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Geschrieben von Karitza am 07.07.2011 um 20:35:

  PID - Präimplantationsdiagnostik

das thema ist ja nun jetzt durch und da wollte ich mal wissen, wie ihr dazu steht? dafür, dagegen, oder vllt nur begrenzt dafür?

ich muss ganz ehrlich sagen, ich bin dagegen, genauso wie ich dagegen bin, ein kind weit nach der 12 ssw abzutreiben, weil es nicht ganz gesund ist.
ich habe schlichtweg die befürchtung, dass es iwann zu weit geht und man sich seine kinder nach geschlecht und haarfarbe aussucht. wer ein kind will: bitte, aber mit allen konsequenzen...



Geschrieben von Marii am 07.07.2011 um 21:23:

 

Ich kann allerdings all die Paare verstehen, die eine Erbkrankheit in sich tragen und die nicht weitervererben wollen oder bei denen eine Fehl- oder Todgeburt wahrscheinlich ist.
Natürlich sollte es nicht dahin ausufern, dass man sich "perfekte" Menschen bastelt, aber Eltern zerbrechen am Tod ihres Kindes; wenn es dann also die Möglichkeit gibt, vorher zu schauen, dass es keine Tod- oder Fehlgeburt gibt oder das Kind nicht in den ersten Lebensjahren stirbt, dann finde ich das gut.



Geschrieben von Demona am 07.07.2011 um 21:42:

 

Ehrlich gesagt, ich kann diese Entscheidung nur begrüßen. Es geht vor allem darum Paaren, die nur so eine Chance auf ein (gesundes) Kind haben, diese auch zu geben.
Ob man ein behindertes Kind austragen möchte, sollte jeder selbst entscheiden. Allerdings fand und finde ich es sehr scheinheilig von Leuten, die jetzt gegen diese Entscheidung wettern und dann eher eine Abtreibung im 5. Monat befürworten, anstatt solchen Eltern im Vorfeld die Möglichkeit auf ein gesundes Kind zu geben.

Ich habe eine Reportage gesehen über eine Familie, die drei Kinder hatten. Die zwei Jungen litten an Muskelschwäche und einer von ihnen war schon gestorben und der zweite Junge hatte nicht mehr viel Zeit. Für die Schwester war es sehr schwer und die Eltern waren der Meinung, dass sie ihren Jungen ein besseres Leben gewünscht hätten.
Sie waren auch für die PID.


Ehrlich gesagt, ich bin froh, dass mein Sohn gesund zur Welt gekommen ist und ich kann sagen, hätte ich noch mehr Kinder bekommen, ich hätte nicht die Kraft für ein behindertes Kind gehabt und ich bewundere jeden, der sich für ein solches Kind entscheidet, ich würde es jedoch nicht tun.



Geschrieben von samuel am 08.07.2011 um 07:07:

 

Ich kann alle Seiten mit jeweils ihren Argumenten verstehen und war gestern auch positiv überrascht, mit welcher sachlichkeit und vernunft im Bundestag geredet und die einzelnen Positionen dargelegt wurden. Vielleicht sollte man öfter den Fraktionszwang aufheben.

Davon abgesehen, kann ich die Eltern verstehen, die nach mehreren Kindern, nicht noch die Kraft haben, ein behindertes Kind zu pflegen und sich womöglich Leid ersparen wollen, ihr Kind sterben zu sehen, wenn es gewiss ist, dass das Kind in absehbarer Zeit trotz guter pflege und Umsorge, medizinischer Behandlung, sterben wird. In einem solchen Falle würde ich mich auch gegen das Kind entscheiden, so schwer die Entscheidung auch ist. Ich glaube auch nicht, dass sich Eltern die Entscheidung leicht machen und sich viele trotzdem für das Kind entscheiden. Das sieht man doch an anderen Ländern sehr gut, wo es die PID schon seit Jahren gibt. Mir ist wohler dabei, dies geschieht hier, als wenn es Eltern im Ausland machen lassen. Außerdem hat es dort auch nicht die Auswüchse angenommen, die man bei uns befürchtet. Wenn man solch eine medizinische Möglichkeit hat, sollte man sie, in eng umgrenzten Rahmen, auch nutzen.

Und es ist ja nicht so, dass man sie grenzenlos nutzen kann, wenn ich die Mechanismen wie Ethikkommisionen sehe, die in Einzelfällen entscheiden sollen und die vorher stattfindenden Beratungen.

