Literaturempfehlung - wer kennt sich aus? |
grit
Schülerin
Dabei seit: 23.11.2010
Alter: 59
Pottermore-Name: GespenstMantel17850
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Schöne Zusammenfassung ( ich war gestern ein wenig zu faul, so viel zu schreiben ), gerade was die Rechte und Möglichkeiten der Frau betraf, die erst später drastisch beschnitten wurden.
Die Beschränkungen hinsichtlich Bildung usw. waren der damaligen Zeit geschuldet und betrafen beide Geschlechter.
So konnte eine Frau im Mittelalter auch ein Unternehmen führen, im Handel sogar selbständig, auch ein Handwerksunternehmen durfte sie führen, z.B. als Witwe eines Meisters.
All die Beschränkungen, die die Rechte der Frauen extrem beschnitten haben, stammen erst aus der Zeit nach dem 15. Jahrhundert. Dann wurden ihnen jegliche Rechte auf Selbstbestimmung abgesprochen, ihr Vermögen fiel dem Mann zu, sie hatten keine Verfügungsrechte daran und waren rechtlich nicht selbständig.
Der "Rest" dieser Gesetzgebung, in der die Frau als minderwertiges Wesen angesehen wurde, als intellektuell unterlegen und Qell von Sünde und Übel, war noch bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts in der BRD wirksam - als eine Frau, die arbeiten gehen wollte, dazu der Zustimmung ihres Ehemanns bedurfte...
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13.10.2011 17:14 |
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Persephone
Schülerin
Dabei seit: 28.12.2010
Herkunft: 9 Monate Oberwelt, 3 Monate Hades
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Ich hätte noch eine Bemerkung zu 'Schlafes Bruder'. Vielleicht solltest du die Verfilmung zuerst anschauen. Wenn du zuerst das Buch liest, dann fragst du dich beim Film, wieso Vilsmaier die Geschichte so sehr verändert hat, und bist womöglich sehr unzufrieden. Ich habe da Buch zwei Jahre lang für die Fachabiturprüfung besprochen und beim zweiten Mal auf den Film verzichtet. Er blieb sehr viel besser im Gedächtnis der Schüler als das Buch selbst, was dann in der Prüfung zu einigen sehr nachteiligen Verzerrungen führte, weil Text und Film so stark voneinander abweichen.
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19.10.2011 18:38 |
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Vi83
Schülerin
Dabei seit: 21.07.2011
Herkunft: Spinner's End
Themenstarter
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Hallo casey,
vielen, vielen Dank für deine ausführlichen Informationen
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, dass ich erst jetzt antworte . Einerseits war ich auf der Arbeit und andererseits gab es noch alltägliche Verpflichtungen zu erledigen (und beides ist eben schon auch wichtig
).
Es ist sehr, sehr interessant, was Du zum Thema Bildung, Ehe und sexuelle Selbstbestimmung geschrieben hast. Dies rückt die damalige Realität ja diesbezüglich doch in ein deutlich (!) besseres Licht.
Was eben generell kritisch zu betrachten ist, das sind die Privilegien der höheren Stände, der Analphabetismus, die Macht der Kirche... .
Mir stellt sich diesbezüglich die Frage, was mit den Frauen passierte, die das Ja vor dem Traualtar verweigerten... .
Ach herje, ich frage mich ja, wie sie damals auf diese Ãœberzeugung gekommen sind... .
Noch mal vielen Dank für deinen schönen Beitrag.
Viele Grüße
die Vi83
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21.10.2011 15:35 |
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casey
Schüler
Dabei seit: 09.07.2009
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Bitte schön
Naja, rein rechtlich gab es da überhaupt keine Handhabe. Ich könnte mir aber vorstellen, dass solche Frauen dann von ihrer Familie verstoßen wurden. In den höheren Ständen, wo das nicht so einfach ging, hat man die Frau dann wahrscheinlich dann einfach in einem Kloster geparkt
Das kann ich dir leider nicht sagen ^^ Aber so ganz Unrecht haben sie ja nicht damit. Es gilt ja inzwischen als erwiesen, dass die Empfängnismöglichkeit höher ist, wenn die Frau beim Sex einen Orgasmus hat. An sich finde ich es ja auch schon nett, dass das Mittelalter der Frau überhaupt eine Rolle beim Entstehen eines neuen Menschen zugedacht und auch die weibliche Sexualität nicht negiert hat. Die Neuzeit hatte da ja einige ganz spezielle Ansichten (wie war das... "Schließ die Augen und denk an England" :vogel
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23.10.2011 21:07 |
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grit
Schülerin
Dabei seit: 23.11.2010
Alter: 59
Pottermore-Name: GespenstMantel17850
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Zum Thema Kinderkriegen hatte man damals die Ansicht, dass die Frau lediglich das Gefäß ist, in dem der Samen des Mannes heranwächst. Daraus ergaben sich solche Ansichten über Bereitschaft usw.
