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Zum Ende der Seite springen Der Kreis der Erkenntnis - Eine Kurzgeschichte
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Longbottom Longbottom ist weiblich
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Der Kreis der Erkenntnis - Eine Kurzgeschichte Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden      Zum Anfang der Seite springen

Dieses ist eine Kurzgeschichte, die auf eine wahre Begebenheit basiert, nur, das niemand dabei starb.
Viel Spaà beim Lesen.




Sie waren zwölf.
Genauso viel, wie notwendig war, um das Ritual abzuhalten.
Alle waren da!
Conny, die junge Elevin, deren schwarze Haare gut zu ihrem roten Ritualgewand passten, und die gerade dabei war, die roten und weiÃen Kerzen aus der Jutetasche hervorzuholen.
Sie hatte es nicht eilig, und das störte die anderen Frauen.
Besonders Nadine, die älteste der Frauen, die âCroneâ, die weise Alte der Gruppe. Ihre kurzgeschnittenen weiÃgrauen Haare lagen eng an ihrem ovalen Gesicht, und verdeckten nur unzureichend ihre vielen Falten, die ihr verwittertes Gesicht so interessant und erotisch erscheinen lieÃ.
Sie trug, wie alle Frauen, ein rotes knöchellanges Ritualgewand, deren weite Ãrmel ihre knöcherigen Finger noch dünner erscheinen lieÃen.
Sie spannte die Trommel, zurrte und knotete es so stramm, das die Töne der Trommel wie das donnern eines Gewitters erschallte.
âKannst du nicht ein wenig leiser die Trommel prüfenâ, hörte sie, Doris.
Es war ihr unangenehm, so kritisiert zu werden, doch wagte sie nicht, Doris offen zu sagen, was sie dachte.
Sie blickte sie an.
Doris war eine schöne Frau, das war auÃer Frage!
Ihre groÃe schlanke Figur, ihre leuchtend roten Haare passten gut zueinander. Sie benutzte keine Schminke, und brauchte auch keine!
Es gab eine Zeit, da hatte sie sich ernsthaft in Doris verliebt. Aber seit sie merkte, wie sehr es Doris schwer viel, Kompromisse zu schlieÃen, und seit sie sah, wie sie mit ihren Geliebten umging, kühlte diese Liebe schnell ab.
Ihre Augen wanderten zu Gaby, dieser schweigsamen Frau, die niemals über sich sprach.
Gaby durfte nie wissen, dass sie sie liebte, dass sie sich nach ihren Küssen sehnte, nach den Berührungen ihrer Hände.
Gaby war alles andere als schlank, aber das schien sie nicht zu stören.
Wortlos legte sie aus verschiedenen Steinen mit Luise einen Kreis, in den alle Frauen für dieses Ritual gehen werden.
Nadines Augen beobachteten Gabys und Luises Bewegungen, und Eifersucht stieg in ihr hoch.
Sie hasste es, zu sehen, wie gut beide Frauen sich verstanden!
âIst alles für das Ritual vorbereitetâ, fragte Doris?
Alle Frauen bejahten diese Frage, und Nadine sah, dass alle Ritualgegenstände der Kuchen der Göttin und den Wein für das Ritual vorhanden waren.
âSchwestern, dann lasst uns beginnenâ, sagte Doris in ihrer bestimmenden Art einer Hohepriesterin
Sie sah, wie Doris sich an den nördlichen Rand des Steinkreises stellte, die Athame, das heilige Ritualmesser in ihrer rechten Hand; und jede der Frauen, die in den Kreis eintreten wollten, mit den fünf heiligen Küssen der Schwesternschaft begrüÃte, und sie mit der Athame segnete.
Auch Nadine trat in den Kreis.
Ihr war etwas unbehaglich zumute, verspürte sie doch den ganzen Tag schon, das etwas geschehen würde.
