Atompolitik und Energiewende      |
MineFerd
Schüler

Dabei seit: 10.05.2011
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Hallo zusammen,
habe eben Eure Beiträge zu diesem Thema durchgelesen und möchte gerne wissen, was Ihr denn von solchen Hilfsaktionen wie dieser hier haltet ()? Ich bin unentschlossen, was ich davon halten soll. Einerseits finde ich es prima, dass sich Leute Gedanken machen, wie sie helfen könne, aber andereseits denke ich auch, bringt das was? Oder ist das vielleicht nur völlige Vera***e?
Kennt Ihr offizielle gute Hilfsaktionen, außer den ganz riesigen, bei denen man auch eh nicht weiß, ob die Hilfe überahupt ankommt?
Grüße
Mine
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10.05.2011 17:01 |
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Bernhard Nowak
Schüler

Dabei seit: 26.08.2004
Alter: 59
Herkunft: Rödermark
Themenstarter
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Greenpeace: Störfall im hessischen AKW Biblis wurde vertuscht:
__________________ King: You're a monster, Urquhart.
Urquhart:You might very well think that, Sir, but your opinion doesn't count for very much now, does it? Good day, Sir.
Ian Richardson in: "House of cards, Teil 2: To play the King"
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10.05.2011 21:25 |
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Im Radio haben sie heute Abend gesagt, daß die Jahresprämie für ein AKW bei 19,5 Mrd € liegen würde, wenn man eine unbegrenzte Deckung erreichen wollte.
Interessant finde ich bei Zahlen dieser Größenordnung - egal, ob nun 19,5 Mrd oder 72 Mrd -, daß das angeblich minimale, winzige und zu vernachlässigende Restrisiko offenbar keinen Einfluß auf die Prämie hätte.
Es ist ja nicht so, daß die Jahresprämie in jedem Fall so kalkuliert wird, daß jeder Schaden von vornherein abgedeckt ist. Vielmehr spielt die Eintrittswahrscheinlichkeit eine Rolle. Beispiel Kfz-Haftpflichtversicherung: Der 18jährige Fahranfänger muß sehr viel mehr bluten als der 50jährige Autofahrer, der vor vielleicht 20 Jahren mal einen Unfall hatte, obwohl der 18jährige noch gar keinen Unfall hatte. Hier ist es einfach wahrscheinlicher, daß der 18jährige einen teuren Unfall baut. Aber wenn man das Kofferraumvolumen des Jaguar vor einem um 50 % reduziert hat, spielt es keine Rolle, wie erfahren der Unfallverursacher war, die Kosten bleiben dieselben.
Daran sieht man: Die Versicherungswirtschaft kalkuliert neben dem typischen Schadenumfang auch die Eintrittswahrscheinlichkeit ein. Wenn aber die Prämien trotz der extremen Sicherheit der AKW unbezahlbar hoch sind, kann es mit der Sicherheit nicht so weit her sein.
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11.05.2011 23:13 |
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Im Fall der Autofahrer wird die Eintrittswahrscheinlichkeit kalkuliert, weil es sich hier um Millionen Fälle handelt und deshalb eine Eintrittswahrscheinlichkeit überhaupt erst kalkulierbar ist. Dafür braucht es nämlich eine statistische Verteilung, und die kann man nur bei hinreichender Fallgröße ermitteln. Die Eintrittswahrscheinlichkeiten, die hier verwendet werden, sind objektive Wahrscheinlichkeiten, die auf Erfahrungswerten basieren. Durch das Risk-Pooling über viele Fälle kommt die Versicherung im Durchschnitt mit den Prämien hin.
Solche Eintrittswahrscheinlichkeiten gibt es bei AKW nicht. Es gibt nicht genügend AKW und nicht genügend Erfahrungswerte, um überhaupt objektive Eintrittswahrscheinlichkeiten zu ermitteln. Das was da an Zahlen kursiert, ist alles mehr oder weniger Kaffeesatz-Leserei.
Wenn überhaupt, müsste man betrachten, wie bei der Versicherung von Kohlekraftwerken, Chemiewerken oder ähnlichem mit dem Risk-Pooling verfahren wird.
Die 67,30 Euro je Kilowattstunde sind ein Höchstwert aus einem Szenario unter der Annahme, dass man innerhalb der Restlaufzeiten bis zum Atomausstieg die Prämien aufbauen muss. Das ist also für den aktuellen Fall in Deutschland das eigentlich realistische Szenario. Denn man kann ja nicht eine Restlaufzeit von 50 Jahren unterstellen, wenn die Regierung definitv in den nächsten 10 bis 15 Jahren aussteigen will. Selbst wenn man die Risiken über die deutschen AKW poolt, wäre man also immer noch bei 3,95 bis 7,48 Euro je KwH, je nachdem ob man 17 oder nur die derzeit noch laufenden 9 AKW zugrunde legt.
__________________ "Wir leben in einem Zeitalter der Massenverblödung, besonders der medialen Massenverblödung." (Peter Scholl-Latour)
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zum letzten Mal von mandragora: 12.05.2011 19:45.
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12.05.2011 08:47 |
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Bernhard Nowak
Schüler

