Was fasziniert so sehr an Snape?! |
Struppi
Schülerin
Dabei seit: 05.09.2008
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Manchmal, wenn ich solche Debatten verfolge oder mich mal wieder durch eine Fanfic quälen darf, in dem Rowlings Byronic Hero zum romantischen Gentleman mutiert, wünsche ich mir ehrlich, Lily wäre tatsächlich seine Schwester, Mutter oder Tochter gewesen. Dann wäre die ganze Geschichte vielleicht nicht so leicht auf Hollywoodschnulze runterzubrechen. (Wobei, Fanfictionautoren kriegen alles hin…). Nun war‘s aber halt eben eine romantische Liebe. Shit happens.
Und weil es so schön war, noch edit: Natürlich macht die Exklusivität was Lily betrifft auch für mich einen Großteil der Faszination dieses Charakters aus. Das bestreite ich auch gar nicht. Aber deswegen muss doch das doch nicht in den Bahnen eines narzisstischen „Ich wünschte, so ein Badboy würde mich auch so lieben, dann wäre ich echt was Besonderes“ verlaufen. Snape ist für mich viel mehr Identifikationscharakter. (Was nicht heißt, dass ich ein zynischer Kotzbrocken wäre, wohl aber, dass der Charakter einige Dinge in mir anstößt, die ich hier nicht schreiben will, weil sie zu persönlich sind). Ich sehe lieber durch seine Augen als ihn als Loveinterest o.ä. zu verhandeln. Und da ist der Knackpunkt der Faszination des Widerspruchs zwischen Kotzbrocken hier und unsterbliche Liebe dort eben nicht „Wow, ich komme als Einzige an Badboy heran, ich muss etwas Besonderes sein“ sondern vielmehr ein „Wow, in diesem Menschen gibt es so viel Hass, Gram und Bitterkeit und doch ein ewiges Licht. So ein Licht hätte ich auch gern“[/quote]
Ich antworte mal ganz ehrlich als jemand der Snape eben nicht faszinierend findet!
Deine Sicht auf den Charakter "Snape" ist genau das was hier mal fehlte... weil durch diese Sichtweise hast du es echt gschafft, das auch Menschen wie ich, mal über den sonst ehr nervigen Chara nachdenken!
Du hast mir quasi eine neue Sichtweise eröffnet, ohne dieses ewige Badboy Gedusel und Hermine Lover Syndrom.
Es so zu sehen wie du es beschreibst macht den Chara doch noch in gewissem Maße interessant und verkommt nicht zu dem sehr kindischen, naiven Geschmachte!
Vielleicht liegt es auch an deinen persönlichen Erfahrungen, ganz bestimmt sogar.
Dennoch gefällt mir wie du es formuliert hast.
Wir sollten alle mal versuchen unsere eigene Welt mit Snapes Augen sehen, um rauszufinden wo dieses "Licht" herkommen kann und ob wir es alle haben?!
Aber ich denke das ist auch wiederrum das Problem wir reden über einen erfunden Buch Chara, von einer Frau die auch Ihre schlimmsten Erlebnisse im Leben damit verarbeitetein dem sie Charas formte und aufschrieb.... kann es da solche Menschen wie Snape wirklich geben? Oder war es nur ihre Art uns und vorallem ihr selbst Hoffnung zu geben? Nach dem Motto auch in dem miesesten und schlimmsten Menschen steckt doch etwas Gutes um es im richtigen Augenblick rauszulassen?
Durch diese Aspekte, vorallen die die du beschrieben hast, kann man über Snape nachdenken und Ihn interessant finden ohne das einem gleich schlecht wird...
Mögen tu ich ihn trotzdem noch nicht. Werde ich auch nie.