âHeute ist Vollmond, Schwestern, und wir werden jetzt mit der Anrufung der Göttin beginnen. Ich möchte alle Elevinnen bitten, mit der Anrufung zu beginnenâ.
Doris Stimme klang fest und bestimmt.
Vier junge Frauen lösten sich aus der Gruppe der Frauen, fassten einander an ihren Händen, bildeten einen Kreis, und erhoben ihre Stimmen.



Sie wiederholten die Worte wieder und wieder, ihre Stimmen wurden lauter, und die anderen Frauen fielen in den Gesang mit ein.
Nadine spürte, wie sich die Energie langsam in der Luft auflud, stärker und stärker wurde, bis sie den Punkt erreicht hatte, wo genug Energie für das Ritual da war.
Doris hob ihre Hand, und der Gesang hörte auf.
Sie nahm eine Schale mit angezündetem Räucherwerk, und ging zu den vier Himmelrichtungen, um die Schutzgeister der Elemente Wasser, Feuer, Luft und Erde zu rufen. Mit langsamen, rhythmischen Schritten ging sie zum Altar, der auf einem groÃen Stein aufgebaut, und mit Kerzen und Blumen geschmückt war, legte die Schale darauf, und sagte:
â Die Göttin segne ihre Kinder. Der Kreis ist nun geschlossenâ.
âDer Kreis ist nun geschlossenâ, wiederholten alle Frauen.
Nadines Augen folgten den Bewegungen Gabys, die mit langsamen Schritten auf den Altar zuging, und kunstvoll eine Rose drapierte, zum Zeichen der Anwesenheit der Göttin in diesem Kreis.
Nadines Augen wanderten ihrem fülligen Körper entlang. Sie liebte Gabys üppigen Busen, ihr Lächeln und die Art, wie sie mit anderen Frauen im Coven umging.
Gaby blickte zu ihr hinüber, und als ihre Blicke sich trafen, lächelten beide, was Doris nicht verborgen blieb.
âSie mag michâ, durchzuckte ein Gedanke Nadine, als sie bemerkte, das Gaby sie immer noch anlächelte, selbst noch, als sie zu ihrem Platz zurückgekehrt war.
âSchwesternâ, begann Doris zu reden. âWir sind heute hier zusammengekommen, um ein Ritual zur Ehren der Göttin zu feiern. Aber leider ist eine Frau unter uns, die nicht hierhin gehört!â
Alle sahen sie an!
â Denn eine unter uns ist keine Frau. Sie ist einmal ein Mann gewesen!â
Alle Frauen sahen sich bestürzt an, fragend, wer die jenige wohl sein könnte. So auch Nadine, deren Augen zwischen den einzelnen Frauen hin und her schweiften, aber nichts entdeckte, was irgendeinen Anhaltspunkt geben könnte.
âWer ist esâ, fragte Karin, eine Frau, die erst seit kurzem im Konvent war, und die gerade von ihrer Frau sich getrennt hatte, weil sie deren Alkoholexzesse nicht mehr ertrug?
â Gabyâ, antwortete kurz und voller Abscheu Doris!
âGaby?â
Alle Frauen redeten wie wirr durcheinander. Niemand wollte es glauben, niemand konnte es glauben, dass diese weiche Frau einmal ein Mann war!
Gaby erhob sich von ihrem Platz, und stellte sich in die Mitte des Kreises.
âSchwestern der Göttin. Bitte lasst mich dazu etwas sagen!â
âJa, lasst diesen Mann etwas sagen, bevor wir ihn aus unserer Mitte verstoÃenâ.
Doris Stimme klang voller Hass. Nadine wusste nicht, warum dieser Hass in ihr war, aber ihre Lebenserfahrung sagte ihr, dass noch mehr dahinterstecken musste. Nur was?
Sie blickte zu Gaby, deren Augen zum Boden gesenkt waren.
Göttin, es stimmt, was Doris über sie gesagt hatte, durchfuhr sie ein Gedanke!
