Der Dumbledore - Snape - Fanthread |
SynthiaSeverin
Schülerin
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Alter: 37
Herkunft: Stadt mit altem Schloss ;)
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Snape war wohl alles andere als ein guter Zuhörer und jemand, der einem mit weisen Ratschlägen Trost spenden kann, da stimmt. In dieser Hinsicht meinte ich das mit dem Ballast abwerfen aber auch gar nicht. Ich denke, Ratschläge konnte sich DD auch gut selbst erteilen. Aber ich glaube, es hätte ihm auch einfach mal gut getan, überhaupt jemandem von der Geschichte zu erzählen. Gut, Aberforth wusste davon. Aber Aberforth war verbittert, die Annäherung der beiden Brüder reichte aus, um sich zu vertragen und gemeinsam für den OdP zu arbeiten, aber ich habe irgendwie nicht den Eindruck, dass DD da viel mit ihm über die Vergangenheit reden konnte, vorallem die ersehnte Vergebung fand er dort wohl nicht. Ich denke, dass allein die Erfahrung, jemandem davon erzählen zu können, sich jemanden schwach zeigen zu können - - ihm unendlich gut getan hätten. Dazu brauchte es denke ich nichtmal liebe Worte oder einen guten Zuhörer, "ich bleibe bei dir, komme was wolle" hätte schon ausgereicht.
Ob Snape das Vertrauen verloren, sich abgewandt hätte.... der jüngere Snape vielleicht, aber imo nicht mehr der Snape in der Ringszene. Eines muss man sagen: Snape ist eine unheimlich treue Seele. Sein Vertrauen, seine Freundschaft, seine Liebe zu gewinnen - oder anders gesagt seine Mauer um sich zu überwinden ist zwar so gut wie unmöglich - aber denjenigen, die es doch geschafft haben, erweist er (nahezu) Liebe und lebenslange Treue - das gilt für Lily, aber auch für Albus. trifft so unheimlich auf ihn zu. Innerhalb dieser wenigen oder besser gesagt beiden Beziehungen ist er bereit, unendlich viel zu verzeihen und alles für den jeweils anderen zu geben, selbst wenn er damit sein eigenes Leben aufs Spiel setzt oder emotional durch die Hölle geht. Natürlich musste im Bezug auf Albus diese Liebe (Philia) auch erst wachsen, aber in der Ringszene war er imo sehr wohl an diesem Pukt und nur das Gefühl, dass DD Lily und ihre gemeinsame Mission verraten haben könnte, hätte noch zum Bruch führen können.
Daher war die Patronusszene in meinen Augen auch wesentlich gefährlicher als das Bekenntnis, dass DD selbst Schuld auf sich geladen hat. Und wie wir wissen hat diese Freundschaft die Patronusszene sehr wohl überlebt.
Aber - und das denke ich das ist viel mehr der Punkt - hätte DD niemals mehr diese "Anführerrolle" spielen können, wenn er sich Snape offenbart hätte. Es hätte ihre Beziehung auf eine andere Ebene gehoben, ein Element der Gegenseitigkeit hereingebracht, dass die "Geschäftsrollen" vollständig umgekrempelt hätte. Dann hätten sie tatsächlich eine offene Freundschaft auf neuem Boden beginnen können, aber für die gemeinsame Mission, für die eine klare Rollenverteilung und Hierarchie mitunter notwendig war, wäre das vielleicht eher kontraproduktiv gewesen. Ich denke, es hatte schon seinen Sinn, warum DD auch Harry erst kurz vor dem Ende der letzten Schlacht in King's Cross gesteht "ich habe keine Geheimnisse mehr vor dir" - zu einem Zeitpunkt, an dem der Held über den Mentor hinausgewachsen war und der Mentor nicht länger Mentor, sondern Mensch geworden ist.
Interessante Frage. Ich denke, enttäuscht wäre er sicherlich gewesen, aber er hätte Severus das "verziehen" imo. Nur wären sie damit niemals so nahe aneinander gewachsen. wie gesagt denke ich, dass DD Snape sehr wohl heimlich bewundert hat für seine Konsequenz, sich der Vergangenheit zu stellen. Ob er Angst vor Ablehnung gehabt hätte - vielleicht. ich wage es nicht zu beurteilen.
Ja, das tat er wohl. Ich denke, dass es niemanden gab, der Severus besser kannte - und verstand! - als Albus. Selbst Lily seinerzeit nicht. Lily hat er unendlich geliebt, aber sie hat niemals von seinen Gefühlen für ihn erfahren. Albus war wirklich der einzige Mensch, dem Severus sich in dieser Hinsicht anvertraute, dem er mit seinem Patronus zeigt, wie tief diese Liebe ging - zumindest der einzige Mensch bis zu dem Moment, in dem er Harry seine Erinnerungen "aushändigte". Das gepaart mit einer generell guten Menschenkenntnis und den Paralellen zur eigenen Lebensgeschichte... ich denke, DD wusste sehr genau, warum Snape so war wie er war, so kalt, verbittert und zynisch. Auch wenn selbst er nicht alles wusste, wenn er Snapes Liebe zu Lily unterschätzte, wie die Patronusszene zeigt, ich glaube dennoch, Albus kannte ihn besser als alle anderen ihn jemals kannten. Und ich glaube, er wusste sehr genau, dass Snape an ihm hing, ihn liebte und in der Ringszene hinter der Fassade völlig in Sorge war.
Irgendwie lässt mich aber auch das Gefühl nicht los, dass umgekehrt Snape zwar nicht wusste, aber unbewusst/unterschwellig immer ahnte, dass auch DD "hinter dem Vorhang" steht - ich meine das weniger als ein konkretes Wissen, denn mehr als ein Gefühl, dass an DD etwas anders ist als an all den anderen "Gutmenschen", die sich Snape wohlmöglich mit ihren Hilfsangeboten aufgedrängt hätten und denen er trotzt ihrer guten Absichten die Türe vor der Nase zugeschlagen hätte, dass seine Hilfe "authentisch" war, wenn jemand versteht, was ich meine. Ich glaube, ohne dieses Gefühl hätte Snape DD niemals zugehört.
Wann - definitiv im Grimmauldplatz und ein bisschen von der Reaktion auf diese Erkenntnis sehen wir ja auch. Snapenur mit Lilys Foto in der Hand - in meinen Augen brauchte er dieses Bild von ihr, um sich in dem Meer der Emotionen, in dem er zu ertrinken drohte, an irgendetwas festklammern zu können, einen Anker zu haben, weitergehen zu können, obwohl er eigentlich am Ende ist. Das war nicht kurz vor dem Nervenzusammenbruch, das war DER Nervenzusammenbruch. Dass Snape völlig austickt und wie ein verletztes Tier schreit, als Harry ihm diesen Satz "Dann töte mich doch wie du ihn getötet hast, du Feigling" um die Ohren haut, spricht ebenfalls Bände. Grausam - für beide übrigens. Die Vorstellung, das Albus letzter Gedanke im Leben wohl war, seinen Schützling in den Abgrund getrieben zu haben. Ich glaube, er hätte in diesem Moment gerne noch ein wenig länger gelebt, nur um Severus beistehen, ihn auffangen zu können. Aber er konnte nicht mehr tun, als ihn anzuflehen. Ich frage mich, wie wohl das erste Gespräch zwischen den beiden verlaufen ist, nachdem Snape ihn getötet hatte. Ich denke, dass er im Burchteil der Sekunde, als er den grünen Lichtblitz zukommen sah ein Gefühl von größter Dankbarkeit emfpand, das muss er ja auch mit ins Porträt genommen haben.
edit:
ich finde, die Diskussion wirft gerade ein sehr interessantes Licht auf DD. Aspekte, über die ich vorher gar nicht so nachgedacht habe. Aber wenn ich mich damit mal mehr auseinandersetze, glaube ich, dass DD in gewisser Weise an einem Helferkomplex litt. Ich meine das nicht zwangsläufig negativ oder in einem zwingend krankhaften Sinne. Er war auch reflektiert genug um zu wissen, wo er nicht mehr helfen konnte und das dann auch zu akzeptieren (auch wenn man darüber streiten kann, ob das wirklich so war), siehe KC. Aber es ist doch eine interessante Frage, warum DD überhaupt zu dieser Lichtfigur wurde, die er für viele war. Warum hat er Hogwarts in ein Auffangbecken für gescheiterte Existenzen verwandelt? Woher kam dieser unermüdliche Einsatz für andere – sei es für Einzelne oder für das Allgemeinwohl. Sicher gab es noch andere, die für das Gute kämpften, letztendlich alle die im OdP waren. Und Minerva z.B. hatte auch einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Dennoch war DD da nochmal was Besonderes. Klar hatte sein Einsatz mit seiner Vergangenheit und immensen Reue zu tun. Darüber hinaus glaube ich aber, dass sein Altruismus auch eine Quelle für seine eigene psychische Stabilität war. Nicht im Inszenierungssinne ala „ich bin ein total guter Mensch, ihr müsst mich anhimmeln“, sondern eher in dem Sinne, dass DD in meinen Augen ein Mensch war, der ganz stark sich selbst geholfen hat, indem er anderen half. Das Thema „DD gibt anderen Ratschläge, die er selbst bräuchte“ hatten wir ja schon. Er hat sich selber niemals zugestanden, schwach zu sein, sich anderen anzuvertrauen, Hilfe anzunehmen oder gar danach zu fragen. Umso wichtiger war es imo, dass er dann wenigstens über den Umweg anderen helfen konnte, dass das Gefühl, gebraucht zu werden wichtig für ihn war (auch in Anbetracht dessen, dass er selbst sagt, Ariana vernachlässigt zu haben. Was ist das Gegenteil von Vernachlässigung, wenn nicht Altruismus?). Wenn man das mitdenkt, kommt in die Beziehung zu Snape (und auch zu Harry und überhaupt zu allen, denen er irgendwie geholfen hat, aber ich glaube zu Harry und Snape besonders) noch mal ein ganz anderer Aspekt von Gegenseitigkeit und Abhängigkeit. Dann kann ein Entzug seitens Snape und sich nicht mehr anvertrauen ihn wirklich ganz persönlich getroffen haben und erst Recht sein Scheitern darin, ihn zu retten. Wir sehen ja in den Büchern (fast) alles aus Harrys Perspektive und dort sehen wir DD als jemanden, der Harry (und irgendwo auch Snape) mit väterlicher/mentorenhafter Liebe begegnet. Aber was DD selbst aus dieser Beziehung nimmt, bleibt offen. Dass beide in der Mission Voldemort stürzen die Aufgabe erledigen, die DD ihnen zugewiesen hat, kann nicht alles sein, denn auch von Voldemort stürzen hat DD ja keinen persönlichen Nutzen. Die Frage, was DD antreibt, sich so sehr reinzuhängen, gerade sich auch um Snape (der ja nun wirklich nicht Everybody’s Darling ist) so sehr zu sorgen, hat schon vor dem Thread etwas beschäftigt, aber ich denke, das könnte durchaus die Antwort sein. Dass DD seine eigene psychische Stabilität daraus zieht, anderen zu helfen, weil er selbst sich nicht zugesteht schwach zu sein. Das würde auch erklären, warum er gerne nach dem Motto „Menschen wählen immer das, was am schlechtesten für sie ist“ anderen gerne mal die Entscheidung abnimmt.
