PID - Präimplantationsdiagnostik |
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Mich wundert nur, dass du mit keinem Wort auf die - wissenschaftlichen - Gegenargumente eingehst und das immer so behandelst, als ginge es nur um Fragen der Ethik oder "schlimmer" noch, Religion. Ich meine damit z.B. die Aussage, dass die Wahrscheinlichkeit, gesunde Kinder zu bekommen, durch eine PID sogar sinken kann, dass Behinderungen, die zu Spätabtreibungen führen, durch die PID überhaupt nicht erkannt werden, dass durch die PID statt dessen Embryonen mit Erbkrankheiten aussselektiert werden, die heute schon kaum die Lebenserwartung beeinträchtigen etc.
Signifikant heißt nicht "viel" oder "wenig", sondern signifikant ist ein Ausdruck aus der Statistik, der besagt, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden kann, dass die Veränderung rein zufallsbedingt ist. Das ist laut diesen Studien eben bei der PID nicht der Fall.
__________________ "Wir leben in einem Zeitalter der Massenverblödung, besonders der medialen Massenverblödung." (Peter Scholl-Latour)
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21.07.2011 14:29 |
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Lizz_94
Schülerin
Dabei seit: 09.08.2007
Alter: 29
Herkunft: Bayern
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Der springende Punkt in dieses Diskussionen ist immer, ab wann man diese Zellen als "Mensch" deklariert. Ich sehe das so wie Harry, bevor da keine Hirnströme vorhanden sind, ist es für mich kein Leben, weswegen ich auch mit der PID kein problem habe....aber es gibt sehr viele Leute, die das anders sehen, und das kann man ja leider nciht genau und einheitlich festlegen, weswegen sich diese Diskussionen normalerweise immer verfahren, da jeder diesen Standpunkt vertritt, an den er auch glaubt ("Ab wann?")
Ich hab da im Reli-Unterricht für meine Meinung von meiner Lehrerin ordentlich eins auf den Deckel bekommen, da sie es z.B. so sieht, dass jede Zelle ein geschenk Gottes ist etc. und die PID deswegen moralisch verwerflich. Zum Glück kam in der Ex ein anderes Thema dran
[Ich habe nichts gegen leute, die das denken, aber, dass sie es mir verbieten wolte, so zu denken, wie ich meine ist mir sauer aufgestoßen!]
Edit: Auch die PID ist kein Allheilmittel, durch das jede Krankheit und jede Gefahr fürs Kind ausgemerzt werden kann. Aber bei einigen schlimmen Erbkrankheiten kann mans versuchen. Es sagt ja auch niemand, dass das Kind z.b. gesund auf die Welt kommt und es auch bleibt? Stell dir vor, es hat einen Unfall und verliert z.B. ein Bein. Oder wie es sich im Mutterleib entwickelt kann man auch nicht zu 100% vorraussagen, da auch andere Faktoren eine Rolle spielen (Alkoholkonsum der mutter z.B.) Die PID ist auch nicht die Antwort auf alles.
Viele Krankheiten lassen sich heute so behandlen, dass damit ein Leben möglich ist. (Beispiel: Phenylketonurie, da überlebt man auch, wenn man die Diät einhält, es ist jedoch eine Belastung. Und es gibt weitaus schlimmere Krankheiten.)
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Dieser Beitrag wurde 2 mal editiert, zum letzten Mal von Lizz_94: 21.07.2011 14:36.
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21.07.2011 14:29 |
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Harry62442
Schüler
Dabei seit: 11.10.2005
Alter: 30
Herkunft: MäcPomm
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Das meiste wurde hier doch schon genannt?
Er redet ab etwa 3:40 davon, dass die Chance auf ein gesundes Kind sinkt. Später sagt er explizit, dass bei einer entsprechenden Erhöhung der Embryonenzahl auf 8 oder 12 die PID helfen würde, was mit einer Veränderung des ESchG leicht erreichbar wäre.
Also ich finde nicht, dass die Lebenserwartung etwas über die Lebenqualität aussagt. Das weniger erbkranke, durch PID ausgewählte Kind hätte eine eben solche Lebenserwartung, nur ohne intensive medizinische Betreuung zu benötigen.
Selbst wenn man mit der PID nur bei einer Krankheit eine Verringerung der Ausbruchswahrscheinlichkeit im Promillebereich erzielen könnte, würde sich das doch schon lohnen, wenn man die ethischen Bedenken bei manchem Menschen mal kurz weglässt.