Sie hatte sich in eine Frau verliebt, die einmal ein Mann war!
Tausend Gedanken durchfuhren sie. Zweifel an ihren Gefühlen, Ekel vor sich selbst und Ekel davor, sich in einen Mann verliebt zu haben!
âSchwestern der Göttinâ, begann Gaby.
âJa Schwestern, es stimmt, ich war einmal eine transsexuelle Frau! Aber das ist
Vergangenheit! Ich lebe und liebe als Frau, und bin genauso wie ihr eine Frau!â
Sie blickte Doris durchdringend an, deren Augen mit Hass und Verachtung antwortete. Sie wollte Doris etwas sagen, das sah Nadine an ihren Augen, doch kein Wort kam über ihre Lippen. Schweigend verlieà sie die Mitte.
âIhr habt es selbst gehört, Schwestern, und ihr wisst alle, was das bedeutet!â
Doris Stimme war so voll Hass, so voll Wut, das Nadine spürte, das es noch etwas gab, was unausgesprochen zwischen Doris und Gaby war, etwas, was die wahre Triebfeder für Doris war!
âGöttin, bitte hilf mir, zu verstehen!â Sie sandte ein stilles Gebet zum Himmel.
Ihr Blick verlieà den Kreis, und sie hörte entfernt die Stimmen von Doris und die der anderen Frauen. Sie blickte in den klaren Nachthimmel, als fände sie dort die Antwort, die sie suchte.
Nichts, aber auch gar nichts sah oder hörte sie.
Ihr Blick wanderte erneut zu dem Kreis der Frauen, die gerade dabei waren, über den Ausschluss Gabys abzustimmen. Alle Frauen wollten es, angefangen von den jungen Elevinnen, bis zu den Cronen, den weisen Frauen, zu denen auch sie gehörte.
âNadine, wie entscheidest Du dichâ, hörte sie Doris schneidende Stimme?
âWie ich mich entscheide? Ehrlich gesagt, ich weià es nicht! Einerseits hat Gaby ja gestanden, dass sie als Mann geboren wurde, was einen Ausschluss vielleicht auf Grund der Satzungen erlauben würde. Andererseits fühle ich aber, das es da noch etwas gibt, was wir wissen sollten, bevor wir uns endgültig entscheiden!â
âNadine hat Recht, auch ich habe das Gefühl, das da noch mehr ist, was wir wissen solltenâ, warf Luise ein.
âDas sagst du doch nur, weil du ihn ...sie liebst!â Doris war wütend, und so voller Hass!
Warum nur?
Sie versetzte sich mit einer leisen Melodie die sie in ihrem Innersten summte, in Trance.
Bilder stiegen in ihr auf, und sie sah die Wahrheit!
Und plötzlich begriff sie!
Sie verstand den Hass von Doris auf Gaby, verstand die Zurückhaltung Gabys zu allen Frauen, und weswegen sie nie eine Beziehung zu einer anderen Frau wollte! Und sie begriff auch, warum sie sich in Gaby verliebt hatte!
Sie holte sich aus der Trance zurück, und blickte Doris mit festem Blick an.
âDoris, ich kenne jetzt die Wahrheit über dich und Gaby! Soll ich es allen sagen, oder lieber du?â
âDu weiÃt gar nichts, meine Liebeâ, erwiderte Doris spöttisch.
âWenn du meinst? Aber das ist ja leicht zu beweisen! Doris, ich nehme mein Recht als Crone war, hier und jetzt eine Tjaling, eine Gerichtsverhandlung einzuberufen, weil Gerechtigkeit wichtiger als Feiern ist!â
âIch verweigere dir als deine Hohepriesterin der Göttin das Recht, das zu fordernâ.
Doris schwitzte.
War es AngstschweiÃ?
âWarum nichtâ, fragte Luise, und andere Frauen stimmten in ihrem Ruf mit ein?