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Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zum letzten Mal von SynthiaSeverin: 31.05.2013 05:26.
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30.05.2013 00:08 |
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grit
Schülerin
Dabei seit: 23.11.2010
Alter: 59
Pottermore-Name: GespenstMantel17850
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Ich habe die Stelle jetzt auf die Schnelle nicht wörtlich parat, aber Dumbledore sagt ja einmal, dass Gleichgültigkeit und Vernachlässigung mehr Schaden anrichten können als offener Hass.
Das ist ja in zweierlei Hinsicht interessant, zum einen, weil es auf Harrys frühe Kindheit bei den Dursleys zutrifft und Dumbledore das offenbar bewusst in Kauf genommen hat, sozusagen als kleineres Übel, um Harrys Leben zu schützen, zum anderen, weil er es sich selbst in Bezug auf Ariana vorwirft.
Dass er über seine Vergangenheit nicht offen spricht - dafür mag es viele Gründe geben. Die erste Person, die dafür infrage kommt, ist Aberforth, aber gerade er kann seinem Bruder nicht verzeihen, für ihn ist Albus der brillante Zauberer, der die anderen kraft seiner Magie und Überredungskunst manipuliert. Von diesem Bild von seinem Bruder ist er nicht abzubringen. Warum nicht? Albus hat seine Reue, seine Schwäche nie gezeigt, er ist nicht haareraufend durch das Haus gerannt und hat klagend gerufen, Ariana, verzeih mir, was habe ich getan. Das war einfach nicht seine Art. Für den - sehr viel einfacher gestrickten - Aberforth sah es immer so aus, als hätte Arianas Tod für Albus nicht so viel bedeutet.
Über die Beziehung der Brüder lohnt sich auch eine Diskussion, ich finde das sehr interessant gestaltet von JKR, aber wir sind ja hier im DD-Snape-Thread...
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trotzdem glaube ich, dass die Beziehung zwischen den Brüdern viel Einfluss auf das Verhältnis von Dumbledore und Snape hatte. Dumbledore hatte es schon einmal erlebt, dass jemand, der ihm sehr viel bedeutet ( "mein unendlich bewundernswerter Bruder"), es nicht geschafft hat, ihm zu verzeihen. Dies hat wohl mit dazu beigetragen, dass auch er selbst es sich nicht verzeihen konnte und nun noch weitaus vorsichtiger geworden ist und dieses Stück seines Lebens tief in seinem Inneren verborgen hat. ( Ein Stachel der Mahnung, wenn er mal wieder vor einem Angebot von Macht stehen würde..)
Hinzu kommt noch ein Aspekt, den ich ebenfalls für sehr wesentlich halte: Dumbledore war "der einzige, den ER je fürchtete" und als solcher in der Zaubererwelt bekannt. Flecken auf dieser "Lichtgestalt" hätten dem Kampf gegen Voldemort geschadet, also tat er alles, um dieses Bild aufrecht zu erhalten.
Wie Recht er damit hatte, zeigt ja, was nach seinem Tod geschah, all die Gerüchte und die Häme - und dabei wussten sie noch nicht mal alles.
Erst als Harry sich als der "bessere Mann" erwiesen hatte, konnte Dumbledore seine Schwäche eingestehen - gegenüber Harry.
Wenn wir davon ausgehen, dass JKR sich Albus als homosexuell orientiert vorgestellt hat, dann könnte in der Beziehung zu Snape auch eine Art doppelter Vorsicht mitgeschwungen haben - er wollte auf keinen Fall, dass die Beziehung "zu persönlich" wird, einerseits, weil er wusste, dass Severus diese Neigung nicht teilte - zu groß war seine Liebe zu Lily - , andererseits aber,weil das alles nur komplizierter gemacht hätte. Von daher hat er immer versucht, eine gewisse Distanz zu wahren und - wenn es zu persönlich wurde, mit einem Scherz oder dem "Umschlagen" in die "geschäftliche" Ebene reagiert. Vor diesem Hintergrund wäre Snape der letzte gewesen, vor dem Dumbledore Schwäche gezeigt hätte.
Dass der alte Zauberer es auch mal gebraucht hätte, dass ihm jemand sagt, dass er t r o t z d e m geliebt wird, steht außer Frage, wir merken es an seiner Rührung, als Harry ihm sagt, der Minister habe ihm vorgeworfen, ganz und gar Dumbledores Mann zu sein -und er habe ihm gesagt, dass das stimmt.
__________________ Hier geht's zu meiner FF: Charitys Geheimnisse
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31.05.2013 07:29 |
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Lily-Petunia
Schülerin
Dabei seit: 25.10.2012
Alter: 45
Herkunft: Baden-Württemberg
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Ich habe mir auch schon ein paar Gedanken hinsichtlich der Bruder-Beziehung Albus/Aberforth gemacht (und ich denke, grit, das darf hier auch ruhig mit rein, betrifft es doch Dumbledore
).
Manchmal habe ich mich schon gefragt, ob nicht sein Bruder Aberforth, kurz nach Arianas Tod, eine Seite an Albus gesehen hat, die wir Leser nicht kennen. Albus Dumbledore selbst offenbart über diese Zeit relativ wenig. Es könnte durchaus sein, dass er in der Zeit der ersten Trauer vor seinem Bruder "einen Anfall von Schwäche" , Reue gezeigt hat. Ähnlich dem Zusammenbruch, den Snape so viele Jahre später in seinem Schulleiterbüro hatte. Kurz: Vielleicht hat Aberforth den Dumbledore gesehen, den Harry so viele Jahre später in der Horkrux-Höhle unter Einfluss eines schwarzmagischen Zaubertrankes sieht.
Die Frage bleibt, wie Aberforth darauf reagiert hat? Laut Rita Kimmkorn (die angeblich ihre Informationen von Bathilda Bagshot hatte) erhob der Bruder gegen Albus die schlimmsten Vorwürfe und brach ihm am Grab der Schwester sogar die Nase. Dass das 100 % der Wahrheit entspricht, sollte jeder anzweifeln, der Kimmkorn ab Band 4 erlebt hat. Diesen Vorfall bringt auch Tante Muriel im Gespräch mit Elphias Doge und Harry ins Spiel, aber auch die hat Rita Kimmkorn gelesen und Elphias Doge hat den Vorfall am Grab der Schwester nicht bestätigt. Dennoch bin ich davon überzeugt, dass es diese Situation gegeben hat. Allerdings nicht unbedingt in der Öffentlichkeit, sondern vielleicht unter vier Augen? Vielleicht hat Albus ja bei Aberforth etwas wie Vergebung gesucht, vor ihm offen seine Reue gezeigt oder einfach Halt bei ihm gesucht. Wenn er damit auf offenen Ablehnung, Unverständnis und womöglich Hass gestoßen ist (und nach allem, was wir wissen, war es tatsächlich so), kann dies der Grundstein für sein späteres Verhalten gewesen sein. Albus mag in diesem Augenblick gelernt haben: Zeige keine Schwäche, dann kann dich niemand verletzen - physisch oder psychisch. Und in meinen Augen muss mehr passiert sein, als der Schlag auf die Nase. Denn ich glaube, dass Albus damit ohne größere Auswirkungen hätte leben können. Sicher dürfen wir den Selbsthass, die Selbstzweifel und die Schuldgefühle nicht vergessen. Auch das hat ihn geprägt. Aber ausschlaggebend für seine Verschlossenheit war wohl die direkte Zurückweisung und Verachtung des Bruders, als er ihn am dringendsten gebraucht hätte.
Also hat Dumbledore eine Mauer um sich errichtet, hinter die zeitlebens niemand wirklich blicken durfte. Dumbledore hat es nie geschafft, sich selbst zu vergeben und sein einziger Bruder gibt ihm die Schuld für das Geschehene und distanziert sich voller Hass und Abscheu. Grindelwald lässt ihn im Stich und verschwindet quasi über Nacht. Diese Erfahrungen haben Albus Dumbledore ganz sicher geprägt und in seinem späteren Handeln und Verhalten beeinflusst, auch gegenüber Snape. Bei dessen Zusammenbruch hat Dumbledore ihn zwar nicht gerade mit Samthandschuhen angefasst, ihn aber auch nicht aus dem Gespräch entlassen, ohne ihm einen Weg aufzuzeigen, auf dem er seine Schuld abarbeiten kann. Er gibt diesem Mann voller Schuld und Selbsthass einen Halt und fängt ihn damit auf, hilft ihm wieder auf die Beine und bringt ihm sogar bei, wieder auf ihnen zu laufen. Dumbledore wusste, wie schwer dies alles werden würde, denn er war diesen Weg bereits gegangen - allerdings alleine und ohne Hilfe!
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Dieser Beitrag wurde 2 mal editiert, zum letzten Mal von Lily-Petunia: 31.05.2013 10:02.
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31.05.2013 08:58 |
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SynthiaSeverin
Schülerin
Dabei seit: 01.11.2012
Alter: 37
Herkunft: Stadt mit altem Schloss ;)
Themenstarter
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Der Beweis dafür, dass es diese Situation gegeben hat steht Albus ja wortwörtlich ins Gesicht geschrieben. Und ich bin mir sicher, dass auch DD damals den Zusammenbruch erlebte, „Schwäche“ zeigte und Aberforth mit Kälte, Hass und Verachtung reagierte. Dafür spricht DDs Kälte und Härte, als Snape in seinem Büro zusammenbricht. DD verhält sich da wie jemand, der mit der Erinnerung an einer alten Wunde konfrontiert wird, die unter der Oberfläche noch immer blutet und der damals nicht die Wärme erfahren hat, die er eigentlich gebraucht, deswegen auch unfähig ist, sie anderen zu geben, sich wirklich einzulassen und nicht vor deren Gefühlen zu verschließen. Er kann Snape in diesem Moment keine Schwäche zugestehen, weil er sich selbst nie Schwäche zugestanden hat. Ich denke, das „und wem würde das nützen“, das DD Snape so kalt entgegen schleudert war der Grund, warum er selbst überlebt hat. Er durfte nach seinem eigenen Zusammenbruch und Aberforths Reaktion darauf, keine Schwäche mehr zeigen, dennoch brauchte er ja irgendetwas, das ihn auffing und ich denke, das war es.
