Warum hat die Kirche im 2. Weltkrieg nichts gegen die Judenverfolgung getan?? |
Joris
Schüler
Dabei seit: 09.11.2005
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Warum hat die Kirche im 2. Weltkrieg nichts gegen die Judenverfolgung getan?? |
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Hallo,
im evangelischen Religionsunterricht in meiner Klasse haben wir in Gruppen Referate über die Weltreligionen geschrieben.
Bei der Gruppe die das Referat über das Judentum vorgetragen hat, ist während des Referats folgende Frage aufgetreten:
Mehr Antworten fallen mir im Moment nicht mehr ein.
Die Antwort auf diese Frage ist
Ich will nicht sagen, das alle Kirchenmitglieder die Augen vor dem Holocaust (ich hoffe das habe ich richtig geschrieben) verschlossen haben. Es gab auch Menschen, die den Juden geholfen haben, aber das waren Personen oder Familen!
Die Kirche als machtvolle Institution hätte doch etwas machen müssen/können. Gerade der Papst hatte und hat heute noch sehr viel Macht. Hätte der damaliege Papst nichts dagegen tun können??
Sicher, die katholische und ich glaube auch die evangelische Kirche hat die Juden sehr lange Zeit verfolgt und unterdrückt. Aber das hat ja irgendwan aufgehört und die Kirche ist in diesem Punkt vernünpftig geworden.
Ich finde es ist eine sehr schwiege Frage, vor allem für Christen. Mir ist im Religionsunterricht zum ersten mal aufgefallen, das die Kirche im 2. Weltkrieg nichts unternommen hat und für mich als Christ war das keine angenehme Erfahung.
Was meint ihr???
__________________ Nemo plus iuris transferre potest quam ipse habet.
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17.12.2005 16:09 |
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Joris
Schüler
Dabei seit: 09.11.2005
Themenstarter
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Ich habe geschrieben, das einige Menschen etwas getan haben. Aber wie du schon geschrieben hast, wurden sie leider fast immer ins KZ gebracht
__________________ Nemo plus iuris transferre potest quam ipse habet.
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17.12.2005 17:25 |
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Rob
Schüler
Dabei seit: 18.06.2004
Alter: 37
Herkunft: Deutschland
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Bei wikipedia findet man einen recht interessanten Artikel über den damaligen Papst und sein Verhalten, vielleicht hilft dir das ja weiter.
übrigens fand die Judenverfolgung auch schon vor dem 2. Weltkrieg statt *kleine Anmerkung am Rande*
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17.12.2005 17:31 |
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Ragnok unregistriert
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@ Joris:
Ich frage mich, ob du den Einfluß der Kirchen in Deutschland und den besetzten Staaten nicht ziemlich überschätzt. Die Institution Kirche als solche hätte nur öffentliche Statements gegen die Judenverfolgung herausbringen können und das hätte und hat massive Einschüchterungsversuche von Seiten der Nazis zur Folge gehabt. So z.B. im Fall der niederländischen Bischöfe, die öffentlich den Rassismus der Nazis anprangerten; als direkte Reaktion darauf beschlossen die Nazis, auch konvertierte Juden in Holland (die bis dahin verschont worden waren) in die Vernichtungslager zu bringen. Der öffentliche Appell gegen die Judenverfolgung war in diesem Fall also EXTREM kontraproduktiv.
Damit will ich nicht die Kirchen von ihrer Verantwortung freisprechen, ich möchte nur darauf hinweisen, dass ihr Einfluß begrenzter war, als es aus heutiger Perspektive vielleicht scheinen mag. Und die katholische Kirche in Deutschland hat zwar nicht öffentlich gegen die Judenverfolgung protestiert, konnte aber immerhin die Massentötung behinderter Menschen("Euthanasie"programm) beenden.
Im übrigen muß man auch zwischen den Kirchen verschiedener Länder differenzieren. So hat sich etwa die dänische protestantische Kirche damals sehr positiv hervorgetan. Besonders viele dortige Pastoren halfen unter Lebensgefahr bei der Flucht der Juden nach Schweden mit, so dass die allermeisten dänischen Juden den Holocaust überlebten. Noch mehr hätte die Kirche dort für die Juden eigentlich kaum tun können. Auch in Deutschland gab es ähnliche Aktionen wie den von Martin Niemöller gegründeten Pfarrernotbund, der auch viele Juden versteckte. Wie Rob schon erwähnt hat, sind dafür viele Priester ins KZ gewandert, so viele, dass es in manchen KZs sogar "Pfarrerblöcke" gab.