âWeil...weil ich...glaube, dass so ein Tjaling die Gruppe spalten würdeâ.
âWie kann die Wahrheit eine Gruppe spalten, deren Wahlspruch ist, niemand zu schaden?
Wie kann das Wissen um die Hintergründe der Gruppe schaden, Doris? WeiÃt du, warum ich das Tjaling gefordert habe? Weil ich die Wahrheit jetzt kenne, und weiÃ, das du ihr bewusst Unrecht tust, weil sie dich verletzt hatte. Na, willst du jetzt reden, Doris?â
âIch habe nichts zu sagen!â
âGut Doris, wenn du nichts zu sagen hast, dann werde ich, wenn die anderen Frauen nichts dagegen haben, einige Fragen an Gaby richten!â
Sie blickte jede Frau an, und zustimmend nickten alle auÃer Doris und Gaby.
âGaby, bitte steh auf, und stell dich in die Mitte des Kreises. Hab keine Angst, auch wenn ich dich zum Fressen gern habe, ich beiÃe nichtâ.
Ein leiser Anflug eines Lächelns durchzuckte Gabys Gesicht.
âGaby, ich weiÃ, wie sehr du die Göttin liebst, und das du eben zu Doris etwas sagen wolltest, was du dich nicht getraut hattest, ihr zu sagen. Was war das? Bitte denke daran, um was es für dich geht, und das du nur die Wahrheit im Angesicht der Göttin sagen darfstâ.
âAlso, ich wollte ihr sagen, dass ich sie verstehe, und dass ich ihr nicht böse binâ.
Ãberrascht blickten alle Frauen Gaby an, auch Doris!
âUnd was verstehst du, von dem, was sie getan hat?â
âLetzte Woche hatte sie mir gestanden, dass sie sich in mich verliebt hatte, und als ich ihr sagte, dass ich ihre Gefühle nicht teilen könne, da es jemand anderes gibt, die ich liebe, die aber nichts davon weiÃ, wurde sie wütend, und drohte mir, euch allen das zu verraten, was ich ihr einmal unter vier Augen anvertraut hatte. Und das hatte sie ja auch heute getan!â
Ihr liefen die Tränen an ihren fleischigen Wangen herunter. Nadine empfand Mitleid mit ihr, und wollte sie umarmen, aber sie wusste, dass sie das jetzt noch nicht durfte!
Sie musste als Crone objektiv sein, durfte kein Gefühl zulassen, bis ihre Aufgabe erfüllt war!
Also wusste Doris von der Transsexualität Gabys schon lange, und hat es benutzt, weil sie ihre Liebe abgewiesen hatte.
Sie blickte sich im Kreis der anderen Frauen um, und sah in ihren Gesichtern, wie sehr sie sich schämten, von Doris missbraucht worden zu sein.
âGabyâ, wandte sie sich erneut der Angesprochenen zu. âWarum wolltest du Frau und Hexe werden?â
âFrau wollte ich werden, weil ich eine binâ, erwiderte Gaby.
âIch spürte immer, dass ich anders war, nicht ânormalâ, was auch immer das bedeuten mag. Und als die Pubertät bei mir anklopfte, und gewisse körperliche Reaktionen sich bemerkbar machten, empfand ich davor nur Abscheu und Ekel, und alles machte mir Angst. Viele Jahre später, als ich begriff, das ich eine Frau war, die gefangen in einem Männerkörper leben musste; und das für mich nur eine Operation die ersehnte Angleichung an meinem Ich geben konnte, führte ich sie durch.
Ich wurde Hexe, weil ich in einer fundamentalistischen Sekte aufgewachsen bin, die Frauen unterdrückte, und später feststellte, dass dieses mehr oder weniger in allen patriarchalischen Religionen vorhanden ist.