Wo man aufpassen muss, ist, dass keine Liste entsteht, mit Krankheiten, wo man von vorn herein sagt, dieses Kind will ich nicht, da soll die PID genutzt werden. Das muss wirklich von Einzelfall zu Einzelfall entschieden werden. Die Einen kommen mit einen Kind mit Down-syndrom zurecht, die anderen können es psychisch nicht leisten. Nagelt mich jetzt bitte nicht auf dieses Beispiel fest. Meine Bewunderung all jenen, die sich für ein Kind mit schwerster Behinderung entscheiden, und sich darum kümmern, obwohl sie wissen, dass es wahrscheinlich an diesem und jenen früh sterben wird. Ich könnte das nicht und bin deshalb für die PID. (Zur Information, wir haben in unserer Familie selbst entfernte Verwandte mit behinderten Kind.).

Eltern können auch nicht verstehen, warum ihnen hier eine medizinische Möglichkeit verwehrt wird, die in vielen anderen Ländern Europas akzeptiert und gangbar ist. Auch dort unter strengen Voraussetzungen.



Geschrieben von rai am 08.07.2011 um 09:08:

 



Seh ich ganz genauso.

Ich bin absolut dafür, diese Technik zu nutzen, wenn sie denn nun mal besteht.
Manche Paare können nur so ein Kind bekommen. Ich erinnere mich an eine Doku, die ich vor einiger Zeit gesehen habe. Der Herr ist in Großbritannien relativ bekannt, er hat dieses Syndrom, bei dem die Gesichtsknochen sich nicht richtig entwickeln (der Name ist mir gerade entfallen). Die Krankheit kann noch wesentlich schlimmer enden als mit einem Gesicht ohne Wangenknochen, deshalb hab ich ihm eine Stunde lang zugeschaut, wie er durch die Gegend gestiefelt ist und sich nicht entscheiden konnte ob er ein Kind will oder nicht.
Ich glaube, die Entscheidung fiel am Ende auch auf PID.

Ich finde, wenn die Möglichkeit besteht, sollte man sie auch nutzen, und zwar im Rahmen enger Regelungen. (Fragt mich allerdings nicht nach Organspendern, dazu kann ich mir einfach keine Meinung bilden.)

Vielleicht bin ich naiv, aber ich habe auch so viel Vertrauen in die Menschheit, dass ich "Designerbabys" nicht so richtig kommen sehe. Die meisten Babys werden doch ohne Labor geboren, deshalb vermute ich doch mal stark, dass diejenigen Paare, die ins Labor müssen, da nicht zum Spaß hingehen. Wer sich so was antut, wird sich doch am Ende nicht um die Augenfarbe scheren. "Hauptsache gesund" und das alles.




Kannst du mal eben "nicht ganz gesund" definieren? Das ist doch recht schwammig.



Geschrieben von Cellmorbasg am 08.07.2011 um 09:21:

 

Ich bin auch froh, dass es jetzt zugelassen wird, aber die Hoffnung die in enge Regelungen gesetzt wird, teile ich nicht. Wer Designerbabys haben will, wird sie auch bekommen. Den Fortschritt kann man nicht aufhalten - zum guten, wie zum schlechten.



Geschrieben von Demona am 08.07.2011 um 17:10:

 

@ Cellmo

Das mag schon sein, aber ich glaube nicht, dass Deutschland auf einmal den Vorreiter in Sachen "Designerbaby" macht.
Dies ist ja in den anderen Ländern, wo dies schon möglich ist, auch nicht geschehen.

Hier geht es doch nur darum, dass es Eltern, die aus bestimmten Gründen kein Kind bekommen können oder denen auf natürlichem Weg ein gesundes Kind verwehrt wird, hier eine Möglichkeit zu geben, den Kinderwunsch zu erfüllen.

Erinnert euch doch nur mal an den Aufschrei, den es gab, als das erste Retortenbaby geboren wurde. Da wurden ja auch die schlimmsten Dinge prophezeit und jetzt ist es fast normal.

Ich hoffe, hier tut sich dann auch in Sachen der Befristung von künstlicher Befruchtung etwas. Es kann nicht sein, dass nach dreimaligen Fehlversuchen die Paare dann ins Ausland müssen, um eine weitere Chance für ein Kind zu bekommen.



Geschrieben von mandragora am 08.07.2011 um 17:17:

 

Warum können diese Leute, die so verzweifelt ein Kind wollen und keines bekommen können, eigentlich kein Kind adoptieren? Nur mal 'ne Verständnisfrage.