Dabei seit: 26.08.2004
Alter: 59
Herkunft: Rödermark
Themenstarter
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Wie zu erwarten: die Reaktor"sicherheits"-kommission verweigert eine Ausstiegsempfehlung für deutsche AKWS - hat sie denn aus Fukushima nichts gelernt? Und wie kann ein Stresstest innerhalb von so kurzer Zeit erfolgreich abgeschlossen werden und aussagefähig sei:
Wir erleben - Fukushima und Tschernobyl hin bzw. her - das gleiche "Argumentationsmuster" wie nach dem Super-Gau von Tschernobyl: unsere AKWS - so die Kommission - sind "sicher" - nur gegen Flugzeugabstürze nicht:
Quelle:
Da frage ich mich wirklich: Was muss eigentlich noch passieren, bis die Kommission endlich eine Ausstiegsempfehlung abgibt und aus vorhandenen Katastrophen endlich einmal etwas lernt?
Außerdem zeigt die Stellungnahme des Chefs der Reaktorsicherheitskommission, dass er die neuesten Stellungnahmen zu Fukushima nicht zur Kenntnis genommen hat: nicht der Tsunami, sondern das Beben hat die Kernschmelze bei Fukushima bewirkt, vgl. hier:
Die Stellungnahme der Kommission findet sich hier:
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Ian Richardson in: "House of cards, Teil 2: To play the King"
Dieser Beitrag wurde 8 mal editiert, zum letzten Mal von Bernhard Nowak: 17.05.2011 20:08.
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17.05.2011 19:11 |
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Bernhard Nowak
Schüler

Dabei seit: 26.08.2004
Alter: 59
Herkunft: Rödermark
Themenstarter
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Die sieben Altmeiler bleiben abgeschaltet:
Warum es keinen Stromausfall nach der Abschaltung von AKWs gibt:
Aus dem obigen ersten Spiegel-Artikel geht hervor, dass nach der neuesten Meinungsumfrage der Forschungsgruppe Wahlen die Mehrheit der Bundesbürger bei Union und FDP massive Glaubwürdigkeitsprobleme in Bezug auf deren Absicht, aus der Atomenergie auszusteigen, festgestellt haben:
Quelle:
Aufgrund der Weigerung insbesondere der FDP, ein verbindliches Ausstiegsdatum aus der Atomenergie zu nennen, wundert mich dies nicht:
Im Augenblick laufen die Verhandlungen über Details des geplanten Atomausstiegs im Bundeskanzleramt an. Zum Stand der Verhandlungen hier:
Möglicherweise gibt es zwar gegen den Willen der FDP ein Ausstiegsdatum, etwa 2021 oder 2022, aber mit Ausstiegsklausel. Wir werden es bald wissen. Vgl. auch hier:
Fragen und Antworten zum Beschluss der Regierungskoalition, bis 2022 aus der Atomkraft auszusteigen, finden sich hier:
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Ian Richardson in: "House of cards, Teil 2: To play the King"
Dieser Beitrag wurde 9 mal editiert, zum letzten Mal von Bernhard Nowak: 30.05.2011 12:46.
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27.05.2011 14:46 |
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Bernhard Nowak
Schüler

