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Geschrieben von Vi83 am 01.09.2011 um 19:51:

smile Literaturempfehlung - wer kennt sich aus?

Hallo,

ich habe vor kurzem "Das Parfüm" von Patrick Süßkind gelesen und fand es wirklich gut. Mir hat der Schreibstil sehr zugesagt und ich fand es auch ziemlich spannend.

Nun bin ich auf der Suche nach einem neuen Buch zum Lesen. Könnt ihr mir etwas empfehlen?

(Auf "Das Parfüm" bin ich gekommen durch den Film zum Buch).

Schöne Grüße
Vi83



Geschrieben von Justine am 01.09.2011 um 19:58:

 

Da meldet sich mal wieder die Buchhändlerin zu Wort. (Ich weiß, ich bin nervig, aber ich liebe meinen Job :lolGrinsen

Ich habe von Süßkind ebenfalls "Das Parfüm" und "Die Taube" und "Der Kontrabass" gelesen.
"Das Parfüm" ist grandios, die zwei anderen haben mir nur mäßig gefallen, sind sind von der Handlung als auch vom Stil her ganz anders.

Wen ich empfehlen kann, der grob in die Richtung geht, wäre Martin Suter.
Seine Bücher sind größtenteils eine Mischung aus Gesellschaftssatire und Krimi, außerdem recheriert Suter wahnsinnig gut.

Meine Favoriten von Suter wäre:
- Der lezte Weynfeldt
- Die dunkle Seite des Mondes
- Der Teufel von Mailand

Schau dir die doch mal, und poste ob sie dir zusagen oder nicht.
Augenzwinkern



Geschrieben von Vi83 am 01.09.2011 um 20:14:

 

Hallo Justine,

also, ich finde es richtig toll, dass du sofort geantwortet hast .

Sehr interessant, was du über die anderen beiden Bücher von Patrick Süßkind schreibst.
In meiner Parfüm-Ausgabe wurden "Die Taube" und "Der Kontrabass" nämlich am Ende des Buches kurz vorgestellt und mich haben diese Beschreibungen nicht wirklich begeistert.

Es ist ein ziemlicher Zufall, dass du mir Martin Suter empfiehlst. Über sein Buch "Lila, lila" habe ich nämlich vor kurzem eine Rezension gelesen breites Grinsen .

Danke schon mal für den Schriftsteller-Tipp Grinsen .

Schöne Grüße
Vi83



Geschrieben von late_knight am 01.09.2011 um 23:01:

 

Wenn dir das Parfüm gefallen hat, könntest du auch "SChlafes Bruder" von Robert Schnieider gut finden.

Stell dir das Parfüm vor und ersetz die Düfte durch Töne, also das absolute Riechorgan durch das absolute Gehör.



Geschrieben von Vi83 am 02.09.2011 um 23:30:

 

Hallo late_knight, das macht mich ja sehr neugierig Grinsen .



Geschrieben von Justine am 03.09.2011 um 10:34:

 

"Schlafes Bruder" fand ich fast noch ne Nummer härter als "Das Parfum".
Hier mal ein Teil des Wikipedias-Eintrag (lies ihn ja nicht selbst, sonst kennst du die ganze Handlung):

Es ist definitiv lesenswert, auch die Verfilmung von Joseph Vilsmaier fand ich gar nicht schlecht.



Geschrieben von Vi83 am 03.09.2011 um 23:35:

 

Oh vielen Dank, Justine, dass du mir dies gepostet hast.

Auf jeden Fall klingt es interessant, finde ich. Aber ich bin mir nicht sicher, ob mir dies nicht eine Spur zu hart ist... .

________

So, wollte mal posten, wie es auf meiner Suche nach meiner Leselektüre weitergegangen ist. Da ich im Bereich der Belletristik erstmal leider kein Buch gefunden hatte, für das ich mich so richtig erwärmen konnte, habe ich in den letzten Wochen intensiv Kulturmagazine bzw. den Kulturteil von Zeitschriften gelesen.
Und jetzt versuche ich es mit der "Päpstin" von Donna W. Cross. Habe das Buch zwar dieses Jahr schon einmal gelesen, aber dies ist schon mehrere Monate her und für mich ist es auf jeden Fall ok, ein gutes Buch mehrmals zu lesen.

Viele Grüße




Geschrieben von casey am 11.10.2011 um 13:06:

 

Denk aber bitte dran, dass dieses Buch historischer Schwachsinn ist (nicht wegen der Päpstin, sondern dem Frauenbild). Trotzdem ist es sehr spannend, also viel Spaß Augenzwinkern



Geschrieben von Vi83 am 11.10.2011 um 13:13:

 

Hey,



Was ist denn mit dem Frauenbild? Willst Du sagen, dass das generelle Frauenbild, dass in diesem Buch so dargestellt wird, nicht der damaligen Realität entsprach? Oder wie kann ich Deinen Beitrag verstehen?