Es ist, wenn ich bei dir und grit mitlese doch immer wieder erstaunlich, wie ähnlich die beiden sich hinter den sehr sehr unterschiedlichen Fassaden doch wahrscheinlich waren. Ich kenne in Hogwarts nämlich noch jemanden, der ein großes Problem damit hat, Schwäche zu zeigen oder zumindest das, was er für Schwäche hält ;-).
Dennoch sehe ich auch einen großen Unterschied zwischen beiden: Albus konnte sich selber noch lieben, zwar zu einem sehr hohen Preis, aber er hat es geschafft, dass seine immense Reue und Selbstverachtung dafür ihn nicht in den alles umfassenden Selbsthass führten, in dem Severus lebte. Er hat gelernt, mit dem Fehler, mit der Schuld zu . Der hohe Preis dafür war sein Altruismus. Nur indem er sich selbst völlig zurücknahm, aufging in der Aufgabe, für Andere und das Allgemeinwohl da zu sein und seine eigenen Bedürfnisse dahinter anzustellen, nicht selbst um Hilfe und Rat zu bitten und keine Schwäche zu zeigen, konnte er akzeptieren, dass es etwas Gutes in ihm gab, dass er trotz seiner Schuld noch Mensch war und Mensch sein durfte. Das erlaubte ihm, sich die Lebensfreude zu gestatten, die wie wir von ihm kennen. „Und wem würde das nützen“ hat für mich daher auch eine tiefere Bedeutung. Nützlich zu sein war denke ich für Albus selbst das Ticket zum Menschsein. Severus hingegen war unfähig, aus sich selbst heraus noch etwas Gutes in sich zu sehen – er war vor sich selbst kein Mensch mehr, er war das Monster. Durch Albus Hilfe hat er seine Schuld zwar auch sinnvoller abgearbeitet, als sich selbst zu richten, aber dass es etwas Gutes, ja sogar etwas Bestes an ihm gibt, hat ihn nie wirklich erreicht. Er konnte eigentlich tun, was er wollte, sein gefräßiges Gewissen sagte ihm doch immer, dass nichts gut genug war, dass er noch mehr geben musste, als das, was Albus im Dienste der Mission von ihm verlangte, dass er keine Freude im Leben mehr finden, nur noch dürfe, während Dumbledores Gewissen ihm zu leben gestattete, solange er konsequent an seinem Altruismus festhielt. Ich denke, als DD ihn unter seine Fitttiche nahm, wollte er ihm eigentlich ebenfalls diese Hintertrüe öffenen, durch die er selbst gegangen ist, vielleicht auch sehen, dass er irgendwann fähig ist, weiter zu gehen, als DD selbst jemals gehen konnte. Aber Severus ist niemals durch diese Türe gegangen. Ich glaube, wenn ihm jemand gesagt hätte, „Severus, du bist ein Held, du hast Harry gerettet und Lupin und eine ganze Schule vor den Todessern geschützt“, er hätte das niemals annehmen können und wir wissen, wie Severus in so einer Situation reagiert – mit purem Zynismus (Armer Kerl). Dass er Harry seine Erinnerungen weitergibt, sehe ich daher auch als Hilfeschrei: vergib mir, weil ich mir selbst nicht vergeben kann, erlöse mich, weil ich mich selbst nicht erlösen kann. Einzig und allein Albus ihm hin und wieder durch die Blume sagen, dass es etwas Gutes in ihm gibt. Er war der Einzige, dem Severus glaubte, der in ihm – wenn auch nicht dauerhaft - an seinem monsterhaften Selbstbild wecken konnte. Ich glaube die Erfahrung, dass sein moralisches Vorbild selbst hinter dem Vorhang steht wäre vielleicht ein heilsamer Schock für ihn gewesen, die Ohrfeige nach dem Motto „Mensch Severus, glaubst du bist der Einzige auf der Welt, der Schuld auf sich geladen hat? Steh gerade für deine Fehler, aber hör auf dich selbst zu hassen, verdammt noch mal“. Warum Albus die Maske nicht ablegen konnte, haben wir ja schon erörtert.
Aber die Frage, warum er Severus nicht sagte „Du bist ein guter Mensch, weil du fähig bist tief zu lieben und tief zu bereuen“ ist für mich dennoch nicht ganz geklärt. Böse Zungen würden behaupten, dass es aus Berechnung geschah, weil es für Albus Zwecke sinnvoll war, dass Snape sich nicht vergab und weiterhin den Spion spielte. Das glaube ich allerdings nicht, gegen solch ein kalt berechnendes Denken spricht DDs Verhalten gegenüber Harry (sein Snape immer wieder in Schutz nehmen), die Freiheit, die ihm DD durch die Blume zuspricht, als die Sache ernst wird und seine Reaktion darauf, als Snape ihn bittet, aus der Sache ein Geheimnis zu machen, weil er eben genau weiß, dass Snape sich damit selbst die Chance verbaut, von anderen als Mensch gesehen zu werden, der den Mist, den er gebaut hat, zutiefst bereut und so Anerkennung zu erfahren. Und dass sich selbst vergeben… oder besser gesagt, die Schuld zu akzeptieren + sich zu erlauben zu leben und dennoch für die Mission alles zu geben sich nicht ausschließen, sehen wir ja an Albus selbst. Ich würde eher sagen, dass es Hilfslosigkeit war, warum DD das nie so offen sagte (zumindest was wir im Canon lesen), vielleicht auch die Dynamik der Beziehung der beiden. Es ist ja so, dass DD in fast allen Erinnerungsszenen , weniger . Snape meckert über Harry – DD sagt man sieht nur was man sehen will, Snape sagt er sei kein Feigling – DD stimmt ihm zu, Snape wirft ihm mangelndes Vertrauen vor – DD erklärt, dass er diese Aufgabe nur Snape anvertrauen würde. Vielleicht zögerte DD, weil er nur auf das eingehen wollte, was Snape von selbst präsentiert und nicht zu tief in ihn eindringen, eine Grenze übertreten wollte. Und Snape kommt eben nicht zu DD und sagt offen „Albus, ich bin ein Monster und ich hasse mich dafür“. Aber ich finde schon, in diesen zaghaften Andeutungen – dem Lob des Mutes, dem Bekunden von Vertrauen, „welch ein Glück, welch ein Glück, dass ich Sie habe, Severus“ – und den Handlungen „Severus, ich vertraue dir Harry, Hogwarts und meinen Tod an“ – sagt er ihm ja schon unterschwellig „ich halte dich für einen guten Menschen“. Und irgendwo ist das bei Snape denke ich auch schon angekommen, auch wenn es sein Selbstbild nicht völlig durchtränken konnte (DD scheint was von mir zu halten, merkwürdiger Kauz, ich selbst halte nichts von mir) und immer wieder brüchig wurde und erneuert werden musste. Dafür spricht imo vor allem seine Aussage gegenüber dem falschen Moody „Dumbledore vertraut mir, ich weigere mich anzuerkennen, dass er angeordnet hat, mein Büro zu durchsuchen“. Obwohl er selbst nicht an sich glaubte, konnte er akzeptieren, dass DD an ihm glaubt und dass er ihm das zugestanden hat, ist schon ein echtes Liebesbekenntnis. Ohne DDs Glauben an ihn wäre er in seiner eigenen Finsternis ertrunken.
Schade, dass wir das Ende der Patronusszene nicht sehen. Ich hätte es spannend gefunden, zu sehen wie es nach diesem Ausbruch der Emotionen auf beiden Seiten wohl weiterging. Wenn DD immer nur reagierte, wenn es darum ging, Snape zu sagen, dass es etwas Gutes an ihm gibt und er liebens ist, wäre es doch sehr interessant gewesen, wie DD auf Snapes Bekenntnis, Lily noch immer so sehr zu lieben reagiert hätte. Das letzte Mal, als wir im Canon diese Liebe als Thema zwischen den beiden sehen, sagt DD, dass es das Beste an ihm sei und in der Patronus Szene vergießt er Tränen, als er die silberne Hirschkuh sieht… hach ich freu mich schon darauf, darüber zu schreiben ^^
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31.05.2013 14:03 |
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grit
Schülerin
Dabei seit: 23.11.2010
Alter: 59
Pottermore-Name: GespenstMantel17850
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Aberforth hat Albus die Nase gebrochen.
Albus, der zu so vielen magischen Kunststücken fähig ist, hat dieses Zeichen im Gesicht behalten. Er sieht es immer, wenn er in den Spiegel sieht.
Ich gehe davon aus, dass es ein Leichtes für ihn gewesen wäre, diese Spur der brüderlichen Faust zu beseitigen. Dass er es nicht tut, zeigt m.E., dass er die Vorwürfe, die Aberforth ihm gegenüber erhoben hat, für berechtigt hält, dass er galubt, das verdient zu haben. Ich vermag darin auch eine gewisse Achtung und Anerkennung für den magisch viel schwächeren Bruder zu sehen. Er trägt das Zeichen seiner Schuld im Gesicht - er tut das freiwillig, und er spricht zu niemandem darüber.
Es gibt sicher nur einen einzigen Spiegel, in dem Albus sein Gesicht unversehrt sieht, gemeinsam mit seiner intakten Familie - den Spiegel Nerhegeb...
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31.05.2013 20:37 |
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Lily-Petunia
Schülerin
Dabei seit: 25.10.2012
Alter: 45
Herkunft: Baden-Württemberg
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Sehr schöner Hinweis, grit. Hab ich so noch gar nicht gesehen. Aber natürlich: Es wäre ganz sicher ein Leichtes für Albus gewesen, dieses Zeichen der Erinnerung an seinen schlimmsten Verlust verschwinden zu lassen. Er tat es nicht. Und ich glaube auch, dass er überzeugt davon war, es nicht anders verdient zu haben...
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31.05.2013 20:45 |
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SynthiaSeverin
Schülerin
Dabei seit: 01.11.2012
Alter: 37
Herkunft: Stadt mit altem Schloss ;)
Themenstarter
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ich muss gerade an das Gespräch mit Minerva ganz am Anfang vom Stein der Weisen denken, als Dumbledore sagt, selbst wenn er die Narbe wegmachen könnte (da es eine Fluchnarbe ist, wird das wohl etwas schwerer als die auf "muggleart" gebrochene Nase) er es nicht tun würde, weil sich Narben als nützlich erweisen könnten und auf den U-Bahnplan verweist.
edit nochmal zum Thema "warum hat Dumbledore Snape nie ins Gesicht gesagt, hrö mal Severus du bist ein guter Mensch" auch auf die Gefahr hin, dass ich schon Gesagtes noch einmal schreibe.