Dieser Beitrag wurde 4 mal editiert, zum letzten Mal von Ragnok: 17.12.2005 18:54.
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17.12.2005 18:15 |
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Jove unregistriert
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RE: Warum hat die Kirche im 2. Weltkrieg nichts gegen die Judenverfolgung getan?? |
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cih sag jetz mal ganz naiv weil sie einfach angst hatten oder weil sie sich mehr beliebtheit erofften, denn schließlich ging es doch im zweiten weltkrieg um die verfolgung der Juden
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31.12.2005 01:09 |
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MrBakerman unregistriert
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RE: Warum hat die Kirche im 2. Weltkrieg nichts gegen die Judenverfolgung getan?? |
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So naiv ist das gar nicht, Jove.
Wir haben damals in der Berufsschule im Reliunterricht den Film gesehen, der den wohl tragischsten Teil des (tatsächlichen!) Lebens von Kurt Gerstein darstellt. Dieser war Chemiker und SS-Offizer, der irgendwann allerdings mit eigenen Augen sieht, was mit den Juden tatsächlich in den KZs gemacht wird - und ab da verzweifelt versucht, die Öffentlichkeit darauf aufmerksam zu machen, was natürlich scheiterte. Er sah als letzten Ausweg nur noch den Vatikan zu informieren und einzuschalten - doch auch (oder gerade) dort wird er abgewiesen, "aus Angst vor den Folgen, die eine Konfrontation mit den Nationalsozialisten auf das Schicksal des Vatikans haben könnte...".
Der Film ging mir ziemlich nahe und für mich steht er mit "Schindlers Liste" auf einer Stufe.
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31.12.2005 09:04 |
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Titelsongfuzzie unregistriert
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Wie bereits gesagt, haben sich nicht alle Christen gebeugt. Ein weiterer, der sich widersetzt hat, war der wohlbekannte Dietrich Bonhoeffer.
Der wurde dann aber 45 auch zum Tode verurteilt...
Also, wenn man das ganze nicht toleriert hat, war man schon ein toter Mann. Da ist es schon verständlich, dass die Kirche (evangelisch sowie katholisch) sich nicht widersetzt hat. Verständlich, aber keineswegs in Ordnung. Natürlich kann man das ganze heute nicht mehr nachvollziehen und sagen "hätte ich damals gelebt, hätte ich alles besser gemacht", aber wenn man in so einer Situation steckt, ist das ganze schon ziemlich schwer...
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31.12.2005 13:19 |
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DeLaDragon unregistriert
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Wenn man sich ein bisschen mit dem Thema beschäftigt merkt man, dass die katholische Kirche sehr wohl gehandelt hat.
In der evangelischen Kirche waren das Einzelpersonen wie Bonhoeffer, die hochstilisiert wurden - was ihre Leistung nicht im geringsten schmälern soll.
Ich finde meine Facharbeit zu dem Thema leider nicht mehr, allerdings kann man als grundlegende Einschätzung sagen: Es wurden viele Fehler gemacht, aber das darf man nicht annähernd so einseitig betrachten wie es in diesem Thread getan wird.
Das Problem liegt einfach darin, dass die Leute jeder Quelle glauben schenken, die ihnen genannt wird.
Faktisch muss man sagen, dass trotz aller Fehler die katholische Kirche den größten organisierten Schutz während des Dritten Reiches dargestellt hat.
Ich bring mal ein paar Zitate und Fakten an:
Die päpstliche Enzyklika "Mit brennender Sorge" von 1937 wurde heimlich gedruckt und in katholischen Kirchen verlesen - stärkere antikirchliche Propaganda und Enteignung der beteiligten Druckereien waren die Folge.
Von 1933-1939 gab es 55! päpstliche Proteste bei der Reichsregierung(Die schüttelt ein Papst nicht so eben aus dem Handgelenk).
Praktische Hilfe und Fakten:
In Ungarn stellte die katholische Kirche 80.000! Taufscheine für Juden aus. Ohne, dass auch nur einer dieser Juden getauft wurde. In den meisten Fällen reichte der Taufschein dann aus um das Leben der Juden zu retten.
Die erzbischöfliche Hilfsstelle in Wien konnte ebenfalls 4000 Juden retten, versorgen. Es gab sogar eine eigene Schule für die Kinder dieser Juden.
9 von 23 Helferinnen von dort kamen ins KZ. Eine überlebte.