Signifikanztests in der Mathematik sind mir durchaus bekannt, ich habe fast ein halbes Schuljahr kaum was anderes gemacht.
Nur ist diese Bedeutung in diesem Fall eben nicht angemessen. "Signifikant" ist auch ein Synonym für "bedeutsam" und in diesem Falle als solches eindeutig gebraucht.
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21.07.2011 16:16 |
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Das ESchG enthält diese Vorschrift doch nicht grundlos. Wer sagt dir denn, dass das ESchG so leicht änderbar wäre? Ich bezweifle das sehr. Du gehst einfach immer davon aus, dass die Mehrheit im Bundestag und auch das BVerfG die Selektion von Embryonen ebenso unproblematisch sieht wie du, und deshalb glaubst du, das Gesetz könne man einfach mal so ändern. Darf ich daran erinnern, dass das PID-Gesetz grade mal acht Stimmen Mehrheit im Bundestag hatte - ich meine damit acht Stimmen, die für diesen Entwurf stimmten und sich nicht entweder enthielten oder für einen der beiden Gegenentwürfe stimmten.
Ich glaube, ich sagte es schonmal; ich bin nicht der Meinung, dass irgendwer außer dem Betroffenen selbst imstande ist oder das Recht hat, zu entscheiden, ob ein Leben mit einer Krankheit lebenswert ist oder als "erfüllt" angesehen werden kann.
Seid doch so gut und hört mal auf dauernd vorzugeben, dass bei diesem Gesetzesentwurf eine Beschränkung auf schwerste oder auch nur schwere Behinderungen gegeben ist. Dem ist nicht so. Zum wiederholten Mal, der Gesetzesentwurf, der dies vorsah (der Kompromissentwurf) wurde . Der, der verabschiedet wurde, lässt eine PID bereits dann zu, wenn eine bloße Disposition für eine sog. spätmanifestierende Erkrankung gegeben ist.
Und die anderen 999 der 1000 sortiert man gleich mit aus? Brustkrebsdisposition gehört zu diesen spätmanifestierenden Erkrankungen, auf die gescreened werden soll. Erstens besagt die Disposition nicht, dass die Krankheit tatsächlich zum Ausbruch kommt, zweitens besagt sie nicht, sie zum Ausbruch kommt, wenn sie überhaupt ausbricht. In 40, 50 Jahren? Wer sagt, dass bis dahin das Thema Brustkrebs überhaupt noch ein Thema ist? Und das gilt für nicht wenige dieser spätmanifestierenden Erkrankungen, nach denen gescreened werden soll.
Ich frage mich, wie du zu dieser Überzeugung kommst. Die Rede ist von wissenschaftlichen Studien und da wird der Begriff nicht umgangssprachlich im Sinne von "bedeutsam" gebraucht, sondern immer im Sinne der Statistik - schließlich handelt es sich hierbei um statistische Untersuchungen.
__________________ "Wir leben in einem Zeitalter der Massenverblödung, besonders der medialen Massenverblödung." (Peter Scholl-Latour)
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zum letzten Mal von mandragora: 21.07.2011 16:41.
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21.07.2011 16:33 |
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Harry62442
Schüler
Dabei seit: 11.10.2005
Alter: 30
Herkunft: MäcPomm
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Ich glaube, hier liegt einfach ein Missverständnis vor, sorry, wenn es an mir lag. Ich bin ziemlich überzeugt davon, dass die nötigen Schritte wenn überhaupt, dann nach ewig langen und ermüdenden Diskussionen eingeleitet werden und am Ende doch nichts bei rauskommt - der typische Verlauf halt.
Ich bezog mich nur darauf, was ich für richtig halten würde. Wenn ich sage, dass etwas "leicht erreichbar" wäre, dann meine ich das für den Fall, dass unser politisches System so funktionierte, wie es soll.
Lebenswertund erfülltfür die Mehrheit der Betroffenen. Alles andere ist Wunschdenken, wenn du dich mal umsiehst.