Vielleicht war Dumbledore der Ansicht, dass dies etwas war, das Snape selbst erkennen müsse und äußere Einwirkung nicht helfen würden, ihn dort hin zu führen? Snape hatte ein enormes Problem mit seiner Schuld und eine ziemlich verschroebene Sicht auf sich selbst. Ich habe manchmal den Eindruck, dass er sich vor sich selbst ein wenig für sein "inneres Licht" schämte, für die moralische Entwicklung, die er eben gerade genommen hatte. Das Gute an Snaoe war für ihn selbst ein äußerst sensibles Thema und seine Anerkennung ein zartes Pflänzchen, das allzuleicht zertrampelt hätte werden können. Nun hat DD Snape immer dem Raum gelassen, nicht mehr von sich zu offenbaren als er wollte. Ich denke, dass er Snape zwar ziemlich oft hat, aber er hat ihm immerzu geantwortet und damit Snapes "Verschleierungstaktik" akzeptiert. Und dies denke ich, war auch überhaupt der Schlüssel zu Snape, der seine Seele gut verborgen hielt und sofort zentnerschwere Steine anschleppte, sobald die Mauer an irgendeiner Stelle brüchig zu werden schien. Vielleicht wollte Albus ihn nicht in Verlegenheit bringen, was er mit dieser Offenheit sicherlich getan hätte. Manchmal ist es auch besser, einem Anderen etwas nicht zu sagen, was man über ihn weiß oder denkt, weil man damit der Selbsterkenntnis das Wasser abgraben würde. Und aus eigener Erfahrung etwas zu lernen oder zu erkennen prägt sich doch viel tiefer ein, als es von außen gesagt zu bekommen. Es ist ja nicht so, dass Dumbledore Snape völlig im Regen stehen gelassen hat. Er hat ihm schon zu verstehen gegeben, dass er an das Gute in ihm glaubt – indem er gehandelt, Severus zu seinem Verbündeten gemacht und ihm Aufgaben anvertraut hat – indem er sein Wort vor Gericht gab, dem damals doch noch sehr jungen Mann den Zaubertranklehrerposten und sogar eines der vier Häuser anvertraut hat, indem er eineinhalb Jahrzehnte später Hogwarts, Harry, ja sogar sein eigenes Leben in seine Hände legte und indem er seinen Mut gelobt hat und sein Vertrauen in ihn betonte (eine Aufgabe, die ich niemandem Anderen anvertrauen würde). All das waren sehr sensible und imo „pädagogisch wertvolle“ Taktiken, denn auf diese Weise hat er Snape nicht gesagt, dass er ihn für einem im tiefsten Inneren doch guten Menschen hält, sondern er hat es Snape lassen, ihm ermöglicht, ohne dabei seine Maske zu verraten. Auf diese Weise gab er Snape Raum, um über sich selbst ins Grübeln geraten – sich evtl. Fragen stellen zu wie warum vertraut mir Dumbledore? Warum gibt der Einzige, den ER je fürchtete mir ehemaligem Todesser eine Chance? Warum vertraut er mir sein Leben an? Und diese Gedanken gleichzeitig doch für sich behalten zu können. Dass es Snape mal gut getan hätte zu hören „du bist ein guter Mensch und ich mag dich“ steht wohl außer Frage. Aber um einen gewissen Zauberer zu sinngemäß zu zitieren: „Die Menschen entscheiden sich immer für das, was am schlechtesten für sie ist“. Ob es Snape bei diesem miserablen Bild, das er von sich selbst hatte, hätte annehmen können, steht nochmal auf einem ganz anderen Papier. Möglicherweise hätte es tatsächlich die Türe zugeschlagen – aber nicht nur deswegen, weil sich Snape vielleicht gedacht hätte, dass DD ihn veräppelt, sondern weil DD damit auch offenbart hätte, etwas in Snape klar zu sehen, was dieser doch erst nur trübe in sich wahrnahm und damit zu zeigen, dass er Snape vollkommen durchschaut, besser als dieser sich selbst – ein Gefühl, das bei jedem mittelschwere Fluchttendenzen auslösen würden und fatal bei einem Menschen, der sich selbst so panisch verbarrikadiert wie Snape.
Ich glaube ehrlich, dass es DD in dieser Beziehung mehr als einmal unter den Fingernägeln juckte, Snape gewisse Dinge ums Ohr zu hauen – Positives wie Negatives, Anerkennung wie Kritik – ebenso wie man ihm sein Ringen mit sich anmerkt, wenn Harry das Thema „warum vertrauen Sie Snape“ anschneidet. Und obwohl ich mir sicher bin, dass DD, der ja auch nur ein Mensch ist, hin und wieder doch mal „der Kragen platzte“ und es aus ihm heraussprudelte, ist es doch bewundernswert, wie er immer und immer wieder Snape den Raum gibt, den dieser verlangt. Mit anzusehen, wie jemand, den man mag (oder für den man sich zumindest verantwortlich fühlt), einen Weg wählt, der ihm selbst nicht gut tut und diese Entscheidung doch zu akzeptieren und nicht mit Druck und Zwang retten zu wollen, was die Türe dann endgültig zuschlagen könnten, ist verdammt schwierig. Die Szene im ersten Schuljahr aus den Erinnerungen mag so auf den ersten Blick respektlos wirken. (DD lässt sich nicht auf Snape ein, er blättert weiter gemütlich in seiner Zeitschrift unterbricht ihn sogar noch). Aber vielleicht steckt genau in diesem sich-nicht-einlassen die große Kunst. DD war in dieser Szene ebenso da wie auch nicht da. Snape hatte den Raum, seine Wut abzulassen, sich abzureagieren, ohne dabei wieder jemanden kämpfen zu müssen. Es durfte raus. Gleichzeitig war er dabei nicht alleine, sondern gab es trotzdem noch die ruhige Stimme aus dem Off, die ihm Halt und Führung bot. DD signalisierte ihm damit „Du, ich teile deine Meinung nicht und das sage ich dir auch offen, aber ich akzeptiere deine Gefühle und lass dich erst mal austoben“. Kurzum – genau das, was Snape in dieser Situation wohl brauchte! Denke, es hatte schon seinen Grund, warum er sich bei DD Luft machte. Dass DD dabei noch die üblichen Höflichkeitsregeln für „offiziellen Besuch“ bleiben lässt. (Man liest nicht in einer Zeitschrift, während man offiziellen Besuch empfängt, selbst gegenüber Voldemort wahrt DD diese Regel), spricht dafür, wie selbstverständlich Snapes Anwesenheit im Schulleiterbüro inzwischen ist. Scheinbar scheint er dort schon zum Inventar zu gehören *g*
Und ja, ich denke, dass Snape trotz allem gespürt hat, dass hinter diesen „abgeklärten“ Komplimenten und Aufgabenübertragen doch mehr steckte. Voldemort verteilte auch Komplimente („Du bist ein fähiger Zauberer“, „Du bist ein kluger Mann, Severus“, „Lord Voldemort weiß Mut zu schätzen“) und belohnte seine Diener (z.B. indem Greyback ruhig seinen Spaß mit Hermine haben darf…). Aber Voldemorts Komplimente waren leere Hülsen, sie galten der funktionalen Nützlichkeit eines Menschen. Ich will damit nicht sagen, dass es Lügen waren (Voldemort schätzte Mut sicherlich, wer braucht schon feige Gefolgsleute?), aber sie waren doch nie persönlich. Für Voldemort war man maximal von Nutzen- für den jungen Snape, der so bitter nach Anerkennung suchte, war das sicher besser als nichts. Aber ich denke, dass er doch schon recht bald merkte, dass DD „anders gestrickt war“, dass hinter seinen Komplimenten ehrliche Anteilnahme an seinem Schicksal steckte – ein Gefühl, dass Severus vermutlich zum allerersten Mal in seinem Leben von einer Vater/führungsfigur erfahren hatte, war es zu Beginn auch noch nicht Philia sondern ein aus der allgemeinen Menschenliebe DDs geborenes Mitleid für einen jungen Mann, dessen Leben in Scherben lag. Ohne dieses Gefühl, nicht nur nützlich, sondern auch zu sein, hätte Snape DD wohl niemals als seinen Mentor akzeptier und ihn „zu lieben“ begonnen. Dann wären die beiden wirklich nur Geschäftspartner gewesen und Snape hätte in der Ringszene lediglich emotionslos seinen Job erledigt, ohne vor Sorge um DDs Leben zu verzweifeln. Er hätte zwar Lily wegen für DD dennoch den Spion gegeben, aber einen Severus, der bekennt, dass er nur die Menschen hat sterben sehen, die er nicht retten konnte und der Phineas Nigellus anblafft, dass er gefälligst das Wort Schlammblut nicht verwenden solle, hätten wir nicht gesehen. Denn Snapes Reue, Lily auf dem Gewissen zu haben, war zwar groß genug, um sich selbst zum Tode oder zu lebenslangem Versagen jedweder Freude zu verdammt und Hals und Kopf und Kragen zu riskieren, um eine Wiedergutmachung abzuleisten, aber ohne Dumbledore an seiner Seite – Dumbledore, den Anwalt der Randgruppen der magischen Welt, der Lichtfigur und dem Einzigen, den Er je fürchtete – den er schätzte und der ihm immer wieder signalisierte, dass er an das Gute in ihm glaubte, wäre Snape aus dieser Reue niemals zu dem Punkt gekommen, auch dem Mord an Menschen jenseits von Lily (und denen, für die sie sich opferte) nicht mehr gleichgültig gegenüber zu stehen und auch anderen Mugglegeborenen zuzugestehen, nicht Schlammblut genannt zu werden. Denn auch wenn Snape der größte Einzelgänger ist, glaube ich, dass seine moralischen Überzeugungen beziehungsgebunden sind, dass er die Ansichten derjenigen übernimmt, bei denen er Anerkennung findet, auch wenn er in der emotionalen Not seiner Pubertät bezüglich Lily ein ziemlicher Blindfisch war. Doch DDs Anerkennung ging viel viel tiefer als die Voldemorts. Bei DD hat er ein Gefühl gefunden, dass er von Kindesbeinen an immer vermisst und gesucht hat – von einem bedeutsamen Älteren – sei es Vater, Anführer oder Mentor – zu werden. Und weil Snape diesen alten Mann deswegen liebte, war ihm auch wichtig, was er – letztendlich auch zu ihm, Severus – zu sagen hatte, wichtig. Was Lily ihm schon Alter von 16 Jahren klarmachen wollte, als sie die „Scherze“ seiner Freunde böse nannte oder ihn fragte, warum sie eine Ausnahme sein sollte, wenn seine Freunde alle mit ihrer Abstammung Schlammblut nannten, kam so endlich bei ihm an – wenn leider auch viel zu spät, um die große Tragödie noch zu verhindern.
