[Hörbuch] Handyman Jack: Schmutzige Geschäfte |
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Wenn Stephen King und Dean Koontz nahezu unisono auf ein Werk regelrecht abfeiern, dann hat dies durchaus Signalwirkung. Wenn sich King zudem noch als "Präsident des Handyman Jack Fanclubs' zu Lobeshymnen hinreißen lässt und Koontz die Figur von F. Paul Wilson als "eine der originellsten und faszinierendsten Figuren zeitgenössischer Literatur" beschreibt, dann sollte man vielleicht mal mehr als nur ein Auge oder ein Ohr riskieren.
In der Tat, die Geschichte um das "Phantom" Jack zieht einen von der ersten Sekunde an in ihren Bann. Wilson schafft es, den Hauptcharakter nebst seiner Fähigkeiten, aber auch seiner liebenswerten Spleens in packenden Geschichten agieren zu lassen, die Thrillerunterhaltung mit, insbesondere in «Zwischenspiel im Drugstore» vorhandenem, triefend schwarzem Humor verquicken, daß es einem Quentin Tarantino zu Ehren gereichte. Jack selbst kommt dabei wie eine Kreuzung aus Ein-Mann-Version des "A-Teams" und John McClane daher.
Die Stories sind hart, schnell, spannend und "pulp". Wilson hetzt seinen Hauptcharakter durch irrwitzige, teils geradezu abstruse Situationen, gesatattet ihm "Macken" wie die alljährliche Kranzniederlegung auf dem Empire State Building zu Ehren King Kongs oder Shurikentraining mit Kakerlake - und all dies ohne daß dieser scheinbare Widerspruch zwischen Suspense und Humor negativ zu Buche schlägt, im Gegenteil: Es zeichnet gerade die Einführung aus und passt perfekt in die Welt des titelgebenden "Handyman".
Handlungstechnisch spielen sich drei Geschichten in diesem Hörbuch ab, alle drei gänzlich unterschiedlich und zu keinem Moment auch nur ansatzweise langweilend. Diese schräge Tour de force scheint auch Erzähler Detlef Bierstedt zu gefallen, denn mit hörbarem Spaß an dieser skurilen Figur agiert er, wie ich ihn bislang noch nicht als Erzähler erlebte. Nicht distanziert, sondern "mittendrin", Bierstedt spielt die unterschiedlichen Figuren, verleiht ihnen eine jeweils passende Coleur und reißt den Hörer von Anfang an mit in die Welt des Autors und die irrwitzigen Episoden um den Titelcharakter. Detlef Bierstedt liefert hier eine in jedem Punkt grandiose Erzählung ab, bringt genau die richtige Portion augenzwinkernder "Unernsthaftigkeit" ein, die zu den harten und ja, auch durchaus brutalen Thrillparts den für Pulp typischen Gegensatz bildet und die man wunderbar hätte überspitzen können. So gelingt Bierstedt jedoch die Wanderung auf diesem äußerst schmalen Grat zwischen reinem Thrillermodus und dem schwarzen Humor Wilsons auf brilliante Art und Weise.
Mit "Handyman Jack" lässt LPL Records eine neue und äußerst gelungene Hörbuchreihe auf den Markt los, die sich wie Tarantinos Filme gewohnten Konventionen verschließt, dafür jedoch als völlig (positiv) irre Spielwiese mit interessanten Charakteren, einer ordentlichen Portion Härte und nicht zuletzt mit packenden Geschichten und einer Prise Augenzwinkern erfrischend anders und unkonventionell daherkommt.
Thrillerfreunde im Gesamten und "Pulp"-Liebhaber im Besonderen kommen an dieser Reihe nicht vorbei. Jack rockt!
Dieser Beitrag wurde 3 mal editiert, zum letzten Mal von MrBakerman: 16.06.2008 12:34.
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