Dabei seit: 26.08.2004
Alter: 59
Herkunft: Rödermark
Themenstarter
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Um 19.25 Sendung im ZDF zum Thema: "Was nun, Atomenergie?"
Zu dem Artikel der "Süddeutschen": Er trifft m.E. genau ins Schwarze. Genau dies - die Wahrung der Machtoption über 2013 hinaus - ist m.E. der wahre Grund von Frau Merkel für ihre Wende. Frau Merkel hat m.E. keine Prinzipien, sondern prüft jede Sachentscheidung nur unter einem Gesichtspunkt (als Physikerin): hilft mir die Sachentscheidung, an der Macht zu bleiben oder nicht.
Ich möchte es nur etwas konkretisieren: Frau Merkel hofft - und dies ist nach den derzeitigen Umfragen durchaus möglich - dass es für eine absolute Mandatsmehrheit für rot-grün (oder grün-rot) im neuen Bundestag nicht ausreichen wird, sondern es nur für SPD, Grüne und Linke, aber nicht für SPD und Grüne alleine reicht. Und da hofft Frau Merkel, dass der rechte SPD-Flügel (Steinbrück) und auch Teile der Grünen eine rot-rot-grüne Koalition oder eine Tolerierung einer rot-grünen Bundesregierung durch die Linke nicht mitmachen und es dann schwarz-grün gibt. Denn sie weiß, dass die SPD unter Parteichef Gabriel wohl nicht erneut Juniorpartner der CDU/CSU sein wollen und da die Oppositionsrolle vorziehen könnten. Durch ihre Wende in der Atompolitik eröffnet sie sich genau diese Option auf schwarz-grün. Und dies könnte ihr den Machterhalt über 2013 sichern. Mehr interessiert die Dame offenbar nicht.
Jetzt habe ich endlich gelernt, was "Merkelismus" bedeutet:
Jetzt kommen neue Einzelheiten über den geplanten Ausstieg ans Licht:
E.ON will gegen die Brennelementesteuer klagen:
Die Opposition bleibt skeptisch und will ein verbindliches Ausstiegsgesetz unter Beteiligung des Bundesrates:
Der französische "Figaro" und der österreichische "Standard" thematisieren unverhüllt die taktischen Absichten der Kanzlerin bei der Energiewende - ein Bündnis mit den Grünen nach 2013 dadurch zu ermöglichen:
__________________ King: You're a monster, Urquhart.
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Ian Richardson in: "House of cards, Teil 2: To play the King"
Dieser Beitrag wurde 8 mal editiert, zum letzten Mal von Bernhard Nowak: 31.05.2011 22:53.
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30.05.2011 19:10 |
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Morgana

Schülerin

Dabei seit: 22.12.2003
Alter: 52
Herkunft: Avalon
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Bin seit langem auch mal wieder da...
Hallo ihr Lieben
Jemand von euch hat weiter oben geschrieben, dass eine Versicherung für Atomkraftwerke unbezahlbar wäre.
Unbezahlbar ist bei Atomenergie so einiges.
Seit längerem verstehe ich manche Dinge nicht so recht.
Uns wird immer erzählt, dass wir nicht nur die momentanen Kosten für ein Produkt kalkulieren müssen, sondern die gesamten Kosten.
Außerdem erzählt man uns, dass Atomstrom super günstig sei.
Wenn ich aber die gesamten Kosten für den Atomstrom einkalkulieren, dann muss ich auch die Kosten für den Entsorgung einkalkulieren. Lagerkosten sind doch reichlich teuer - nicht umsonst verzichten Firmen auf Lagerung und verbauen die Produktionsteile direkt ab LKW.
Wenn nun mal jemand auf die Idee käme zu berechnen, was Atomstrom kostet, wenn die Endlagerkosten für ... sagen wir die nächsten 30000 Jahre (ich habe keine Ahnung, wie lange die Zerfallszeit ist, die die atomaren Abfallprodukte brauchen, bis sie ungefählich sind, aber es sind schon ein paar) ... dann käme ein ganz schönes Sümmchen zusammen.
Wieso lässt sich noch irgendwer mit dem Argument abspeisen, Atomenergie sei billig?
@Bernhard Nowak, ich teile deine Meinung zu Frau Merkels Stimmungswechsel voll und ganz.
Sie schwenkt um zu einem Ausstieg, weil sie 'an der Macht' bleiben will. Aber auf der anderen Seite steht ihr natürlich die Atomindustrie im Nacken. Politiker kommen ja nicht umsonst ganz nach oben, sondern mir Versprechungen von Gefälligkeiten usw. Letztendlich sind Politiker (zumindest heut zu Tage und bei uns) Marionetten. Und die Fäden haben ganz andere in der Hand. Das ist traurig und auch hat auch nichts mit Demokratie zu tun, aber es ist wohl so und die Auswrkungen treten immer offener zu Tage.
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31.05.2011 23:01 |
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