edit2: und um nochmal etwas aufzugreifen. Weil du, Lily-Petunia sagtest, dass DD sicher manchmal auch mehr für Andere fröhlich war. Ich glaube, dass Snape DDs Frohnatur aus Liebe zu ihm ertrug. Ich glaube, dass er diesen fröhlichen alten Kauz tatsächlich auch an seiner Seite , eben damit er fröhlich ist, wo Severus dazu selbst nicht in der Lage ist, zu lächeln und sich etwas Lebensfreude zu gönnen. Er scheint ja DDs Nähe durchaus zu suchen und ihn aufzusuchen, ohne dass es dabei um das Geschäftliche ginge. Dafür spricht die Szene aus dem ersten Schuljahr. DD scheint ihn da nicht zu sich gerufen zu haben, um etwas mit ihm zu besprechen (sonst würde er wohl kaum nebenher in einer Zeitschrift blättern) und Snape scheint es auch um anderes als ums Geschäft zu gehen. Was er im vierten Schuljahr in DDs Büro wollte ehe er vor selbigem auf Harry trifft, ist auch unklar. Kann mir aber gut vorstellen, dass er das "Senf"tortenstück zwar ablehnte, insgeheim aber doch gerne DD dabei zusah, wie er es genoss - was Snape aber niemals offen zugeben würde! Umgekehrt brauchte Albus aber auch Severus, nicht nur für Aufgaben, sondern in einer ähnlichen Weise, z.B. um bei Harry im HBP um Verständnis für seine Reue und die tiefe seines Schmerzes zu bitten, wo DD selbst nicht sagen konnte/wollte "harry, du ahnst nicht, wie tief meine Reue war" und um die emotionale Schwäche zu zeigen, die er sich selbst nicht zugestand - Wut auf sich selbst und Trauer, die DD sicher auch hin und wieder empfand, aber stets "deckelte", um seiner Aufgabe gerecht werden zu können. Dieses emotionale Zusammenspiel schafft ein Band zwischen den beiden, das viel tiefer ist, als es auf den ersten Blick erscheint, Yin und Yang sind nicht nur das umgekehrte Spiegelbild des anderen, sie brauchen einander auch.
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Dieser Beitrag wurde 2 mal editiert, zum letzten Mal von SynthiaSeverin: 05.06.2013 07:47.
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31.05.2013 21:33 |
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Lily-Petunia
Schülerin
Dabei seit: 25.10.2012
Alter: 45
Herkunft: Baden-Württemberg
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Sie brauchen einander. Oh ja, genau damit bringst du es auf den Punkt, Synthia. Das war der Grundstein für ihre Beziehung und für ihr gemeinsames Handeln.
Ich glaube, dass es Snape in Gegenwart von Dumbledores Fröhlichkeit hin und wieder gelungen ist, sich innerlich mit zu freuen. Das zu verbergen (und zwar immer), war selbstverständlich kein allzu großes Problem für ihn (Stichwort Okklumentik!). Sicher, oft genug war er in so manchen Momenten nicht bereit, sich von dieser Fröhlichkeit innerlich anstecken zu lassen. Dennoch bin ich davon überzeugt, dass er davon profitieren konnte. Und sei es nur, dass er von seinem Zorn auf die Welt, auf sich selbst oder auf die bestehenden Umstände etwas runter kam.
Zu den Momenten, in denen Snape Dumbledore aufsuchte ohne ersichtlichen Grund: Ich glaube, in diesen Momenten suchte er auch oft die Bestätigung und den Zuspruch für sein eigenes Handeln und Denken. Es war im wichtig, dass Dumbledore ihm vertraute, ihn respektierte und ihn ernst nahm. Und hin und wieder brauchte er die Erkenntnis, dass er das was er tat, gut machte. Eine Motivation zum weiter machen sozusagen. Dumbledore war Snapes Verbindung zum Leben!
Und umgekehrt war es ähnlich: Snape war Dumbledores Verbindung zu seinem früheren Leben - das Fenster in die eigene Vergangenheit. Durch ihn konnte er seine eigene schuldhafte Jugend wieder aufarbeiten, ohne sie vor anderen sichtbar zu machen. Er durchlebte die verschiedenen Stufen der Reue noch einmal und begleitete Snape über viele Jahre bei diesem Prozess: Die Wut, die Verzweiflung, der Selbsthass, das Zurückziehen von der Welt, der Versuch der Wiedergutmachung. Alles Dinge, die Dumbledore kannte. Jetzt waren sie durch Snape erneut in sein Leben getreten. Er hätte durchaus auch mit Ablehnung reagieren und den Jüngeren seinem Schicksal überlassen können. Aber in diesem Moment, als Snape voller Verzweiflung vor ihm kauerte, war er selbst stark genug um diesen Mann aufzufangen und erkannte darin vielleicht auch eine Chance für sich selbst.
Und auch wenn Dumbledore Snape gegenüber niemals die eigene Vergangenheit offen gelegt hat, hat Snape vielleicht doch geahnt, dass hinter Dumbledores Verhalten mehr steckte, als nur bloße Nächstenliebe:
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Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zum letzten Mal von Lily-Petunia: 06.06.2013 12:53.
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06.06.2013 12:47 |
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SynthiaSeverin
Schülerin
Dabei seit: 01.11.2012
Alter: 37
Herkunft: Stadt mit altem Schloss ;)
Themenstarter
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wie gesagt denke ich auch, dass Snape, obwohl er sich gegenüber der Lichtgestalt durchaus auch schon mal klein gefühlt haben mag, schon unbewusst spürte, dass an Dumbledore etwas war. Und das lag an seiner Art, wie er mit ihm umging. DD war ja nicht der einzige "Gutmensch" (das Wort passt in seiner negativen Bedeutung nicht ganz, aber ich kanns gerade nicht anders erklären) in Hogwarts. Minerva hat auch einen hohen Gerechtigkeitssinn und eine soziale Ader. Ich bin mir sicher, dass wenn sie von Snapes Schicksal gewusst hätte und wie sehr der Gute sich mit seinen Schuldgefühlen abqäult, dass sie auch versucht hätte, ihm zu helfen, z.B. durch aufmunternde Worte. Aber diese Art von Hilfe hätte Snape nie angenommen, weil sie "von oben" kam.
Mit Dumbledore war es anders. Er hat Snape nicht nur versucht, durch Worte zu helfen, sondern durch beweisen, dass sein Glaube an etwas Gutes in ihm mehr als Lippenbekenntnisse waren. Das war mehr als tröstende Worte eines Menschen, der auf der anderen Seite "des Vorhangs" steht, zwar helfen will aber doch noch unsicher ist, ob er jemandem, der einmal schuldig wurde, wirklich trauen kann. Und: Dumbledore hat Snape durchaus auch mal getreten, wenn Snape das Gefühl hatte, es verdient zu haben. Das klingt zwar merkwürdig, aber ich glaube, dass er ihm auch damit geholfen hat. Wer sich schuldig fühlt, wirklich schuldig fühlt, will alles, aber bloß kein Mitleid. DD hat Snape niemals versucht, seine Schuld auszureden nach dem Motto "Wir machen im Leben alle einmal Fehler, Severus" (worauf Snape zumindest innerlich mit einem "aber keiner war so schlimm wie meiner!" reagiert hätte), er hat Snapes Schuld nie infrage gestellt, gleichzeitig aber auch gesagt „hör mal, es gibt einen besseren Weg, als sich selbst zu richten“ – Mit dieser Anerkennung von Snapes Schuldgefühlen und der „praktischen Hilfe“, dem Beweis, dass er an ihn glaubte durch Taten, hat er Snape vermutlich viel mehr geholfen, als mit dem, was Andere aus Mitleid ohne Selbsterfahrung vielleicht getan hätten. Ich denke manchmal, dass wenn McGonagall über Snape Bescheid gewusst hätte und auch über so manches in dieser Beziehung, hätte sie DD vielleicht gesagt „Das kannst du nicht tun, Albus“ und er hätte geantwortet „Doch Minerva, das kann ich und glaub mir, Severus braucht das so“ und damit vermutlich sogar sehr häufig Recht gehabt, z.B. ihm die Freiheit zu lassen, sich für etwas Schlechtes zu entscheiden und nicht krampfhaft retten zu wollen.
Ja, das hätte er gekonnt. Er hätte überhaupt die Konsequenz ziehen können, dass er mit dem 18-jährigen, der Heiligtümer jagte und die Welt beherrschen wollte, nichts mehr zu tun haben will. Er hätte sich bewusst zur Lichtgestalt glorifizieren und gegen alle, die jemals auf die dunkle Seite der Magie abrutschen Sodom und Gomorrah wettern können. Aber das hat Albus Dumbledore nicht getan. Er hat , dass er Schuld auf sich geladen hat und sein Kreuz getragen, wie er symbolisch seine Nase nicht mit Magie „gradegebogen“ hat. Diese Akzeptanz seiner Vergangenheit, das Schultern seiner Schuld ließ ihn zu jemanden werden, der an Reue und Umkehr glaubte, für zweite Chancen plädierte und Mitleid u.a. für Voldemort höchstpersönlich einforderte. Sein Endziel war ja nicht, Voldemort nur zu besiegen, sondern zur Reue zu führen, auch wenn dieses Ziel realistisch gesehen unerreichbar war, weil Voldemort sich selbst dagegen entschied, zu bereuen. Im Gegensatz zu Snape gab es für Dumbledore nach Arianas Tod keinen Menschen mehr, an dem er eine Wiedergutmachung hätte leisten können (Aberforth und er waren ja gleichauf, anders als Severus und Harry) – also bestand seine !lebenslange! Sühne daraus, andere von dem Weg abzubringen, den er damals eingeschlagen hatte und zum glühenden Gegensprecher zu jener Ideologie zu werden, die Ariana das Leben gekostet hatte. Snape war in dieser, seiner eigenen Sühne, neben Harry vermutlich die wichtigste Person, denn durch ihn konnte er in Mentorenrolle wie du schon sagtest „den Weg noch einmal gesehen“. Dass er vor der Konfrontation mit seiner Vergangenheit in Form des vor ihm zusammenbrechenden jungen Mannes, der auch so manches Unverarbeitete bei ihm wieder an die Oberfläche brachte, nicht geflohen ist, dass er diese Herausforderung angenommen hat – die Herausforderung, jeden Tag in diesen dunklen Augen an sein eigenes Schicksal erinnert zu werden und zu schweigen, um ihn mit starker Hand führen zu können – war konsequent. Genauso wie Severus selbst konsequent war, ebenfalls nicht zu fliehen, sondern mit Harry und später Voldemort seiner Schuld jeden Tag ins Auge zu blicken. Und die Situation war für beide sicher nicht leicht.
