer Herzattacke in Ohnmacht gefallene Hausratte wiederbeleben muss und sie dann bei der Mund-zu-Mund-Beatmung zum explodieren bringt. Das ist gewohnt eklig und lustig zugleich.
Die größte Schwäche von Band 3 ist wie schon erwähnt das durch das aprupte Ende etwas in der Leere schwebende Finale des Buches. Ich mir jedoch sicher, dass "Die Lügen unserer Väter" erst in Verbindung mit den finalen Bänden 4 und 5 seine wahre Bedeutung entfaltet.
Dieser Beitrag wurde 4 mal editiert, zum letzten Mal von Voldy: 08.07.2010 19:31.
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