Geschrieben von Schneehäschen am 19.11.2015 um 17:35:
Dann bringe ich mal eine etwas positivere Meinung mit ein.
Um meine Ansichten mal gleich klarzustellen:
Ein neues , das an die 7-teilige Reihe anschließt, möglicherweise erzählt wie es nach dem Krieg weiterging oder wie die nächste Generation ihre Zeit an Hogwarts verbringt, brauche ich persönlich nicht. Da finde ich, so wie JasiLu das schon geschrieben hat, dass Harry Potter als 7 Bände gedacht waren, in sich abgeschlossen sind und es somit keiner weiteren „Ergänzung“ eines achten Bandes bedarf.
Das neue ist auch nicht wirklich was für mich. Das liegt zum einen daran, dass ich 1. kein häufiger Theatergänger bin, und 2. daran, dass, wenn ich die neuesten Infos zum Inhalt des Stücks richtig verstanden habe, es für mich den Anschein eines eben solchen „8. Bandes“ macht. Dabei finde ich die Thematik (korrigiert mich, wenn ich nicht auf dem neusten Stand bin oder was falsch verstanden habe), wie man mit den Folgen des Erlebten und dessen Auswirkungen auf die eigenen Kinder umgeht, durchaus interessant. Weshalb ich, wenn es sich mehr auf diese psychologische Seite konzentrieren würde, dem Theaterstück mehr abgewinnen könnte, als einem 8. Buch, in dem womöglich dann die Kinder im Fokus stehen, in die Rolle des Trios schlüpfen und Abenteuer bestehen.
Die von JKR auf Pottermore fand ich dagegen sehr nett. Immerhin sind das ja „ihre“ Protagonisten, weshalb ich ihr zugestehe, auch die Vergangenheit, etc. ihrer Protagonisten zu enthüllen und so festzulegen, wie sie es sich vorgestellt hat.
Wären das meine Charaktere, würde ich selbst liebend gern, den Fans neue Infos zukommen lassen.
Beim bin ich vorbelastet: Ich habe keinen der 8 Harry Potter Filme im Kino gesehen, weshalb ich es allein aus diesem Grund begrüße, endlich einmal die Harry Potter Welt auf großer Leinwand und das Daraufhinfiebern miterleben zu dürfen.
Abgesehen davon, hat der Film ja nicht Harry, seine Freunde oder Kinder als Protagonisten, weshalb der Film für mich auch nicht mehr, als ein (zugegeben recht großer) Infoschnipsel ist.
Hm, aber schließt einerseits „viel wissen möchten“ (also Fakten und Hintergründe kennen) und andererseits „Lücken, die die Fantasie anregen“ sich nicht irgendwie aus? Oder hast du dich wegen diesem Zwiespalt für Zweiteres und gegen neue Infos entschieden?
Vorweg: Ich kann diese Meinungen durchaus verstehen. JKR hat nicht nur eine fesselnde Geschichte geschrieben, sondern gleichzeitig eine völlig neue Welt erschaffen: Anders als unsere, magisch, manchmal verrückt und seltsam, komisch, hell und dunkel, gefährlich und mysteriös, liebevoll und zauberhaft. Kurz, so beeindruckend, dass diese Welt für manche zu einem zweiten Zuhause geworden ist (zu diesen Personen zähle ich mich auch), da für jeden etwas dabei ist: magische Tiere, komplizierte Zaubersprüche, dunkle Versuchungen, waghalsiger Sport, magische Artefakte, etc.
Und auch wenn Harry Potter mit seinen 7 Büchern eine runde Sache und eigentlich in sich abgeschlossen ist, haben die Bücher trotzdem einen unglaublich vielschichtigen Inhalt und unzählige nette Details. Weshalb man, wenn man nur zu den aus den Büchern bekannten Tatsachen und den dadurch hervorgerufenen Fragen (Was tat der eine, als …? Was dachte der andere davon? Wie war die Kindheit von …? Wie sieht die Zukunft von … aus? Wie hat … das und das erfunden? etc.) , vermutlich Jahre beschäftigt sein würde, diese Sachen in Fanfictions oder Fanart festzuhalten.
Allerdings finde ich persönlich jetzt nicht, dass neue Infos die Fantasie, die durch die Bücher hervorgerufen wird, einschränkt. Im Gegenteil: Ich finde, neue Infos ermöglichen einem noch viel mehr Möglichkeiten der Fantasie freien Lauf zu lassen.
Man wird jetzt vermutlich merken, dass ich Mathematikerin bin, aber bei diesem Thema muss ich immer an denken, wie z.B. das . Dabei wird ein Dreieck in 4 Teildreiecke aufgeteilt. Die entstandenen Teildreiecke werden dann nach demselben Muster aufgeteilt, sodass sich eine Figur ergibt, in der das äußere Muster im Innern wiederzufinden ist. Das Ausgangsmuster lässt sich auf diese Art und Weise, also ins Unendliche fortpflanzen.
Wenn ich jetzt z.B. die Geschichte von Newt Scamander als das Ausgangsdreieck ansehe, dann liefert der Film mir z.B. 3 neue Infos zu Newt. Z.B. über seinen Beruf, seine Familie, seinen Charakter. Dann gibt es wiederum weitere Infos, die an seinen Beruf anknüpfen: Naturforscher - hat einen tollen Koffer - Autor. Da kann ich dann z.B. bei seinem Koffer weitermachen: Woher hat er den Koffer? Wie funktioniert der Koffer? Und wieso hat er den Koffer?