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24.10.2011 20:32 |
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casey
Schüler
Dabei seit: 09.07.2009
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Natürlich ist es nicht schön, von seiner Familie abgeschoben zu werden. Allerdings war das Leben in einem Kloster für viele Frauen so frei, wie es in einer normalen Partnerschaft und mit gesellschaftlichen Verpflichtungen niemals hätte sein können. Würde ich in diesem Moment ins Mittelalter versetzt, ich würde schnurstracks zum nächsten Kloster rennen und mich da einquartieren ^^
Die Vorstellung existierte bereits in der Antike. Damals dürften sich Philosophen damit beschäftigt haben (die hatten damals ein sehr viel breiteres Themengebiet wie heute und waren im Prinzip Naturwissenschaftler, auch wenn ihre Methoden manchmal nicht sehr wissenschaftlich waren, sondern auf Beobachtungen beruhten). Ich weiß nicht, ob Aristoteles jemals was über das Thema abgelassen hat, aber der hatte im Mittelalter jedenfalls eine große Fangemeinde, so dass es auf diesem Wege ins kollektive Bewusstsein gelangt sein könnte.
Im Mittelalter dann haben sich denke ich tatsächlich größtenteils Geistliche mit sowas (wie mit überhaupt eigentlich allem) befasst. Unabhängige Gelehrte, die nicht gleichzeitig auch Theologen waren, gab es meines Wissens selten und viele Untersuchungsmethoden waren unerreichbar, die heute für uns selbstverständlich sind (z.B. Mikroskope, um mal zu sehen, was da wirklich abgeht).
Woher so eine falsche Vorstellung aber ursprünglich stammt, lässt sich in meinen Augen unmöglich nachvollziehen (auch wenn Quellen existieren, in denen diese Vorstellung erstmals erwähnt wird - irgendeine muss ja die erste sein). Das ist fast so, als würde man fragen, wer Gott erfunden hat.
Hab noch ein Bild rausgesucht, das ist allerdings sehr viel jünger (17. Jahrhundert):
''
Im Samen war der Mensch also quasi schon fertig und die Frau bot quasi nur den Nährboden, auf dem dieses "Samentierchen" aufgehen konnte.
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27.10.2011 04:41 |
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grit
Schülerin
Dabei seit: 23.11.2010
Alter: 59
Pottermore-Name: GespenstMantel17850
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Stammt zwar aus dem Beginn des 16. Jahrhunderts, aber eine interessante Ergänzung zu diesem Thema: Martin Luther "Ein Sermon vom ehelichen Stande" - ist allerdings wegen der Sprache ein bisschen schwer zu lesen. Er versucht darin u.a. den Spagat hinzukriegen, warum Sex in der Ehe gottgewollt ist...
Man kann sich aber gut vorstellen, wie die Leute damals "getickt" haben.
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27.10.2011 09:37 |
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Vi83
Schülerin
Dabei seit: 21.07.2011
Herkunft: Spinner's End
Themenstarter
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So habe ich mir dies auch gedacht. Damals waren eben Bereiche wie Bildung/Wissenschaft und Kirche fast untrennbar miteinander verbunden.
Meine Eltern sind äußerst sekulär eingestellt. Dies unterstütze ich auch.
Aber in mir regt sich auch etwas das Bedürfnis, solche Themen differenzierter zu betrachten. Durch die Aufklärung sind doch Themen wie der Glaube verschüttet worden. Legt man sich als Mensch nicht einige Grenzen auf, wenn man so einen nicht unwichtigen Bereich des Lebens ausklammert?
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01.11.2011 15:42 |
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grit
Schülerin
Dabei seit: 23.11.2010
Alter: 59
Pottermore-Name: GespenstMantel17850
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Ich bin der Meinung, es ist genau umgekehrt, es ist der Glaube, der uns Grenzen auferlegt, wobei dies historisch sicherlich notwendig war.
( Ich denke an die Einhaltung bestimmter Regeln und Vorschriften, die - in religiöse Formeln, Riten und Gebote gekleidet - letztlich der Entwicklung der menschlichen Zivilisation förderlich waren. )
Da fälllt mir Brecht ein:
Die Frage, ob es einen Gott gibt
"Einer fragte Herrn K., ob es einen Gott gäbe. Herr K. sagte: "Ich rate dir, nachzudenken, ob dein Verhalten je nach der Antwort auf diese Frage sich ändern würde. Würde es sich nicht ändern, dann können wir die Frage fallenlassen. Würde es sich ändern, dann kann ich dir wenigstens noch so weit behilflich sein, daß ich dir sage, du hast dich schon entschieden: Du brauchst einen Gott."