Aber genau aus diesem Grund – dass Dumbledore sich selbst zwar nicht verzeihen konnte und sich für diesen Fehler seiner Jugend verachtete, aber seine Schuld angenommen hat, sie nicht vor sich selbst verleugnete, hat er auch Snape, der ebenso tief bereute nicht verachtet. Sicherlich, auf dem Hügel war es noch etwas anderes. Da konnte ihn DD nicht einschätzen und er musste ihm wohl erst Mal vorgekommen sein, wie jemand, der nur egoistisch begehrt. So ganz nach dem Motto „was mit den anderen geschieht, ist mir wurscht, das Mädchen gefällt mir und ich will es für mich“. Eine solche Einstellung hat DD aus tiefsten Herzen verachtet, aber schon mit dem „anything“ hat sich etwas geändert und als Snape das Versprechen gab, Harry zu beschützen, war es um 180 Grad gedreht. Zwar wusste DD, dass er den jungen Mann, der emotional am Ende war, aber zu dem kognitiv die Konsequenzen noch nicht durchgedrungen waren, noch ein wenig würde anstupsen müssen, um die tiefe innere Wandlung zu vollziehen, aber verachtet hat er ihn zu diesem Zeitpunkt nicht mehr. DD verachtet niemanden, der über das, was er getan hat, Reue empfindet. Und ich bin fest davon überzeugt, dass es immens geholfen hätte zu sehen, wie jemand, der das gleiche Schicksal erlitten hatte wie er selbst, mit seiner Hilfe von anderen doch Anerkennung und Vergebung erfährt, wo er sich selbst verboten hat, offen zu sein – leider wählte Severus aber den gleichen Weg, das Geheimnis und rang DD das Wort ab, dies niemals zu verraten. Er hat damit nicht nur sich selbst die Chance verbaut, von anderen Vergebung und Anerkennung zu erfahren, sondern auch DD dies „mitzuerleben“.
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06.06.2013 18:36 |
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MoonySnape
Schüler
Dabei seit: 31.01.2013
Herkunft: Hogwarts´ Kerker
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Noch ein paar Gedanken zu dem Thema:
Wenn auch Dumbledore ebenfalls eine Mauer um sich errichtet hatte und sich selber den Tod von Ariana nicht vergeben konnte, so konnte er augenscheinlich damit doch besser umgehen als Snape.
Der Tod von Lily und die Tatsache, dass er sich dafür die Schuld gab und sich niemals vergeben konnte, haben aus Snape einen gepeinigten, selbsthasserfüllten, beinahe schon misanthropischen Menschen gemacht, der sich völlig in sich selbst zurückgezogen hatte und unter dem einige seine Mitmenschen leiden mussten. Dumbledore hat es immerhin geschafft, sich ein gewisses Maß an Lebensfreude zu bewahren und dieses auch zu vermitteln, und er war in der Lage, Menschen zu motivieren und ihnen ein Vorbild zu sein. Er strahlte soviel Positives und Helles aus, obwohl es auch in ihm sicherlich dunkle Stellen gab und seine Seele ähnlich beschädigt war wie die Snapes.
Warum hat es Dumbledore geschafft, mit seiner Situation und Vergangenheit besser umzugehen als Snape? Vielleicht war er eine gefestigtere Persönlichkeit, jemand, der kein schlimmes Elternhaus und keine Vernachlässigkeit durch die eigenen Eltern erdulden musste, der in der Schule nicht gemobbt wurde. Ich vermute, die Grundlagen für Snapes Verhalten wurden schon in seiner Kindheit gelegt. Jemand, der schon in seiner Kindheit und Schulzeit viel Negatives durchmachen musste, jemand, der nie wirklich Liebe erfahren hat, wird zwangsläufig Spuren davontragen. Vielleicht hat all das dazu geführt, dass Snape das Leben negativ gesehen hat, dass er es einfach nicht geschafft hat, darin etwas Positives zu sehen, und vielleicht konnte er es auch gar nicht, selbst, wenn er es gewollt hätte. Wie traurig kann ein Leben noch sein?
Dumbledore wiederum hatte seine ganz eigene Art, mit dem Geschehenen umzugehen und es zu verarbeiten als Snape. Seine augenscheinliche "Leichtigkeit des Seins" wirkte manchmal dann schon wieder ein wenig befremdlich oder sogar verschroben. Vielleicht war diese "Kauzigkeit" aber auch Dumbledores Mittel und Weg, mit seinem Leben klarzukommen?
Ich weiß nicht, warum Snape einfach nicht gemerkt hat oder nicht merken wollte, dass er doch kein schlechter Mensch war, denn eines hätte ihm doch klar sein müssen: Dumbledore hätte niemals jemanden unter seine Fittiche genommen und sein tiefes Vertrauen geschenkt, den er für einen schlechten Menschen gehalten hätte, jemanden, der es nicht wert wäre, dass man ihm vertraut und sich für ihn engagiert – denn das hat Dumbledore getan, schon, als er dem damals noch sehr jungen Severus den Posten als Lehrer in Hogwarts verschafft und sich für ihn eingesetzt hat.
Snape hat es niemals geschafft, für sich selber diesen "Schalter umzulegen" und seine Gedanken damit endlich in die richtigen Bahnen zu lenken. Er war zu blockiert, zu verstört, zu gequält, zu sehr voller Hass und Selbsthass, zu verblendet von seinen negativen Gefühlen, die ihn beherrschten. Das wirkt so, als wenn er über sein Denken selbst keine Kontrolle gehabt hätte. Wahrscheinlich hätte niemand, nicht einmal Dumbledore, wirklich je zu ihm durchdringen können, und zwar so, dass Snape mal über sich nachgedacht hätte und dass ihm einige existentielle Dinge über sich selber klargeworden wären.
Vielleicht hatte Snape hier und da kleine, heimliche Momente, in denen er doch so etwas wie Freude empfunden hat, und wenn auch nur über Kleinigkeiten. Vielleicht bei einem Spaziergang auf den Schlossgründen oder am See, vielleicht beim Anblick einer blühenden Blume oder einer summenden Hummel, vielleicht beim abendlichen Lesen eines guten Buches mit einer Tasse Tee. Man weiß es nicht. Vielleicht hat er sich ab und zu, wenn er ganz sicher war, dass es niemand mitbekam, doch diesen einen oder anderen winzigen Moment des inneren Friedens gegönnt, wissend, dass er nicht von Dauer war – und dass er ihm nicht zustand.
Ja, das Ende der Patronusszene ... sicherlich wäre es die Möglichkeit für Dumbledore gewesen, Snape spätestens dann endgültig und ein für alle Mal klarzumachen, dass dieser kein schlechter Mensch war, der es nicht wert war, gemocht zu werden. Denn dass soviel Hingabe und ewige Liebe in Severus steckten, wusste ja selbst Albus nicht. Wahrscheinlicher ist, dass Dumbledore Snape überhaupt nicht auf den Patronus angesprochen, sich aber seinen Teil gedacht hat, weil er ganz genau wusste, dass es eben klüger war, Snape nicht darauf anzusprechen, da dieser sowieso sofort wieder "dichtgemacht" hätte.
Vielleicht hätte er ihn aber auch direkt konfrontieren und fragen können: "Dass du diesen Patronus hervorbringen kannst, Severus, zeigt, dass du nicht nur zu Liebe fähig bist, sondern dass diese Liebe tiefer ist, als ich es jemals angenommen hätte, und dass sie bis heute unvermindert anhält. Wenn du dich wirklich für so schlecht und verachtenswert hältst, warum wohnt dann überhaupt diese Liebe in dir? Warum ist nicht auch dieser Teil von dir erkaltet und verschwunden? Ist denn Liebe nicht ein gutes, positives, erstrebenswertes Gefühl, das niemals böse und hassenswert sein kann? Und wenn Liebe nicht böse und hassenswert ist, warum willst du es dann unbedingt sein, wo du doch lieben kannst? Siehst du nicht den Widerspruch in deinem Denken, Severus?"
Es ist ewig schade, dass Severus einen zu großen "Knacks weg hatte", um sein Leben in den Griff zu bekommen.
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08.06.2013 15:56 |
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Lily-Petunia
Schülerin
Dabei seit: 25.10.2012
Alter: 45
Herkunft: Baden-Württemberg
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Interessante Gedankengänge, MoonySnape
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Ja, das sind Punkte, die mich auch immer wieder beschäftigen.
Ich denke, auch Dumbledore hat sich lange Zeit nach Arianas Tod vor dem Leben zurückgezogen. Und bestimmt hatte auch er diesen Selbsthass und zeigte keine Freude am Leben. Doch bei ihm schloss die Zeit die Wunden, wenn sie auch niemals völlig verheilt sind. Und ich bin ebenfalls der Meinung, dass ihm sein gutes Elternhaus die Kraft mit gab, die ihn letztendlich auch am Leben hielt. Snape hätte sich ohne Dumbledores Hilfe selbst gerichtet, da bin ich mir sicher. Dumbledore war die gefestigtere Persönlichkeit - und genau das ist wohl der springende Punkt.
Dumbledores augenscheinliche "Leichtigkeit des Seins", wie du es so schön nennst, ist sicher auch ein Stück weit Vergangenheits-Bewältigung. Den Schmerz, den auch er in jungen Jahren erfahren musste, hat Dumbledore schließlich nie ganz verloren. Er war sein ständiger Begleiter, aber - er hat eine Möglichkeit gefunden, diesen Schmerz aus seinem Alltag ein Stück weit zu verdrängen. Er wendet sich der Sonnenseite des Lebens zu und begegnet diesem, seinem Leben mit einem Augenzwinkern. Das er hin und wieder auch versucht, diese "Taktik" Snape nahezubringen, finde ich immer sehr rührend bis amüsant.
Tröstlicher Gedanke, dass sich Snape vielleicht auch hin und wieder erlaubt hat, Freude zu empfinden. Traurig wiederum, dass er dies niemals in Gegenwart von anderen Menschen tat. Aber Snape hat die Erfahrung gemacht, dass er hinter dieser Maske sicher und unantastbar ist, und genau das gab ihm die gewisse Sicherheit für sein Handeln. Und er war nun nicht gerade ein Mensch, der sich in Gegenwart anderer Menschen wohlfühlte. Kein Wunder, wenn man bedenkt, was für Erfahrungen er im zwischenmenschlichen Bereich machen musste.