Zwar wurden 1127 Juden aus Rom verschleppt, 4447 Juden hingegen durch Verstecken in Klöstern und kirchlichen Institutionen gerettet.
Auf dem Gebiet des Vatikan(was winzig ist) fanden 8000 Flüchtlinge Unterschlupf.
Pius' Haltung:
Vielleicht für die Leute mit weniger Vorkenntnissen: Ein niederländischer Bischof hatte einen Hirtenbrief verfasst und veröffentlicht. Daraufhin wurden 40.000 "Nicht-Arier" deportiert.
Ein berühmtes Zitat der Haushälterin des Papstes besagt folgendes:
Was ich damit sagen will - urteilt nicht so schnell. Fast jeder macht diesen Fehler. Mich eingeschlossen. Wenn man sich etwas eingehender mit dem Thema beschäftigt muss man das alles aber differenzierter betrachten.
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31.12.2005 17:07 |
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GingerAle unregistriert
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03.01.2006 16:54 |
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Thorongil unregistriert
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Ich denke, das die Angst vor Hitler und seinen Schergen ein wichtiger Grund ist. Dieser . . . Mann . . . hat innerhalb kürzester Zeit halb Europa unter seine Kontrolle gebracht.
Da würde mir aber auch anderst werden.
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16.04.2006 19:42 |
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Harry-Potter-123 unregistriert
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16.04.2006 21:24 |
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vivien_wood unregistriert
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ich denke vieles wurde wirklich aus Angst nicht verhindert. man muss immerhin bedenken, was für einen einfluss und vor allem was für eine reichweite die gestapo innerhalb der besetzten länder hatten.
klar sollte man von "christen" verlangen, dass sie sich aus nächstenliebe für ihre mitmenschen einsetzten, doch muss man meiner meinung nach auch die lage berücksichtigen in der sich die kirche befand.
außerdem hatte die kirche im 3. reich wirklich keinen besonders großen einfluss und war in ihrer macht sehr beschränkt worden.
allgemein würde ich davon ausgehen, dass sich die geistlichen während des 3. reiches wie normale menschen aufgeführt haben, die allesamt angst hatten. mal davon abgesehen muss man auch an die propaganda denken, und ich glaube nicht, dass priester, nur weil sie priester waren, bessere menschen sind und sich deshalb mehr bemühen.
schließlich kommt noch hinzu, dass der antisemitismus keine erfindung von hitler war. dieser ist schon mitte des 19. Jhdt. entstanden, von daher sind vermutlich viele priester/pastoren schon mit diesem antisemitismus aufgewachsen. es waren ja nun leider nachgewiesenerweise nicht nur nazis antisemitisten...
außerdem: was hätten sie denn erreichen können. auch wenn die kirche etwas gesagt hätte, hätte das vermutlich ncith viel geändert, oder wäre kontraproduktiv gewesen, wie ragnok ja schon gesagt hat.
überhaupt fällt mir nur ein beispiel ein, bei dem eine "institution" etwas gegen hitlers gesetze unternommen hat, wodurch dieser sich dann auch noch abschrecken lassen hat, und das beispiel ist Dänemark bezüglich der Judensterne.
man kann hier viel rätseln und vor allem viele schuldzuweisungen vom stapel lassen, und deshalb sag ich hier ganz ehrlich: ich weiß nicht was ich als christin und nichtjüdin in dieser zeit unternommen hätte, und ob ich mcih gegen diese schandtaten zur wehr gesetzt hätte. ich denke, ich wäre wie viele andere menschen zu feige gewesen.
vlg, vivien
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16.04.2006 22:00 |
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Muggle unregistriert
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Weil die Menschen, die nach der Kirche leben nicht anders sind als die, die unheil über die Welt bringen ... Nur weildiese in der "achso heiligen" Kirche leben, macht sie das nicht zu Menschen die alles richtig machen und niemals etwas böses tun würden.
Der Mensch ist und bleibt verdorben und er wird es auch immer sein ...
Selbst Priester die "heiligen" Leute haben schon schreckliches getan ... siehe den, der das Mädchen vergewaltigt hat ... Die Vergangenheit ist zu heute weder schlechter noch besser, auh damals gab es schon Verrat und Mord .....
So denke ich jedenfalls
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16.04.2006 22:22 |
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erdim unregistriert
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angst vor hitler habt ihr nicht die judenverfolgung überhaupt eingeleitet?
man manchmal frage ich mich wie bescheuert die katholisch kirche sein muss wenn sie ihre eigenen fehler nicht eingestehen kann.
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12.11.2006 23:05 |
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