Geschrieben von Karitza am 08.07.2011 um 17:42:

 


Kannst du mal eben "nicht ganz gesund" definieren? Das ist doch recht schwammig.[/quote]

sry, hast recht Augenzwinkern nehmen wir mal das beispiel down syndrom oder spina bifida. bei beidem gibt es unterschiedlich stark ausgeprägte formen, die von kaum beeinträchtigend zu sehr stark beeinträchtigend reichen. ich würde mir da nicht anmaßen wollen, drüber zu urteilen, ob dieses kind das recht auf leben hat oder nicht (das bezieht sich sowohl auf die pid als auch auf abtreibung nach der 12. ssw).
würde man da eine 100%ige garantie geben können, würde ich es vllt anders sehen, aber da das nicht geht... kurz gesagt: solange man mir nicht zu 100% sagen kann, dass mein kind absolut keine lebenschance hat, würde ich nichts unternehmen, um die schwangerschaft abzubrechen bzw gar nicht erst die befruchtete eizelle einsetzen zu lassen

edit: @ mandra: vermutlich deshalb, weil adoptionen in deutschland teilweise glücksspiel sind



Geschrieben von samuel am 08.07.2011 um 18:10:

 

Adoptionen setzen zudem ein jahreslange Prozedere voraus, was auch zermürbend sein kann. Und dann ist noch nicht mal sicher, ob es wirklich zu einer Adoption kommt.

Leute, die verzweifelt ein Kind wollen, könnten aber auch zB ein Pflegekind aufnehmen, allerdings sind diese meist verhaltensauffällig, und damit müssen die potentiellen Eltern auch erst einmal klar kommen. Und zudem ist solch ein Pflegekind und die Eltern sind es auch, gestraft, wenn's schief geht und das Kind die Pflegeeltern wechseln muss.

Und dann gibt's ja noch Deutschlands herrliche Bürokratie. Es funktioniert zwar alles irgendwie, aber dieser Berg von Formularen und die Gänge zu den Ämtern sind bestimmt nicht dienend, so etwas auf sich zu nehmen.

@Karitza: Aber weißt du, ob du fähig und in der Lage bist, für ein behindertes Kind zu sorgen? Wärst du dazu bereit und in der Lage, wenn du wüsstest, diese Kind stirbt vielleicht nicht innerhalb der nächsten 2, aber garantiert innerhalb von 20 Jahren, was auch eine relativ überschaubare Zeitspanne ist? Könntest du die Belastungen, die Zeit, die Kosten (Sorry, das ist auch zu bedenken.) auf dich nehmen, für ein solch schwerst- todkrankes Kind zu sorgen? Und wenn nicht, könntest du es über's Herz bringen, ein Kind zur Adoption frei zu geben, in eine Klinik (sozusagen lebenslang) zu geben, bis zum Tod? oder dem Jugendamt quasi das Sorgerecht überlassen und es einer ungewissen, mit dem Tod endender sehr naher Zukunft auszusetzen, ohne zu wissen, was geschieht?

Wenn du dir diese Fragen und was damit sonst noch zusammen hängt, beantworten kannst, so dass für dich PID und du dich für das Kind entscheidest, es zu bekommen, auch wenn das Kind höchstwahrscheinlich (über 50%) todkrank ist, so hast du meine Bewunderung.

Ich hätte diese Kraft nicht, dazu kenne ich mich zu gut.



Geschrieben von Demona am 08.07.2011 um 18:22:

 

Ich habe eine Freundin, die sich immer ein Kind gewünscht hat. Sie bekam es auch, aber der Vater hat kaum noch Kontakt, es sei denn, es kann ihm vom Nutzen sein.
Von Anfang an musste sie sich um alles alleine kümmern.
Erst dachten die Ärzte, er wäre ein Schreikind, dann kam heraus, er hat Neurofibromatose ( .
Bei ihm geht es vor allem auf die Motorik. Sie ist seit Jahren im Kampf mit den Krankenkassen und der ARGE, da sie auch nicht voll arbeiten gehen kann. Ken ist mittlerweile 13 Jahre alt und ehrlich, ich dachte schon ADHS-Kinder sind anstrengend, aber er topt es bei weitem.
Nachdem noch vermutet wurde, dass er ADHS mit Autismus, kam dann endlich heraus, dass er Autist mit ADHS ist.

Es gibt in Deutschland nur eine Klinik, die auf diese Erkrankung spezialisiert ist, die liegt in Hamburg.
Meine Freundin muss um alles kämpfen, zum Teil auch vor Gericht. Ken neigt leider auch zu Gewaltausbrüchen, wenn irgend etwas seinen Tagesablauf stört oder ihm etwas nicht in den Kram passt.