Neugierige Grüße



Geschrieben von casey am 11.10.2011 um 13:18:

 

Jap, genau das will ich damit sagen. Das Mittelalter war nicht ganz so arg böse, wie es hier dargestellt wird.

Ich hab über das Buch eine Hausarbeit in meinem Mittelalter-Seminar geschrieben, daher weiß ich das Grinsen



Geschrieben von grit am 11.10.2011 um 17:20:

 

Zumindest hatten im Mittelalter die Frauen weitaus mehr Rechte, auch in wirtschaftlicher Hinsicht, als in der sog. frühen Neuzeit - da war es weitaus finsterer.



Geschrieben von Vi83 am 12.10.2011 um 23:21:

 

Hallo casey,

wie kommst Du denn gerade zu so einem Hausarbeitsthema? Warst Du früher Fan des Buches? Vielleicht hast Du ja Lust, ein paar Unterschiede ( Buch / damalige Realität) zu nennen. Würde mich schon interessieren Grinsen .

Tschüß
Vi83



Geschrieben von casey am 13.10.2011 um 00:13:

 

Hi V83,

wenn es dich wirklich interessiert, würde ich meine Hausarbeit (Note: 1 Augenzwinkern ) auch einfach mal hier reinsetzen. Ich war früher ein sehr großer Fan des Buches (auch jetzt noch, ich finde halt, es ist sehr spannend geschrieben, ob alles stimmt oder nicht, und für diese Erkenntnis bekam ich dann auch ein Plus von meiner Dozentin ^^), aber als mir meine Dozentin dann den Auftrag gab, das Thema "Frauen im Mittelalter" in meinem Referat zu behandeln, wurde mir erst klar, wie fernab der Realität dieses Buch eigentlich ist. Übrigens konnten selbst meine Mitstudenten, allesamt Geschichtsstudenten, kaum glauben, was ich ihnen da erzählte.
Und das brachte mich dann auf die Idee, beide Seiten zu vergleichen.

lg
casey



Geschrieben von Vi83 am 13.10.2011 um 02:36:

 

Hallihallo,

hast Du denn eine Zusammenfassung der Hausarbeit bzw. ein Handout, welches Du hier reinsetzen könntest? Das wäre toll. So dass man die zentralen Aussagen nachlesen kann. Um eine gesamte Hausarbeit zu lesen, werde ich wohl definitiv nicht die Zeit haben... .

Geschichte war in den letzten Jahren in der Schule übrigens eines meiner Lieblingsfächer breites Grinsen .

Tschüßi



Geschrieben von casey am 13.10.2011 um 15:15:

 

Ich hatte drei Themen, zu denen ich die Situation im Buch beschrieben habe und dann die mittelalterliche Realität dagegen stellte. Ich fass es einfach mal zusammen:



Mädchen sind sündig und unwürdig, Wissen zu erwerben. Die Kirche verbietet es und auch sonst ist jeder der Meinung, dass eine gebildete Frau unnatürlich ist. Johannas Verkleidung ist der einzige Weg für sie, um lernen zu können.

- Bauern hatten keine Gelegenheit, ihre Töchter unterrichten zu lassen, Unterricht in Lesen und Schreiben war aber in den höheren Ständen durchaus üblich für Mädchen
- ab dem 13. Jahrhundert gab es in den Städten Laienschulen, wo Jungs und Mädchen gleichermaßen unterrichtet wurden
- ab dem 6. Jahrhundert entstehen parallel zu den Mönchsklöstern Nonnenklöster, wo Frauen ungehindert Wissen erwerben konnten mit dem Segen der Kirche
- der Eintritt in ein Nonnenkloster war teuer, so dass Johanna diese Möglichkeit wahrscheinlich versperrt geblieben wäre, doch im ganzen Buch findet diese Option kein einziges Mal Erwähnung, genauso wie nie Nonnen überhaupt erwähnt werden - fast, als gäbe es sie gar nicht
- der überlieferte Briefwechsel z.B. einer Hildegard von Bingen mit hohen Würdenträgern zeigt, dass eine gebildete Frau durchaus akzeptiert und respektiert wurde, ebenso wie ihre Heiligsprechung
- ein überwiegender Teil der mittelalterlichen Bevölkerung bestand aus Analphabeten - Frauen UND Männer. Dies ist aber eher auf einem Mangel an Gelegenheit zurückzuführen statt eines kirchlichen Dogmas



Johanna soll gezwungen werden, einen Kerl zu heiraten, den sie gar nicht kennt. "" S. 178