Dasselbe gilt natürlich für Familie und Charakter.
Ein neues Dreieck/Infoschnipsel liefert mir also gleich immer weitere Dreiecke/Infos bzw. je tiefer ich in diesen Infos gehe, desto neuere Fragen ploppen auf. Stoff für unzählige Möglichkeiten also, mich schriftstellerisch oder künstlerisch auszutoben.
Und allein durch diesen neuen Infoschnipsel „Newt hat einen Koffer, in dem Tiere in ihren natürlichen Landschaften leben“ stellen sich mir schon wieder neue Fragen, die ich mittels meiner eigenen Fantasie füllen kann: Woher hat er ihn? Was passiert, wenn er geklaut wird? Gibt er ihn an seine Kinder weiter? Hat womöglich Luna ihn eines Tages in der Hand? Was stellen ihre Zwillinge dann damit an? etc.
Ich finde also nicht, dass von JKR herausgegebene Infos das Ende der eigenen Fantasie bedeuten müssen, sondern sie sogar anregend wirken können.
Und wenn man nicht will, muss man diese Infos natürlich nicht verwenden.
Die Gefahr, dass Neues (Theater, Film, Buch?) nicht so gut werden können wie die „Originale“ besteht natürlich immer.
Ich selbst, kann mit den 20er Jahren so überhaupt nichts anfangen, finde die Zeit geschichtlich nicht interessant und die Mode hässlich. Die „Tierwesen“ sollen allerdings gerade zu der Zeit spielen, weshalb meine Vorfreude auch schon einen kleinen Kratzer abbekommen hat. Aber nichtsdestotrotz habe ich mit Newts Koffer eine, für mich absolut faszinierende, neue Komponente im Film und damit auch in der Harry Potter Welt entdeckt, die mich über die 20er hinwegtröstet.
Jede Sache hat also ihr Vor- und Nachteile. Und es ist einem ja auch niemand böse, wenn man nur die „Infos“ oder Filme oder Bücher oder Theaterstücke rauspickt, die einem gefallen oder mit der eigenen Meinung übereinstimmen.
Und wenn dann tatsächlich gar nichts für einen dabei ist, gibt es ja immer noch die 7 Bücher.
Geschrieben von Schneehäschen am 27.11.2015 um 14:02:
Für mich nicht. Wenn alles gesagt ist, alles verfilmt, alle Infos rausgegeben wurden, dann braucht man keine Lücken mehr mit der eigenen Fantasie füllen. Und genau das macht man, weil man während dem Lesen permanent mehr wissen möchte. Das heißt aber nicht automatisch, dass ich diese Antworten von Rowling direkt möchte. Zum Treffen von Dumbledore mit Fudge (vielleicht auch Scrimgeour?) vor Harrys 3tem Jahr möchte ich z.B. keine Infos, denn ich hab sie wenn ich sie möchte alle in meinem Kopf.[/QUOTE]
Wenn ich es recht verstanden habe, willst du dir also das „Wissen“, über deine Fantasie, selbst erarbeiten und so die offenen Lücken füllen? D.h. das „Wissen“ wären dann praktisch deine eigenen Vorstellungen.
Das kann ich durchaus nachvollziehen. Allerdings habe ich persönlich dann ein Problem mit dem Wort „Wissen“. Das steht für mich einfach viel zu sehr für „Faktenwissen“, also für belegbare Aussagen/Theorien, in diesem Fall eben die des Autors. Schwierig da einen anderen Begriff zu finden, aber ich denke, das was du unter „Wissen“ verstehst (sofern ich deine Aussage richtig verstanden habe), würde ich eher als „Vermutung“ oder „eigene Vorstellung“ bezeichnen.
Aber da es ja auch noch andere Wissensdimensionen gibt und ich mit meinem „Wissen=Faktenwissen“ keinesfalls die Wahrheit gepachtet habe, umso erfreulicher, dass ich jetzt wenigstens nachvollziehen kann, was du meinst.
DAS fände ich auch mal interessant.
Wie man in meinem oberen Abschnitt ja schön sieht, kann ein einziges Wort den Sinn und die Aussage eines Textes so verdrehen oder in eine andere Richtung lenken, dass ich es sehr interessant finden würde, zu erfahren, warum sie z.B. einem Protagonisten bestimmte Worte hat wählen lassen. Dasselbe gilt natürlich auch für Orte, Uhrzeiten, etc. und die Abfolge der Geschehnisse.
Da würde ich auf jeden Fall Ja sagen. Denn sonst würden sich die unzähligen Fanfictions wohl kaum erklären lassen.
Allerdings finde ich (und das habe ich ja schon geschildert), dass neues „(Fakten-)Wissen“ nicht der Fantasie abträglich sein muss, weil sich daraus neue Lücken generieren, die wir füllen können.
Abgesehen davon, liebe ich ja auch diese Szenen, von denen wir wissen, dass sie passiert sind, aber bei denen wir als Leser nie live dabei sind, wie z.B. die von dir beschriebene Szene mit Fudge und Dumbledore, und würde am liebsten (hätte ich nicht noch genug anderes zu tun) ein Word-Dokument öffnen und anfangen meine Gedanken runterzutippen.