Ich gebe hier gar nichts vor. Selbst wenn es nur um eine Grippe ginge, wäre das für mich extrem gesagt in Ordnung.Von diesen 1000 Zellen werden im Idealfall (den nehmen wir jetzt mal an), wenn wir von 8 Zellen pro Frau ausgehen, 125 zu Kindern.Das heißt, egal, was man macht, 875 der befruchteten Eizellen werden so oder so absterben. Wenn nun 100 dieser Eizellen eine erhöhte Brustkrebswahrscheinlichkeit haben (um bei deinem guten Beispiel zu bleiben), muss man doch das Risiko nicht eingehen, dass die Wissenschaft den Krebs in den nächsten 50 Jahren nicht besiegt. Wäre eine dieser "Brustkrebs-Zellen" nicht aussortiert worden, hätte eine sich nicht entwickeln können, bei der das Risiko geringer ist. Und es ist für einen Menschen einfach generell besser, keinen Brustkrebs zu haben, als ihn zu haben. Wenn du da jetzt sagst, dass das der Betroffene entscheiden muss, weiß ich auch nicht mehr weiter. Wer gerne Brustkrebs hätte oder mit seiner Erkrankung kein Problem hätte/ hat, bei dem ist irgendwas anderes kaputt.
Unabhängig davon, wie das Wort nun übersetzt wird (ich bin immer noch überzeugt);
Die Aussagen "Es ist keine bedeutsame Abnahme der Spätabtreibungen und Totgeburten festzustellen," und "Es ist mit hoher Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass eine Abnahme der Spätabtreibungen und Totgeburten über die normale Zufallsverteilung hinaus nicht festzustellen ist," sind bei einer so geringen Untersuchungsmenge (erst seit 20 Jahren, über die spätmanifestierenden Erkrankungen kann man noch nicht die geringste Aussage treffen) wie bei der PID fast synonym.
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21.07.2011 17:35 |
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Du meinst, wie du , dass es funktionieren soll. Tatsächlich war die PID-Debatte eines der wenigen Beispiele, wo es mal funktioniert hat. Und das sage ich, obwohl ich massive Zweifel habe, dass das Ergebnis kein Fehler war. Aber es wurde nach einer sachlichen Debatte und ohne Fraktionszwang verabschiedet, was die Ausnahme ist.
Ich weiß ja nicht, was du für Vorstellungen hast, wie das politische System funktionieren sollte. Ich hoffe, du meinst damit nicht, es funktioniert so, wie es sollte, wenn die Mehrheit deiner Meinung ist.
Lebenswerter und erfüllter als wer? Ich verstehe den Satz nicht. Als dieselbe Person ohne die Behinderung? Vielleicht ja, aber diese Wahl steht nicht zur Disposition. Als irgendeine andere Person ohne Behinderung? Nein, nicht notwendigerweise. Frag jemanden, der körperlich keine Behinderung hat, aber an Depressionen leidet.
Nun, zu der Haltung fällt mir wirklich nichts mehr ein.
Der Punkt ist, zum wiederholten Mal, es weiß keiner, ob die Frau die Krankheit bekommt oder ob sie bis dahin nicht heilbar ist. Also besteht Grund, sie auszusortieren. Deine Haltung ist einfach nur zu begründen, wenn man befruchtete Eizellen als "Material" ansieht, ähnlich wie den Output einer Fabrik, die Küchenmaschinen herstellt. Was nicht hundertprozentig sicher über die Gewährleistungsdauer einwandfrei funktioniert, wird auf die Müllkippe geworden. Ich glaube, da unterscheiden sich unsere Menschenbilder so fundamental, dass auch über eine Diskussion kaum Annäherung zu erzielen sein wird.
__________________ "Wir leben in einem Zeitalter der Massenverblödung, besonders der medialen Massenverblödung." (Peter Scholl-Latour)
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21.07.2011 17:49 |
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Harry62442
Schüler
Dabei seit: 11.10.2005
Alter: 30
Herkunft: MäcPomm
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Sehr richtig. Nur dass jetzt, wo diese öffentlichkeitswirksame Entscheidung durch ist, der ganze Anhang eher im Stillen ablaufen wird wie normal, also mit Fraktionszwang etc..
Lass es mich anders sagen: Die durchschnittliche Person ohne Behinderung hat ein leichteres Leben als eine Person mit Behinderung, die unter ähnlichen Bedingungen aufwächst (Eltern und insgesamt soziales Umfeld).
Schade, ich dachte, ich hätte schon sehr früh deutlich gemacht, dass ich so denke.
Mir geht es einfach darum: Wozu muss man ein Risiko eingehen, wenn man es vermeiden kann?
Wenn du "hundertprozentig" mit "am wahrscheinlichsten", die Gewährleistungsdauer als "normale Lebensspanne" (und nicht, wie Herr Terpe, der das Erreichen des Erwachsenenalters als Erfolg bezeichnet!) und das "wird" durch "sollte den Eltern freigestellt sein" ersetzt, ja.