Ich sollte über meine Sekte einmal einen Artikel schreiben, und fand bei meinen Recherchen ein Buch über neuzeitliche Hexen, und entdeckte sehr schnell, das ich dasselbe fühlte, dachte und glaubte wie sie. Und so wurde ich eine Wicca!â
âAber, was ich nicht verstehen kann, warum hast du nicht zu Beginn uns gesagt, wer du warstâ, fragte Conny, die junge Elevin?
âWeil ich eine Frau bin, Conny! Und weil ich denke, das solch private und intimen Dinge nur die Frau angeht, mit der ich eine Beziehung habe, und niemand sonst!â
Nadine sah zu Doris , die vor dem Altar der Göttin mit der Athame, dem heiligen
Ritualmesser stand, welches sie fest umschlossen hielt, so fest, das die Adern ihrer Hand sichtbar wurden.
Sie war wütend!
Wütend darüber, das ihre Manipulation aufgedeckt wurde, wütend auf Nadine, die es tat, und auf Gaby, die sie als die Ursache aller Probleme ansah.
âDu bist an allem Schuld, nur duâ, schrie sie in dem Augenblick, als sie auf Gaby zustürzte.
Ihre erhobene Hand sauste auf Gabys Herz zu, die Hand, die das Messer hielt. Mordlüstern schimmerten ihre Augen, voll des leeren Glanzes einer toten Seele, deren Körper noch funktionierte. Sie stach zu. Einmal, ein weiteres Mal, und dann wieder, sauste die Klinge mit atemberaubender Geschwindigkeit auf Gaby hinunter.
Blut schoss aus Gabys Brust und ihrem Hals. Nadine warf sich schützend auf Gaby, und blickte Doris an. Sie summte ein Lied, ein Lied, das sie vor Jahren durch Trance von der Göttin erhalten hatte. Ein Lied, das Doris beruhigte, und sie dazu brachte, von Gaby abzulassen.
âIch habe sie doch so geliebt. Warum konnte sie mich nicht auch liebenâ, waren die einzigsten Worte, die alle Frauen von ihr hörten, als sie den Kreis verlieÃ; und in die Dunkelheit der Nacht verschwand, auf der Suche nach etwas, was sie schon lange verloren hatte.
Wie gelähmt standen die Frauen im Kreis, unfähig etwas zu tun oder zu sagen.
âConny, ruf durch dein Handy einen Krankenwagen! Julia, im Rucksack ist ein
Verbandskasten, hol ihn mir bitte. Aber schnell!â
Nadine war ruhig, als sie diese Bitten an die anderen Frauen richtete. Doch so ruhig, wie sie äuÃerlich wirkte, war ihr innerstes nicht, ganz im Gegenteil!
Ein riesiger Vulkan an Gefühlen tobte in ihr. Angst sie zu verlieren, Schuldgefühle, weil sie die Gefahr nicht hat kommen sehen, und die Wut auf Doris, die aus verletzter Eitelkeit all das angerichtet hatte.
Julia brachte ihr den Verbandskasten, ein Kissen aus Kunststoff, in dem all das eingebettet lag, was sie zu Gabys Wundversorgung benötigte. Sie holte Mullbinden und Kompressen heraus, und verschloss das Kissen. Sie legte es unter Gabys Kopf, und verband, so gut sie konnte, Gabys Wunden.
âPscht, meine Schwester. Gleich kommt Hilfe für dich!â
âNad...ineâ, kam es, von einem erneuten Blutsturz unterbrochen aus Gabys Mund:
âLeise. Du darfst jetzt nicht sprechen, Gabyâ.
Sie weinte, als sie bemerkte, wie hilflos Gaby auf dem kahlen Waldboden lag.
âWeine nicht, Nadineâ, flüsterte Gaby ihr zu, so, das nur sie es hörte. âDie Frau, von der ich eben erzählte, die, der mein Herz gehört, bist du. Ich konnte dieses Gefühl nur nicht zulassen, da ich nie wieder in einer Beziehung verletzt werden wollte. Bitte...verzeih mir!â
Sie schloss ihre Augen, ... und starb.