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Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zum letzten Mal von Lily-Petunia: 08.06.2013 18:42.
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08.06.2013 18:41 |
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SynthiaSeverin
Schülerin
Dabei seit: 01.11.2012
Alter: 37
Herkunft: Stadt mit altem Schloss ;)
Themenstarter
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Ich denke, dass es schon Momente gab, in denen Severus sich gestattete, etwas positives zu empfinden, denn sonst hätte er imo - auch bei noch so festem Willen - nicht die Kraft gehabt, diesen Weg bis ans Ende zu gehen und wäre in Depressionen versunken (Depressionen lähmen auch körperlich.) Außerdem ist er fähig, einen Patronus hervorzubringen, sogar einen gestaltlichen – jemand, der absolut kein glückliches Gefühl mehr kennt, könnte das nicht. Natürlich war Snapes Freude eine leise – er hat sie nicht vor Anderen gezeigt, sondern – da bin ich mir sicher – nur, wenn er alleine war, sie wie eine Sache für die man sich schämen sollte, weggesperrt. Ich denke, dass er in so mancher Stunde sicher nicht nur melancholisch, sondern auch zärtlich, schwelgend an Lily zurückgedacht hat (wie gesagt, Patronusszene) und ich glaube, dass er auch das Tränke Brauen genossen hat, wenn er mit sich, den Zutaten und dem Feuer alleine war. Denn Snape war in den Fachgebieten, die er unterrichtet hat, leidenschaftlich, das zeigen seine Reden – und Leidenschaft ist ja auch mit Genuss verbunden. Natürlich waren das alles flüchtige Momente, eine kurze Windstille im Sturm, einen Moment Waffenstillstand im inneren Krieg, trotzdem denke ich, hat es diese Momente gegeben.
Was das Thema „doch kein so schlechter Mensch“ angeht: Nun, da glaube ich, muss man Innen- und Außenwahrnehmung unterscheiden. Sicherlich ist Snape nicht dumm und weiß , dass Dumbledore etwas Gutes in ihm sieht, weil „Der einzige, den ER je gefürchtet hat“ ihm nicht so viele Aufgaben übertragen hätte, wenn er das nicht täte. Snape weiß auch, dass Dumbledore ihm vertraut – dafür spricht die Konfrontation mit dem falschen Moody im Band vier, auch wenn dieses Gefühl immer wieder errungen werden musste. Aber als etwas gesehen werden heißt ja noch lange nicht, sich selbst auch so zu sehen. Ich denke, Severus konnte es annehmen/akzeptieren, dass Dumbledore etwas Gutes in ihm sieht, aber nicht so weit gehen, auch etwas Gutes in sich selbst zu sehen. Vielleicht ein bisschen nach dem Motto „Okay, der alte Kauz glaubt an mich, der muss verrückt geworden sein, aber gut, ich lass ihn mal machen“.
Dass niemand zu ihm hätte durchdringen können – traurig, aber wahr. Der Einzige, der ihm hätte helfen können, war er selbst – indem er die Entscheidung getroffen hätte, Dumbledore endlich zu glauben. Aber er hat sich dagegen entschieden, er wollte den Schalter gar nicht umlegen. Trotzdem glaube ich, dass er vollkommen zusammengebrochen wäre, wenn Dumbledore irgendwann einmal sein Vertrauen zurückgezogen hätte. Gerade, weil seine Mitschuld an Lilys Tod für ihn so schlimm war, dass er in sich nur noch das Monster sehen konnte, war es umso wichtiger, dass zumindest Dumbledore etwas Anderes in ihm sah. Snape konnte für sich selbst nicht gut sein, nichts Gutes mehr in sich sehen – aber er konnte es für Dumbledore, um den Mann, der ihn gerettet und so eine unverdiente zweite Chance gegeben hat, nicht zu enttäuschen. Und ja, ich bin mir sicher, ohne DD hätte sich Snape mit 21 selbst gerichtet. Sie hatte beide die Last der Schuld auf ihrem Rücken, aber DD hat durch die positiveren Erfahrungen seiner Kindheit und Jugend (Eltern, die ihn geliebt haben, kein Mobbing) letztendlich die Kraft besessen, mit seiner Schuld einen Weg zu gehen, weil er doch trotz seiner immensen Schuld erfahren durfte, anderen etwas wert zu sein und damit auch generell etwas wert zu sein, diesen Wert konnte in Zeiten der Schuld wiederfinden, indem er sich ganz in den Dienste der Anderen stellte. Snape hingegen, der schon lange vor Lilys Tod erfahren hat, dass er anderen Dreck wert ist – ein Vater, der sich für nichts interessiert und Schulkameraden, die ihn terrorisieren – war imo immer kurz davor, ins abzugleiten. Er WAR definitiv misantropisch – und zwar einer, der es geworden ist, weil er gelernt, dass Menschen einen nur demütigen und schlagen, die Menschheit verdorben ist. Wäre das mit Liliy – die Ausnahme, die ihm einst ihre Freundschaft schenkte – nicht geschehen, wäre er Todesser geblieben, da bin ich mir sicher. Denn bei Voldemort hatte er die Möglichkeit, sich an der Menschheit zu rächen und er erfuhr eine Form von formalisierter (nicht persönlich-menschlicher!) Anerkennung seiner Leistungen. Aber nach Lilys Tod hasste er sich selbst genauso, wenn nicht sogar noch mehr wie den Rest der Menschheit. Ohne Albus Dumbledore, der immer wieder „Schadensbegrenzung“ betrieb und Snape soweit es ihm nur möglich war, auf die Konstruktive Seite zu bringen, hätte Snape sich noch vielgreifender selbst zerstört als er es ohnehin schon tat. Man muss sagen, Dumbledore hat wahrlich um ihn gekämpft – oft sicherlich auch mit ihm, denn begeistert wird er von seinen Unterrichtsmethoden nicht gewesen sein – aber er hat ihn niemals aufgegeben. Und das zeigt, dass DD in ihm weit mehr gesehen haben muss als einen nützlichen Spion. Und Snape danke es ihm mit einer immensen Treue, mit der (nahezu) bedingungslosen Liebe, zu der dieser Mensch hinter der kalten Fassade fähig ist, damit sein eigenes Leben als Pfand einzusetzen, um ihm den letzten Wunsch zu gewähren – einen Wunsch, der ihn emotional alles und ich meine wirklich alles abverlangte.
Zur Patronussszene… nun, manchmal gibt es Situationen, in denen eigentlich keine Worte mehr nötig sind. Die Patronusszene war ein solcher Moment. Dumbledore musste Snape gar nicht auf den Patronus ansprechen, denn was dieser bedeutete, war beiden bewusst – Snape hat ihn ja ausgepackt, um Dumbledore etwas zu zeigen. Er hat sich damit mehr geöffnet als in diesen ganzen 16 Jahren zuvor. Und DD reagiert ja auch darauf, er fragt „nach all dieser Zeit?“ in offensichtlicher Verwunderung und Snape antwortet „immer“. Doch es gibt auch Dinge, die mehr sagen als noch so viele Worte – Dumbledores Augen stehen voller Tränen, als er sich, nachdem er den Patronus beobachtet hat, wieder zu Snape umdreht. Ich glaube, dieses emotionale Bei ihm sein, selbst die Maske zu lüften, dürfte bei Snape viel tiefer angekommen sein als eine „schulmeisterliche“ Belehrung, dass er doch kein so schlechter Mensch sei. Snape ist jemand, dem man nichts beibringen kann, indem man ihm etwas , man muss es ihm , damit er es glaubt und das wusste DD.
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08.06.2013 20:09 |
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MoonySnape
Schüler
Dabei seit: 31.01.2013
Herkunft: Hogwarts´ Kerker
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Das sehe ich genauso. Dumbledore war von Natur aus ein gefestigterer Charakter; dass er keine so belastende Kindheit und Schulzeit hatte wie Snape, tat sein Übriges. Und er wurde, im Gegensatz zu Snape, von vielen Menschen Zeit seines Lebens geliebt, gemocht und geschätzt.
Das war es, das Severus einfach fehlte; das, was er nie erfahren durfte. Und je weniger er es erfahren durfte, desto mehr wollte er es auch gar nicht erfahren. Es ist schwer vorstellbar, wie ein Leben, das überwiegend aus "Kälte" besteht, sein muss.
Snape ist jedoch eigentlich ein starker Charakter, er ist in so vielen Dingen stark, nicht körperlich, aber geistig, sonst hätte er seine Aufgaben für Dumbledore und für den Orden nicht meistern können. Dazu gehört ein großes Maß an Willenskraft und auch innerer Stärke. Ich frage mich, warum Snape diese nicht auch anderweitig einsetzen konnte, um z. B. mit seiner Vergangenheit klarzukommen oder Harry zu akzeptieren. Snape war kein schwacher Mensch, er hatte einen wachen Verstand, war intelligent und bestimmt auch gebildet. Er war ein Freund des logischen Denkens. Warum nur hat er seinen Willen nicht mal auf andere Dinge fokussieren können, damit ihm sein Leben weniger eine Qual gewesen wäre?
Wahrscheinlich hätte er sich völlig entblößt gefühlt, wenn jemand "Unbefugtes" auch nur einen einzigen winzigen Blick hinter die Maske hätte werfen können. Er war z. B. zu Tränen fähig, und ich kann mir lebhaft vorstellen, dass er, allein im stillen Kämmerlein, hier und da seinen traurigen Erinnerungen und Gedanken nachhing, vielleicht ab und an ein Foto von Lily betrachtete und es sich dann "erlaubte", seinen Gefühlen freien Lauf zu lassen. Denn eines war Severus ganz bestimmt: sensibel.
Dass Snape das Tränkebrauen genossen hat, dessen bin ich mir ziemlich sicher. Darin war er ein Meister, und er wusste, dass es so war. Er wusste um seine Fähigkeiten und Talente, und vielleicht hat ihn das sogar ein wenig stolz gemacht. Er war obendrein ein sehr begabter Okklumentiker und Legilimentor (beides ist nicht für alle Zauberer und Hexen selbstverständlich; viele können es ja auch gar nicht), auch das ist bestimmt eine Fähigkeit, die Talent und Geschick erfordert. Er hatte viel Wissen über die Dunklen Künste. Und er war – außer Voldemort – der einzige Zauberer, der ohne Besen fliegen konnte. Wobei ich mich immer wieder über die Filme ärgere, in denen alle Todesser ohne Besen fliegen können – toll, damit haben die Drehbuchautoren Snape diese Einzigartigkeit genommen ...
Ich vermute, Snape wusste sehr genau um seine Talente und Fähigkeiten, und vielleicht waren das Teile seines Lebens, die er doch genoss – von Zeit zu Zeit.