Wenn das nach meinen oben genannten Begriffsänderungen immer noch so ist, wirst du damit Recht haben.
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21.07.2011 20:06 |
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Laláw
Schülerin
Dabei seit: 28.08.2010
Alter: 32
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Nur mal als Einwurf... ich denke damit sollte nur zum Ausdruck gebracht werden, dass deine Ansichten - zivilisiert ausgedrückt - ziemlich erschreckend sind und einen eigenartigen Eindruck hinterlassen.
Und nur mal so nebenbei... nicht jedes Risiko hat den selben Wert und dieselbe Dringlichkeit. Vielleicht lernst du das irgendwann noch, ich würds zumindest für dich hoffen.
__________________ "The thing about growing up with Fred and George is that you sort of start thinking anything's possible if you've got enough nerve."
—Ginny Weasley
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21.07.2011 20:45 |
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Demona
Schülerin
Dabei seit: 29.05.2007
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M.E. geht es beim Embryonenschutzgesetz darum zu verhindern, dass es da zu solchen Mehrlingsgeburten wie z.B. in den USA kommt.
Allerdings kann dies nicht verhindern, dass sich dann noch Zellen teilen und es doch zu mehr als Drillingsgeburten kommt.
Allerdings würde eine PID z.B. verhindern, dass die Embryos, wenn denn beim Ultraschall festgestellt wird, dass eines oder mehrere davon nicht lebesfähig bzw. schwerstbehindert sind, dann noch mittels einer Spritze in die Zelle abgetötet werden oder es zu einem Spätschwangerschaftsabbruch kommt.
Bei dem späten Schwangerschaftsabbruch sehe ich es ähnlich wie Harry, wenn das Wohl der Mutter oder des Ungeborenen auf dem Spiel steht, dann ich dem Rat des Arztes nicht widersprechen.
Jedoch hat es schon Mütter gegeben, die ihren Tod (durch eine Krebserkrankung) in Kauf nahmen, damit ihr Baby lebt. Da bin ich ehrlich gesagt sehr zwiespältig, da ich nicht weiß, wie ich mich selber entscheiden würde.
Meine eine Patentochter hat auch ihr FSJ für einen Verein gemacht, der Eltern mit krebskranken Kindern unterstützt und als Vermittler zwischen dem Klinikpersonal und den Eltern fungiert. Während ihrer Zeit dort sind mind. zwei Kinder gestorben, eines war 5 Monate und das andere knapp 5 Jahre alt.
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21.07.2011 20:59 |
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SirMichael
Schüler
Dabei seit: 18.07.2011
Alter: 31
Herkunft: Kreis Kleve
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Ich finde diesen Politischenschritt in Deutschland lobenswert in meinen Augen! Denn die Geburtenrate von Schwerbehinderten Kindern wird sinken und wiederrum wird Millionen wenn nicht Milliarden an Euro gespart. Da die Pflege für Schwerbehinderten Kinder extrem kosten intensiv ist.
Hier aus meiner Stadt gab es mal ein Fall, da hat die Mutter ihr Schwerbehindertes Kind ermordet. Das Kind von ihr war zu dem Zeitpunkt 19 Jahre alt. Sie begründeten den Mord mit der Aussagen: "19 Jahre lang versorge ich mein Kind soviel wie es geht, aber ich konnte nicht mehr. Meine Kräfte waren erschöpft!" Auch Eltern leiden darunter, nicht nur die Kinder.
Deswegen finde ich diese Gesetzes positiv für die Zukunft.
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21.07.2011 21:45 |
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Lizz_94
Schülerin
Dabei seit: 09.08.2007
Alter: 29
Herkunft: Bayern
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Nur mal als Einwurf... ich denke damit sollte nur zum Ausdruck gebracht werden, dass deine Ansichten - zivilisiert ausgedrückt - ziemlich erschreckend sind und einen eigenartigen Eindruck hinterlassen.
Und nur mal so nebenbei... nicht jedes Risiko hat den selben Wert und dieselbe Dringlichkeit. Vielleicht lernst du das irgendwann noch, ich würds zumindest für dich hoffen.[/quote]
Das klang jetzt so, als wäre Harry ein "Monster" mit extrem moralischen Ansichten. Ich persönlich finde nichts verwerfliches an seinen Aussagen, ich denke da sehr ähnlich. Man könnte genauso sagen, dass eure Ansichten "erschreckend" und "eigenartig" sind? Was bringt euch das? Helfen solche Aussagen in der Disskusion weiter?