Nadine drückte ihre Augen zu, und erhob sich. Sie holte ihren Mantel, und deckte Gabys leblosen Körper zu.
Sie drehte sich um.
Keine der Frauen sagte ein Wort, zu bestürzt und schockiert waren alle, über das, was sie sahen.
âSchwestern, lasst uns den Kreis schlieÃen, in dem wir die Göttin für unsere Schwester Gaby bitten. Gibt es eine unter euch, die sich dieser Bitte nicht anschlieÃen möchte?â
Keine der Frauen schloss sich aus!
Sie riefen die Göttin an, diesen Kreis aufzuheben, und baten für ihre Schwester Gaby, und auch für sich um Vergebung für ihr Verhalten.
Bedrückt verlieÃen alle den Kreis, doch keine wollte alleine sein, auÃer Nadine.
Zwei Polizisten, die gerade gekommen waren, nahmen zusammen mit anderen Kollegen die Zeugenaussagen der anderen Frauen auf, während ein Team der Spurensicherung überall suchte und Gipsabdrücke von Doris Schuhen nahmen.
Sie verabschiedete sich, nachdem der Notarzt mit dem Krankenwagen gekommen war von den anderen, und fragte den Fahrer, ob sie mitkommen könnte.
âSind sie eine Verwandte von ihrâ, fragte er?
âIch bin ihre Partnerinâ erwiderte sie zärtlich, als ihr Blick auf den Leichnam fiel.
Sie stieg ein.
Etwa eine halbe Stunde später war sie am Ziel ihrer Reise angelangt.
Der Fahrer und sein Helfer luden den Leichnam aus, und brachten sie auf Rollen gezogen in die Pathologie.
Sie setzte sich in den Warteraum vor dem Eingang zur Pathologie, und dachte über das nach, was heute in diesem Kreis geschehen war.
Gaby war tot!
Die Frau, die sie liebte, war tot!
Ermordet von einer Frau, die eine Abfuhr nicht ertragen konnte, die so voller Hass war, auf eine Frau, die sie doch angeblich liebte!
Und sie?
Als sie erfahren hatte, das Gaby einmal ein Mann war, wie hatte sie da reagiert?
Sie hatte Abscheu und Ekel verspürt, und erst, als die Göttin ihr Verständnis und Weisheit schenkte, fing sie an zu verstehen, das Gaby kein Mann war, nie einer gewesen war!
Eine vollschlanke Frau in einem weiten dunklen Gewand, und aus dem Nichts kommend, setzte sich neben ihr. Sie hatte lange schwarze Haare, und war ungeschminkt.
âNadine!â
Sie blickte die Frau an.
Woher kannte sie ihren Namen?
âWeil ich dich kannte vom ersten Tag deiner Existenzâ, wortlos drangen die Worte der fremden Frau zu ihr.
Sie kann meine Gedanken lesen, durchzuckte es sie!
âJa, und ich war es, die dir half, Gaby zu verstehen und zu begreifen, was zwischen Doris und Gaby vor sich ging. Ich wusste auch von deiner heimlichen Liebe zu ihr, Tochter!â
Sie war die Göttin!!!!
Mit jedem ihrer Worte wurde es ihr klarer! Die Göttin besuchte sie!