Deutschland macht es Eltern mit nicht gesunden Kindern auch nicht sehr einfach und meine Freundin meinte nur einmal zu mir, wenn sie vorher gewusst hätte, was auf sie zukommt, dann hätte sie es sich sicher noch einmal überlegt.
Ein zweites Kind kommt und kam für sie nicht mehr in Frage. Dafür ist die Angst einfach zu große, dass auch die folgenden Kinder nicht gesund sein könnten.



Geschrieben von mandragora am 08.07.2011 um 18:22:

 


Das dürfte bei der PID kaum anders sein, gegeben, dass da zu dem sonstigen Formularkram auch noch eine Ethik-Kommission entscheiden soll. So oder so ist es kein Argument für die PID, sondern allenfalls eines für die Überarbeitung des Adoptionsprozederes. Gibt genügend Eltern, die adoptieren wollen und genügend Kinder, die sich sehnlichst ein Zuhause außerhalb des Waisenhauses wünschen.

Ich weiß nicht, wie ich letztlich gestimmt hätte, aber ich tendiere dagegen. Ich finde es nicht einzusehen, warum jemand, der weiß, er trägt eine schwere Erbkrankheit in sich, partout eigene Kinder haben muss. Durch die PID verschwindet die Erbkrankheit nicht aus dem Genpool, oder auch nur dem Genom. Man selektiert lediglich die Embryonen aus, bei denen sie zum Ausbruch kommt. Warum man nicht statt dessen ein Kind adoptieren kann, erschließt sich mir nicht.



Geschrieben von Karitza am 08.07.2011 um 19:25:

 

@ samuel: ja, schlicht und einfach. ich hätte mich gar nicht gegen meinen sohn entscheiden , selbst wenn vorher klar gewesen wäre, dass er nicht gesund ist. glücklicherweise ist er das im großen und ganzen.

aber mal angenommen, du hast ein kind, das gesund zur welt kommt. das ist keine garantie dafür, dass es immer so bleibt. was machst du dann mit deinem kind, wenn es durch einen unfall oder sonstwas schäden davon trägt, die irreversibel sind?



Geschrieben von samuel am 08.07.2011 um 19:43:

 

Du kannst nicht ein Kind vergleichen, dass durch einen Unfall, sagen wir mal, halbseitig gelähmt wird, mit einem Kind, was mit einer Erbkrankheit geboren wird, an der es innerhalb der nächsten 5 Jahre zB stirbt. Diese Fälle sind für mich völlig anders gelagert.

Natürlich gibt es keine Garantie für ein gesundes Kind, und dass das immer so bleibt, aber du kannst nicht ein, von vor Geburt an sterbenskrankes Kind, mit einem vergleichen, was später vom Schicksal getroffen wird.

Wir sollten nicht vergessen, dass das eine WAS-WÄRE-WENN-DISKUSSION ist, und ich hoffe, mich nie solchen Fragen stellen zu müssen. Wenn ich selber betroffen wäre, wüsste ich nicht, ob ich meine doch hier getroffenen Aussagen revidieren würde und mich trotz allem wie du entscheiden würde. Solche Schicksalschläge verändern ja auch. Hoffen wir, dass wir uns nicht vor der Frage stellen müssen.



Geschrieben von Cellmorbasg am 08.07.2011 um 22:17:

 


Das ist richtig. Nur ist das ein Grund diese Kinder möglichst nicht zu bekommen? Ich finde gerade da sollte die Gesellschaft ihren Umgang mit behinderten Kindern und die Absonderung in Behindertenschulen überdenken. Natürlich ist das bei geistigen Behinderungen weniger einfach, aber bei körperlichen Behinderungen sollte es doch möglich sein.


Ist die Geburt eines gesunden Kindes nicht ebenso Schicksal? Nur weil wir das normal finden und es häugier vorkommt ist es kein Schicksal sondern vorherbestimmt? Gerade dieses Umdenken in Richtung der Planung von Erschaffung von Leben wird aus meiner Sicht langfristig so was wie Designerbabys - wenn sowas möglich wird - nicht verhindern. Ich denke alle Eltern wünschen sich gesunde Kinder. Könnten sie das sicherstellen würden sie das tun. Der Schritt nicht nur die Gesundheit, sondern auch Merkmale sicherzustellen ist dann gedanklich nicht mehr weit.


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