Und wenn er das nicht entscheiden kann, weil ihm die nötigen geistigen Fähigkeiten fehlen? Wenn derjenige nur Schmerz oder Beschwerden empfindet, nicht aber ausdrücken kann, was er will?
Und selbst wenn, wenn der Mensch einmal da ist, dann würde es Sterbehilfe sein, wenn man seinen Wünschen nachgeht, fallsl dieser Mensch es nicht aushält und sich willentlich für den Tod entscheiden wollen würde.
Es klingt fast so, als solle man abwarten, bis diese Kinder erwachsen sind, damit sie dann entscheiden können, ob sie das Leben so aushalten, oder sonst was? Sollen sie dann, sofern sie es können, Selbstmord begehen? Man kann danach nicht einfach die Krankheit wegmachen! Für einen Menschen kann es dann zu spät sein...
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21.07.2011 22:48 |
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In unserer Gesellschaft sind solche Ansichten extrem. Ich meine jetzt das mit der Grippe. Wenn jemand eine Prädisposition hätte, Grippeanfällig zu sein, dann ist das ein Grund, seine Geburt gar nicht erst zuzulassen? Da wirst du wenige finden, die diese Ansicht teilen.
Und im Umkehrschluss klingst du so, als würdest gar nicht erst abwarten wollen, ob ein Mensch vielleicht auch mit einer Behinderung glücklich sein kann. Vielleicht sogar mit einer geistigen Behinderung. Solche Leute soll es geben. Warst du schonmal in Kontakt mit geistig Behinderten?
Was machst du, wenn der Mensch, dessen Leben du nicht lebenswert findest, selber ganz anderer Meinung ist?
Du bist hier diejenige, die glaubt, man sollte sich da zum Herrn oder zur Herrin über Leben und Tod, oder lebenswert und lebensunwert erheben. Wer oder was gibt dir das Recht, zu entscheiden, ob so ein Leben lebenswert ist?
__________________ "Wir leben in einem Zeitalter der Massenverblödung, besonders der medialen Massenverblödung." (Peter Scholl-Latour)
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21.07.2011 22:56 |
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Der Grad des Unbehagens wegen der PID dürfte sich daran festmachen, inwieweit man den durch künstliche Befruchtung erzeugten Zellhaufen als Mensch oder zumindest als schützenswertes menschliches Leben betrachtet.
Die von mir gewählte Formulierung "Zellhaufen" zeigt wohl schon, daß ich dem keine Schutzwürdigkeit zuerkenne. Das tue ich deshalb nicht, weil der Zellhaufen außerhalb der Gebärmutter einfach kein Potenzial hat. Wenn man nicht in einem weiteren komplizierten Schritt den Zellhaufen einpflanzt, auf daß er von der Mutter genährt werde, wird nichts draus.
Wie das BVerfG die Sache sieht, ist bei der PID naturgemäß nicht bekannt. Dazu muß man allerdings sagen, daß das BVerfG keine absoluten Wahrheiten über das Leben, das Universum und den ganzen Rest verkündet, sondern sich selbst eine Meinung über Grundrechte bildet. Zum besseren Verständnis mal die grundsätzliche Subsumtionsstruktur zur Prüfung von Grundrechtsverletzungen:
1. Wird der Schutzbereich des Grundrechts berührt?
2. Stellt sich die Berührung des Schutzbereichs als Eingriff in das Grundrecht dar?
3. Ist der Eingriff verfassungsrechtlich rechtfertigt?
Zum Schwangerschaftsabbruch hat sich das BVerfG wiederholt geräuspert. Grundlegend ist BVerfGE 39, 1 vom 25.02.1975. Danach sieht die Sache so aus: Grundrechtsträger des Rechts auf Leben ist auch der Nasciturus, also der werdende Mensch. Hier geht es um den Schutzbereich. Dabei muß man beachten, daß sich der Nasciturus nach Ansicht des Gerichts nicht zum Menschen entwickelt, sondern als Mensch. Voraussetzung ist allerdings die "Entstehung". Wann genau das ist, ergibt sich aus den BVerfG-Entscheidungen nur sehr indirekt. Denn das BVerfG sieht den Beginn des Lebensschutzes erst mit der Nidation, also mit der Einnistung der befruchteten Eizelle in der Gebärmutter.