- Die Ehen wurden tatsächlich meistens von den Familien der Brautleute gestiftet, aber
- eine Eheschließung ohne die Einwilligung der Braut war vollkommen unmöglich. Man konnte sie zwar natürlich mit Drohungen zu einem Ja zwingen, aber wenn sie dieses Ja vor dem Traualtar verweigerte, konnte sie auch nicht verheiratet werden
- nach der Hochzeit ging die Frau aus dem (vgl. Vormund) ihres Vaters in den ihres Ehemannes über. Munt bedeutet aber nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten (Versorgung der Ehefrau, Schirm und Schutz)
- die Braut erhielt von ihrem Bräutigam die Brautgabe, die als eine Art Witwenversorgung verstanden werden kann. Diese blieb zumindest teilweise im Besitz der Frau, sie war also nicht mittelos.
- Das Einverständnis des Vaters war für die Eheschließung nötig, wenn dieser es verweigerte, konnte der Bräutigam die Braut "entführen" und ohne Einverständnis des Vaters (aber immer mit dem Einverständnis der Braut) heiraten. Es gab also durchaus Liebeshochzeiten gegen alle Widerstände.
- Der Mann durfte seine Frau durchaus züchtigen, doch gab es fließende Grenzen. Im Spätmittelalter war es gar in den Städten verboten, auf dem Land noch erlaubt, doch gerade dort, also im bäuerlichen Umfeld, wo die Ehe eine Partnerschaft war, wo jeder auf den anderen angewiesen ist, konnte es sich ein Mann nciht leisten, seine Frau permanent zu verprügeln. Hatte er dann auch noch keinen guten Grund bzw. schlug er zu hart, bekam er die Verachtung der Nachbarn zu spüren.
- Ein Mord an der Ehefrau ist, anders als Cross den Eindruck erwecken will, völlig inakzeptabel.



Quasi nicht existent. Frauen waren im Prinzip Freiwild, Vergewaltigung stand nicht unter Strafe (vgl. der Prozess, über den Gerold als Markgraf richtet, S. 225). Ehebruch wurde nur bei Frauen geahndet.

- schon im ältesten fränkischen Volksrecht (pactus legis salicae) gibt es schon Geldstrafen allein bei der Berührung einer Frau, ebenso Geldstrafen für Vergewaltigung, wobei sich die Höhe der Strafe nach dem Familienstand der Frau richtete (Strafe war bei verheirateten Frauen doppelt so hoch wie bei Junggesellinnen, auch Schwangere und Witwen standen unter beosnderen Schutz)
- Es gab aber auch wesentlich empfindlichere Strafen wie Blendung, Kastrierung, Hinrichtung. In Sizilien zog nach der Gesetzgebung Friedrichs II. sogar die Vergewaltigung einer Prostituierten die Todesstrafe nach sich, dazu hohe Geldbußen für jeden, der sich der unterlassenen Hilfeleistung schuldig machte
- Problem wie heute: Aussage gegen Aussage. Wurde die Frau danach schwanger, konnte das zudem nicht als Vergewaltigung gewertet werden, da nach mittelalterlichen Verständnis eine Frau nur empfangen konnte, wenn sie Lust beim Akt empfand.
- Bei Ehebruch wurden Männer auch bestraft, allerdings weniger hart (meist mit mehrjährigen Bußen)

Fazit: Spannendes Buch, auch wenns nicht stimmt breites Grinsen

Literatur:
- Bumke, Joachim: Höfische Kultur. Literatur und Gesellschaft im hohen Mittelalter Band 1. München 1986
- Cross, Donna W.: Die Päpstin. Augsburg 2000
- Epperlein, Siegfried: Bäuerliches Leben im Mittelalter. Schriftquellen und Bildzeugnisse. Köln 2003
- Fossier, Robert: Das Leben im Mittelalter. München 2008,
- Goetz, Hans-Werner: Leben im Mittelalter vom 7. bis zum 13. Jahrhundert. München 1986
- Goetz, Hans-Werner: Moderne Mediävistik: Stand und Perspektiven der Mittelalterforschung. Darmstadt 1999
- Lexikon des Mittelalters Bd. 6 ‚Lukasbilder bis Plantagenêt‘. München/Zürich 1993,
- Opitz, Claudia: Frauenalltag im Mittelalter. Biographien des 13. und 14. Jahrhunderts. Weinheim/Basel 1985
- Schubert, Ernst: Alltag im Mittelalter. Natürliches Lebensumfeld und menschliches Miteinander. Darmstadt 2002
- Shahar, Shulamit: Die Frau im Mittelalter. Königstein i. T. 1981



Ich hoffe, das bringt ein wenig Licht ins Dunkel Grinsen


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