Ich bekomme gerade ein Bild in den Kopf: Severus, spät abends im Kerker, mit selig-verklärtem Blick an einem Tisch hockend, leise lächelnd, den Kopf auf eine Hand gestützt, ein Reagenzglas in der anderen Hand, in dem eine schillernde Flüssigkeit unter leisem Blubbern munter die Farbe wechselt und winzige bunte Luftbläschen ausstößt, während eine Tasse Tee dabei steht und neben ihm ein gemütliches Feuer im Kamin prasselt. Das sollte ich mal zeichnen
...
Weil er es vermutlich einfach nicht sehen . Dumbledore hätte ihm offen immer wieder sagen können, dass er kein schlechter Mensch ist, weil er doch zu Liebe fähig ist und weil er doch gute, positive Gedanken und Gefühle haben kann, die es ermöglichen, einen Patronus zu erzeugen. Er hätte ihm immer wieder sagen können, dass er ihn schätzt, als Mensch und für seine Treue, seine Loyalität und seine Fähigkeiten. Er hätte ihm sogar sagen können: "Severus, Junge, egal, was manche Menschen sagen: Du bist nicht hässlich!" ... Es hätte nichts gebracht. Snape hätte all diese Worte gehört, er hätte sie auch verstanden ... aber er hätte sie sofort automatisch abgelehnt, denn sie konnten ja gar nicht wahr sein, sie konnten es einfach nicht!
Und es war schlimm, dass er schon in jungen Jahren fast nur solche Erfahrungen machen musste. Wenn man nur an die Rumtreiber und speziell an James und Sirius denkt, die die Meinung vertraten, Snape schon aus dem simplen Grund quälen und mobben zu dürfen, "weil er existierte". Das ist schon krass. Was tut eine solche Aussage einem Menschen, der ohnehin psychisch nicht gefestigt ist und dessen Leben schon düster und trostlos ist, zusätzlich noch an?
Wenn dem so ist, was wäre gewesen, wenn er Snape einfach kurzerhand mal herzlich in den Arm genommen hätte? Ihm ein paar Momente der Zuneigung und menschlichen Wärme gegeben hätte, die Snape so gefehlt haben?
Und wie müssen Dumbledores Tränen auf ihn gewirkt haben, falls er sie gesehen hat?
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12.06.2013 16:02 |
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SynthiaSeverin
Schülerin
Dabei seit: 01.11.2012
Alter: 37
Herkunft: Stadt mit altem Schloss ;)
Themenstarter
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Ja, das ist eben die Komplexität des menschlichen Wesens. Jemand kann hochintelligent sein und psychisch dennoch total verkorkst. Psychopathen sind ja auch nicht selten ziemlich intelligent. Es gibt sogar Menschen, die ein immens gutes Gespühr dafür haben, wie es in anderen aussieht, was in ihnen vorgeht, aber keinerlei Zugang zu sich selbst. Das findet man häufig bei Kindern, deren Eltern z.B. Alkoholiker waren und die schon früh lernen mussten, auf die kleinsten Anzeichen zu achten, wie der andere gerade "drauf" ist, um Gefahr zu wittern, aber keinerlei Raum für sich selbst hatten.
Eben. Snape hatte ein gewaltiges Problem mit sich selbst. Dumbledore konnte ihm da nur bedingt helfen. Denn helfen setzt voraus, dass der Andere auch gewillt ist, Hilfe anzunehmen – was in diesem Fall bedeutet, dass Snape hätte gewillt sein müssen, sich von DDs Glauben an ihn durchdringen zu lassen. Aber das war er nicht. Ich bin mir sicher, dass er das Gefühl, dass Dumbledore ihm vertraut, ihn wertschätzt, brauchte und sicher zutiefst betrübt gewesen wäre, wenn er es verloren hätte (es war sicherlich sein Band zum Leben!) – aber er brauchte DD als Instanz – das war die Grenze. Es kam nicht im Inneren an, weil er es nicht ankommen lassen wollte – er konnte es annehmen, dass jemand an ihn glaubt und er brauchte dieses Gefühl wie Nahrung, aber er wollte den Schalter nicht umlegen und auch selbst an sich glauben.
Und so, wie ich DD einschätze, war er sicherlich betrübt, dass Snape nicht durch diese Türe gegangen ist, die er ihm geöffnet hatte. Die Türe, sich selbst zu vertrauen. Genauso wie er auch nie durch die Türe ging, in Harry etwas anderes als James Junior zu sehen und so Erlösung von der Mobbing-Vergangenheit zu finden, weil James dann wirklich tot gewesen wäre und mit ihm die Bedrohung auf dem Pausenhof, die klaffenden Wunden. Und dennoch hat DD diese Situation mit getragen, hat nicht versucht, übergrifflich Hilfe , sondern Snape Raum gelassen – den Raum, sich nicht zu öffnen, wenn er nicht wollte. Er hat die Mauer akzeptiert, die Snape um sich aufrichtete, sie nicht durchdrungen, selbst wenn die Steine durch seine Menschenkenntnis für ihn längst gläsern waren. Wenn man diese Stellen im Canon einfach nur so liest, mag man es vielleicht als Kälte empfinden. Aber letztendlich war es doch der einzige Weg, noch Zugang zu einem Menschen zu finden, der um sich herum eine Mauer errichtete, die nicht nur so hoch wie der Eiffelturm und so breit wie der Rhein war, sondern auch gespickt mit Dornen, Stacheldraht und Sperspitzen. Ich meine, DD hätte Snapes „ich bin kein solcher Feigling“ auch einfach nur abnicken können. Hat er aber nicht getan, er die Gelegenheit genutzt, um ihm ein Kompliment zu seinem Mut zu machen. Er hat ihm damit seine Wertschätzung ausgedrückt, aber nicht die Grenze überschritten, die Snape setzte. Ein Tierarzt, der ein verletztes Tier versorgt, muss vorsichtig sein, wenn er seine Wunden berührt, denn an den Schmerz zu rühren könnte ganz leicht dazu führen, dass das Tier wild wird und den Arzt nicht mehr in seine Nähe lässt. DD wusste das – und er kannte seine „Tierchen“
.
Ich frage mich, was aus Snape wohl geworden wäre, wenn er DDs Hilfe vollumfänglich angenommen hätte, wenn er tatsächlich durch die Türen gegangen wäre, die DD ihm öffnete, anstatt nur DD dabei zusehen, wie er ihm aus dem anderen Raum heraus freundlich zuwinkt. Wenn er es hätte zulassen können, etwas Gutes in sich zu sehen und Harry nicht mehr mit James gleichzusetzen, wenn er gelernt hätte, sich – ein Stück weit – zu vergeben und damit auch anderen zu vergeben. Vielleicht wäre er durch Dumbledores Liebe und Führung weitergereift, vielleicht hätte er die Schuld in etwas Positives wenden können – nicht nur in seinem Tun, sondern auch in seiner Ansicht über sich selbst. Vielleicht wäre er in ganz ganz langsames Schritten über Jahrzehnte hinweg tiefer in DDs Fußstapfen getreten, als wir es im Canon sehen.
Was die Patronusszene angeht: Nun, Snape hat DDs Tränen gewiss gesehen. Denn DD dreht sich ja um -> „Dumbledore watched her fly away, and as her silvery glow faded he turned back to Snape, and his eyes were full of tears“. Was in ihm dabei vorgeht, erfahren wir leider nicht, auch nicht, wie die Szene weitergeht. Aber gesehen haben wird er sie wohl. Ich möchte übrigens während der ganzen Szene nicht in Snapes Haut stecken. Was für ein Schock muss es sein, wenn man das Gefühl hat, von dem einzigen Menschen, dem man sich je öffnete, dem man seine Freundschaft schenkte, der für einen das Tor zum Leben war, betrogen worden zu sein. Snape ist während der ganzen Szene erstmal erstaunlich ruhig – man könnte sagen in Schock erstarrt. Trotzdem rauscht er auch nicht sofort aus dem Zimmer oder jagt DD einen Fluch auf den Hals – nein, die Szene bringt ihn dazu, vor DD sein tiefstes Inneres offenzulegen, sich absolut gläsern zu machen – und das nicht wie zu Beginn ihrer Zusammenarbeit, weil die Gefühle einfach aus ihm herausbrechen, sondern aus eigenem Entschluss. Er will, dass DD begreift, was dieser ihm angetan hat, er , dass DD sein Innersten sieht. Der Patronus wirkt auf mich wie ein Hilfeschrei ala „Sag mir, dass du mir DAS nicht angetan hat, dass du nicht mein ganzes Leben zerstörst hast“ Das spricht dafür, dass er doch noch irgendwie darauf hofft, DD nicht egal zu sein, eben nicht „nur benutzt“ worden zu sein. Insofern denke ich, dürften DDs Tränen für ihn doch eine Beruhigung gewesen sein. Aber den nächsten Schritt in der Szene musste DD gehen, denn Snape hatte gerade schon sein Innersten offenbar.
Zum Rest: Naja, man weißt nicht, was zwischen den beiden passierte außer in den kurzen Schlaglichtern, die wir im Canon sehen. Ob es nicht irgendwann mal eine Szene gegeben hat, in der DD Snape nicht nur verbal in den Arm genommen hat – vorstellen könnte ich es mir, aber es muss schon eine besondere Situation gewesen sein, denn Körperkontakt ist ja nochmal intimer als nur Worte.
BTW: ich finde deine Beschreibung von Snape im Kerker beim Zaubertrankbrauen köstlich. Ja, so kann ich ihn mir bildlich vorstellen. Unseren alten Miesepeter, der nur dann lächelt, wenn keiner hinguckt ^^
edit: mal was lustiges. In Harry Potter scheint das Stichwort zu gelten: Wie die Nase eines Mannes, so auch .... seine Reue und Schulgefühle. Snape scheint nen riesigen Zinken im Gesicht zu haben, sein Riechorgan wird schon mal als überdimensioniert beschrieben und auch Dumbledore scheint nicht gerade eine Stuppsnase zu haben. Voldemort hingegen hat gar keine Nase, nur ein paar Nüstern!
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Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zum letzten Mal von SynthiaSeverin: 15.06.2013 13:36.
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12.06.2013 17:53 |
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Lily-Petunia
Schülerin
Dabei seit: 25.10.2012
Alter: 45
Herkunft: Baden-Württemberg
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Ja, stimmt. Man könnte wirklich glauben, dass da was dran ist. Auch Ron wird mindestens einmal (im 2. Band ganz am Ende des Kapitels "Dobbys Warnung") als langnasig beschrieben - auch im englischen Original. Und auch er empfindet Reue, als er im 7. Band das Trio verlässt.
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15.06.2013 16:48 |
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