Aber ich bin froh ihn mal von einer anderen Seite auch betrachten zu können!
lg struppi
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12.12.2014 23:48 |
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SynthiaSeverin
Schülerin
Dabei seit: 01.11.2012
Alter: 37
Herkunft: Stadt mit altem Schloss ;)
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Hallo Struppi,
freut mich zu hören, dass ich dir ein paar Denkanstöße gegeben habe. Auch wenn das eigentlich gar nicht meine Absicht war. Mir gings ja nur darum, die Ausgangsfrage zu beantworten. Aber dieser Nebeneffekt ist natürlich schon ein schönes Kompliment *g*
Ja, die ‚Frage danach, ob es eine Figur wie in einem Buch wirklich geben kann, ist mit Sicherheit eine interessante. Die betrifft ja bei weitem nicht nur Snape, sondern alle fiktiven Figuren. Ich denke, man kann eine Buch- oder Filmfigur prinzipiell nicht realen Menschen gleichsetzen. Denn so vielseitig und tiefgründig sie auch gestaltet sein mögen: Die Realität ist doch immer komplexer, selbst bei Werken über reale Persönlichkeiten. Und im Fall von Snape wesentlich nüchterner. Was ich mit dem Guten machen würde, wäre er real, hab ich ja schon geschrieben. Ob es so jemanden überhaupt geben kann? Ich denke schon, dass es vereinsamte, verbitterte und amourös fixierte Menschen gibt. Allerdings wage ich zu bezweifeln, dass diese so lange überlebt hätten wie Snape (und damit meine ich keinen Meuchelmord mitten im Krieg) – und eine Liebe seit der Kindheit ist in meinen Augen auch eher Fiktion, dann doch eher Erwachsenenliebschaften.
Aber deshalb finde ich die Beschäftigung mit dem Charakter noch lange nicht nutzlos. Literatur (und andere Formen von Fiktionen) arbeiten doch oft mit Reduktion der Komplexität, um gewisse Dinge mehr ins Licht, mehr ins Zentrum zu rücken – und auf dieser Ebene Denkanstöße zu geben, die durchaus schon nützlich sein können. Wohlgemerkt Denkanstöße, kein 1:1 Handbuch für die Realität. Da braucht es noch die eigene Transformation, die ja durchaus auch darin bestehen kann, anhand von Literatur zu begreifen, was man besser nicht tun sollte. Snape hat mich vor zweieinhalb Jahren (ich bin ja erst seit 2012 bei HP) aus einer Gedankenspirale herauskatapultiert, die damals für ziemlich viel Frust in meinem Leben sorgte und für andere Bekannte war er ein Mahnmal, bei ihrer Umwelt mal mehr hinter die Fassade zu schauen. Auf diese Weise kann Literatur imo durchaus „lehrreich“ für die Realität sein, selbst wenn Geschichte und Charaktere nie zu 100% so in der Realität anzutreffen wären.
Im Übrigen erwarte ich gar nicht, dass irgendwer meine Lieblingsfiguren (zu denen neben Snape auch Dumbledore gehört) mögen muss. Mir geht nur diese ewige Bad Boy Syndom Unterstellung auf die Nerven. Warum muss Faszination mit Anschmachten gleichgesetzt werden. Faszination bedeutet für mich, dass der Charakter etwas in mir bewegt, mich beschäftigt, mir zu denken aufgibt, nicht zwangsläufig Bewunderung. Okay, es gibt zugegeben ein paar Dinge, für die ich meinen Hut vor ihm ziehe – allem voran, seinen Mut, Dumbledore zu töten und dieses Versprechen mit seinem Leben zu verpfänden. Dem stehen aber auch wieder Dinge gegenüber, für die ich den werten Herrn in seinen Kessel schmeißen könnte wie die Androhung, die ganze Klasse zu vergiften. Es gibt ein paar Züge an ihm, die Anerkennung verdienen, insgesamt aber war er weit davon entfernt, ein toller Hecht zu sein. Und es ist mir schleierhaft, warum er so gerne dazu verklärt wird. Ich glaube, viele stürzen sich zu sehr auf die "Always"-Sache und blenden den Rest einfach aus. Schade - denn auf diese Weise entsteht nur eine verflachte Kopie des Charakters, der mich so in den Bann zieht.
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Dieser Beitrag wurde 4 mal editiert, zum letzten Mal von SynthiaSeverin: 15.12.2014 08:56.
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15.12.2014 05:42 |
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