Ich habe mich viel mit dieser Thematik beschäftigt und bin immer wieder erstaunt, dass sich für zahlreiche religiöse Tabus, Vorschriften usw. in den verschiedenen Glaubensrichtungen immer ganz reale, teilweise lebensnotwendige Hintergründe und Erklärungen finden.
Ich denke auch nicht, dass durch die Aufklärung Themen wie Glaube verschüttet wurden, man hat sie nur von einer anderen Seite betrachtet und sich z.T. davon emanzipiert.
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01.11.2011 19:42 |
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Persephone
Schülerin
Dabei seit: 28.12.2010
Herkunft: 9 Monate Oberwelt, 3 Monate Hades
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Ab der Spätantike kann man davon nicht mehr sprechen. An diesem Punkt angelangt, würde ich zwischen Glaube und Institution, also Kirche im Allgemeinen und christlicher Kirche im Speziellen, unterscheiden. In vielen Fällen profitierte Letztere auch von der Politik und diese von ihr. Viele der Regeln und Gebote dienten letztendlich nicht direkt dem Glauben, sondern viel eher der Sicherung von Pfründen und Macht. Da wir als Historiker nicht feststellen können, wie anders sich die Zivilisation entwickelt hätte, wäre die Geschichte an einem bestimmten Punkt anders verlaufen, ist es auch nicht möglich, von einer historischen Notwendigkeit solcher Regeln und Gebote zu sprechen oder davon, dass sie förderlich waren. Die Welt sähe dann eben anders aus.
Damit setzt du an einem Punkt an, der weit vor Spätantike und Mittelalter liegt. Um eine Jahreszahl zu nennen, es geht da um die Zeit vor 700 vor Christus. Zu dieser Zeit war vieles für die Menschen unbegreiflich, weshalb sie es mystifizierten und ritualisierten, um damit umgehen zu können. Da wäre sowohl das Gilgameschepos wie auch die Theogonie von Hesiod zu nennen. Dazu gehört eigentlich jeder Welterschaffungsmythos. Regeln und Mythen sind eine Form der Identitäts- und Sinnstiftung, der Aitiologie, und damit der Schaffung einer gemeinsamen Gesellschaftsgrundlage. Wir finden das später auch in Sagen.
Nicht nur das. Eine direkte Antwort auf die Aufklärung ist die Romantik, in der gerade das Unerklärliche, Mystische und die Religiosität eine große Rolle spielten und die einen Gegenentwurf zum rationalen Denken der Aufklärung darstellte. Man denke z. B. an das wunderbare Eichendorffgedicht von den zwei Gesellen. Schließlich sei noch zu erwähnen, dass viele Naturwissenschaftler den Glauben nicht als Widerspruch zu ihrer Profession sehen, im Gegenteil. Religion oder vielleicht besser der Glaube an etwas, das größer ist als wir selbst, stellt m. E. ein Grundbedürfnis des Menschen dar.
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01.11.2011 22:25 |
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casey
Schüler
Dabei seit: 09.07.2009
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Meine Cousine hat in zwei Wochen Kommunion. Da es sonst niemand machen wird, möchte ich ihr gerne ein Buch schenken. Fällt euch da spontan was ein? Es sollte zwar für Kinder/Mädchen geeignet sein, da sie ja erst 9 ist, aber ich erwarte doch schon etwas literarischen Anspruch... Ein Kinderbuch-Klassiker wär mir da am liebsten. Könnt ihr helfen?
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02.04.2012 13:26 |
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casey
Schüler
Dabei seit: 09.07.2009
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Oje, Gudrun Pausewang kapiert sie wohl noch nicht und das wäre mir jetzt auch zu deprimierend. Bei Huckleberry Finn bin ich mir nicht sicher, ob sie das als Mädchen mag...
Das Problem ist, dass ich sie nicht oft sehe (sie ist eigentlich auch nur meine Großcousine) und nicht mal weiß, ob sie gerne liest. Ich fühle mich immer verpflichtet, bei solchen Gelegenheiten die Lust am Lesen zu wecken und damit was für die Bildung meiner Verwandtschaft zu tun
Deshalb sollte es schon etwas außergewöhnlich Gutes sein.
Hach, ich merke grad, ich bin übermäßig anspruchsvoll. Es soll eine fesselnde Geschichte sein, die außerdem gut geschrieben ist und notfalls eben geeignet, auch lesefaule Mädchen zu locken! Ob es sowas gibt?
Das Problem ist, dass ich als Kind so ziemlich nahtlos von ein paar Kinderbüchern (die ich allerdings nicht für geeignet erachte) direkt zu Stephen King gesprungen bin. Deswegen kenne ich nicht viele Kinderbücher aus erster Hand...
9 Jahre ist für Harry Potter ja noch zu jung, oder?
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02.04.2012 16:17 |
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