Allerdings wäre es zu kurz gesprungen, daraus zu folgern, daß der Zellhaufen erst mit Nidation ein Mensch ist und vorher nicht. Wie alle Juristen haben auch die Verfassungsrichter eine handhabbare Bewertung gesucht. Ob das Menschsein nicht schon mit der Befruchtung anfängt, wurde offengelassen. Die Wahl der Nidation ist eher ein Auf-jeden-Fall-dann-Schluß.
Die Abtreibungsentscheidungen haben aber immer einen Vorgang innerhalb des weiblichen Fortpflanzungstraktes zum Gegenstand und lassen m. E. keinen Schluß zu darauf, wie das BVerfG Dinge bewerten würde, die außerhalb stattfinden.
Ich orientiere mich - wie in einem früheren Posting gesagt - an der Nidation. Man muß also erst den Zellhaufen "einbauen", um sich Gedanken über die Menschwerdung zu machen. Petrischale oder wo auch immer die Entstehung derartiger Embryonen stattfindet, zählt für mich nicht. Für mich, wohlgemerkt.
Meine Korrekturüberlegung bei der Frage, wie schlimm es ist, "abgelehnte" Embryonen das Klo runterzuspülen, wie es denn gewesen wäre, wenn ein Labor gar nicht beteiligt gewesen wäre. Dann hätten wahrscheinlich Frau Trockene-Dörrpflaume und Herr Hängeriemig-wie-ein-totes-Shetlandpony weiterhin ergebnislos aneinander rumgeschraubt, ohne zu wissen, ob schon die Befruchtung oder erst die Einnistung nicht geklappt hat. In der Binde oder im Klo wäre das alles so oder so gelandet. Insofern fehlt mir die Einsicht in die besondere Tragik der PID.
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Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zum letzten Mal von Krabbentaucher: 21.07.2011 23:28.
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21.07.2011 23:19 |
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Lizz_94
Schülerin
Dabei seit: 09.08.2007
Alter: 29
Herkunft: Bayern
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Ich möchte nicht Herrin über garnix sein. Du hast lediglich eine Seite der Medaille beschrieben, woraufhin ich auch mal die andere ansprechen wollte. Ich gehe jetzt nicht zu geistig Behinderten und "entscheide" ob ihr Leben lebenswert ist oder nicht.
Das kann ich auch gar nicht, da ich selbst weiß, dass man manchmal einen riesigen Überlebenswillen hat und man dem Leben auch oft genug viele positive Sachen abrringen kann.
Wenn du meine Beiträge gelesen hast weißt, du, dass ich z.B. schon einmal in einem Kinderhospiz war und dort mit behinderten Kindern geredet habe. Natürlich gibt es auch welche, die Freude an kleinen Sachen finden und dann auch glücklich sein können!
Mein eigener Vater ist seit einer Verletzung bei der Bundeswehr auf den Rollstuhl angewiesen, also weiß ich sehr wohl, wie es ist, mit einer Behinderung zu leben, denn ich habe es mein ganzes Leben mit angesehen. Ich hoffe, dass ich in meinem ganzen Leben nicht noch näher hinkomme und selbser betroffen bin. Er sieht das leben bestimmt als lebenswert an, aber dafür hat er 2 Jahre gebraucht, in denen er sich einfach nur umbringen wollte, wenn er gekonnt hätte...und es hat sich bei ihm gebessert. Statt nur den Kopf bewegen zu können, sind es nun nur die Beine, die nicht gehen. Denkst du, er war sehr glücklich drüber, dass er z.b. seine eigenen Kinder nie auf den Arm nehmen konnte? Er fürchtet sich vor dem Alter und möchte nicht alt werden. Ich vergleiche meine Ansichten mit meinen persönlichen Erfahrungen und dann kann ich sagen, dass ich zu meiner Meinung stehe.
Seine Behinderung ist erworben, aber ich kann mir gut vorstellen, dass es genauso schwer ist, wenn man so auf die Welt kommt.
Ehhhm.. 1. werde ich das nicht für andere Menschen entscheiden. 2. Was soll ich gross tun?
@Harrys Ansichten: Ich glaube kaum, dass er meinte, dass Menschen mit Grippe sind kein recht haben zu leben! Er meinte, dass es für ihn darum geht, Krankheiten an sich zu verbannen. Jese Krankheit ist eine zuviel. Außerdem war es ein Extrembeispiel, das so in der Form nie durchzuführen wäre.
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Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zum letzten Mal von Lizz_94: 21.07.2011 23:30.
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21.07.2011 23:27 |
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