âGabyâ, wortlos sprach die Göttin weiter. â Gaby wusste, dass sie sterben würde, Nadine! Sie wollte sterben, denn ein Leben ohne Liebe war für sie nicht lebenswert. Sie lernte viele Frauen kennen, Frauen, die sich wie du und Doris in sie verliebten; und jedes Mal, wenn sie ehrlich über ihre Vergangenheit sprach, gingen die Frauen wortlos fort, oder verfolgten sie mit ihrem Hass, wie Doris!â
âWas ist mit Doris? Ist sie schon gefasst?â
âDoris war schon vor langer Zeit tot, obwohl sie sich bewegte. Ihre Seele war tot, denn die Liebe die nicht fordert, die Liebe, die von sich heraus gibt, hatte sie schon lange verloren. Sie wollte Macht, wollte über die Seelen anderer Frauen bestimmen, und was auch immer noch auf sie zukommt, es kann nicht so schlimm sein, wie die Strafe, die sie sich ausgesucht hat: Ohne Liebe zu sein!â
âWarum kommst du zu mirâ, fragte sie wortlos?
âDu bist ausersehen, diesen Konvent weiter zu führen, so wie ich es will! Deine Aufgabe ist es, allen Frauen, die zu mir wollen, den Weg zu zeigen, und niemand abzuweisen, auÃer, ich sage es dir!â
âAuch Frauen wie Gaby?â
âJa, auch Frauen wie Gaby! Denn sie sind auch meine Töchter, genauso wie du und Conny, und all die anderen Frauen, die in meinem Namen handelnâ!
Mit langsamen Bewegungen stand die Göttin auf, und drehte sich ihr zu. Sie beugte sich zu ihr hinunter, umarmte sie, und gab ihr die fünf heiligen Küsse der Gemeinschaft, während sie leise sagte: âSei gesegnet, meine Tochter!â
Plötzlich, so wie sie gekommen war, verschwand sie aus Nadines Blick.
Sie war mit ihren Gedanken allein.
Das Rütteln eines Kastenwagens und die Schritte zweier Männer waren zu hören. Sie kamen
näher, und hatten einen Zinksarg bei sich.
Der Ãltere der beiden Männer, ein kahlköpfiger dicker Mann mit ungepflegten braunen Schuhen klopfte an die Tür. Eine Frau in weiÃem Kittel öffnete, und der Sarg wurde hineingefahren, während der zweite Mann, klein und schlank, ein Formular der Frau reichte, mit der Bemerkung: âweibliche Leiche, Selbstmord durch ein komisches Messerâ.
Er überreichte ihr eine durchsichtige Plastiktüte, und Nadine entdeckte darin...die Athame, das heilige Ritualmesser, das Doris in ihrer Hand hielt, nachdem sie Gaby getötet hatte.
âFriede deiner Seele, Schwesterâ, betete sie lautlos.
Sie stand auf, und ging zum Ausgang der Pathologie, hinein in ein neues Leben!
Ende
23.02.2013 17:41 Longbottom ist offline E-Mail an Longbottom senden Beiträge von Longbottom suchen Nehme Longbottom in deine Freundesliste auf Skype-Name von Longbottom: kenkelmaus
lari el fari
Schüler

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Dabei seit: 12.01.2011



RE: Der Kreis der Erkenntnis - Eine Kurzgeschichte Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden      Zum Anfang der Seite springen

Hallo Longbottom,

schön so schnell eine weitere deiner Arbeiten hier lesen zu können. Aber in Anbetracht der Uhrzeit habe ich das lesen und kommentieren dieser Geschichte auf die "to do Liste" nach einer gesunden Mütze Schlaf gesetzt.

Zweck dieser Antwort ist eine Anregung. Vielleicht wäre es besser, deine Stories nicht einzeln in jeweils einem "neues Thema" zu posten, sondern unter einer gemeinsamen Ãberschrift zu bündeln. Dieses würde den "Bemerken-Faktor" steigern und höchstwahrscheinlich auch mehr Antworten bringen.

LG
larifari

__________________
âUm ein tadelloses Mitglied einer Schafherde sein zu können, muà man vor allem ein Schaf sein.â
Albert Einstein
25.02.2013 02:32 lari el fari ist offline E-Mail an lari el fari senden Homepage von lari el fari Beiträge von lari el fari suchen Nehme lari el fari in deine Freundesliste auf
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